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ein Einbrecher verschiedene Methoden kennt, um vermeintlich ein-
bruchssichere Anlagen zu knacken. Ließe man ihn einen Einbruchs-
schutz entwickeln, würde er vor allem die ihm bekannten Maßnah-
men berücksichtigen und viele andere Methoden außer Acht lassen.
Andererseits glaubt auch ein Ingenieur oft zu wissen, wie Ein-
brecher vorgehen, und konstruiert von diesem Erkenntnisstand aus
einen scheinbar einbruchssicheren Mechanismus.Ein Einbrecher hat
einem Ingenieur die kriminelle Umgebung und jahrelange Erfahrung
voraus. Nur so ist zu erklären, daß Fahrzeuge trotz ausgetüftelter
Diebstahltechniken von professionellen Autodieben innerhalb weni-
ger Minuten geknackt werden.
Ähnlich verhält es sich mit den Crackern und den Herstellern von
Software. Um einen Kopierschutz zu entfernen, muß ein Cracker
nicht zwangsläufig wissen, wie der Kopierschutz funktioniert. Die
Fähigkeit, einen Kopierschutz zu programmieren, ist in den meisten
Fällen nicht ausschlaggebend. Umgekehrt ist der Kopierschutzher-
steller über die Vorgehensweise von Crackern entweder gar nicht
oder nur theoretisch informiert.
Bestimmte Hochschulen haben dieses grundlegende Problem er-
kannt. 2003 bot die kanadische Universität von Calgary Kurse an, in
denen Studenten lernen konnten,Viren und andere Computerschäd-
linge zu programmieren. Dan Seneker von der Hochschule erklärte,
das Ziel des Kurses sei,Studenten in die Lage eines Cyberkriminellen
zu versetzen,um ein Problem zu verstehen,das jährlich hohen Scha-
den anrichtet.3 Im April 2005 kündigte die La-Salle-Universität in
Barcelona das Angebot von Hackerkursen an. Sie hofft, Studenten
ausbilden zu können,die im späteren Berufsleben Computersysteme
besser vor Angriffen schützen können.4
NICHTS IST UNKNACKBAR
Jeder Kopierschutz weist gewisse Schwachstellen auf,die ein Cracker
lediglich aufspüren muß, um den Schutz auszuhebeln. Die Film-
industrie mußte dies bei ihrem angeblich unknackbaren Kopier-
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KUNST DES
CRACKENS122
No Copy
Die Welt der digitalen Raubkopie
- Titel
- No Copy
- Untertitel
- Die Welt der digitalen Raubkopie
- Autoren
- Jan Krömer
- Evrim Sen
- Verlag
- Tropen Verlag
- Ort
- Leipzig
- Datum
- 2007
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 2.0
- ISBN
- 3-932170-82-2
- Abmessungen
- 13.9 x 19.0 cm
- Seiten
- 314
- Schlagwörter
- Raubkopie, Werk, Digitalisierung, Vervielfältigung, Privatgebrauch
- Kategorien
- Medien
- Recht und Politik
Inhaltsverzeichnis
- 1. DIE GESCHICHTE DER SCHWARZKOPIE
- 2. KOPIE DER KOPIE DER KOPIE
- 3. ALL YOU CAN EAT
- 4. DIE KUNST DES CRACKENS
- 5. CRACKERETHIK
- 6. RAUB, KOPIE, PHILOSOPHIE
- 7. IM PARAGRAPHENDSCHUNGEL
- 8. DAS IMPERIUM UND SEINE REBELLEN
- 9. AUFRUHR IM SYSTEM
- NACHWORT 256
- INTERVIEWS
- GLOSSAR 279
- ANMERKUNGEN 290