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Die Hackerszene ist keineswegs eine Gesellschaft zwielichtiger Ge-
stalten,die sich auf geheimen Treffen in ihre eigene Welt zurückzie-
hen. Die Medien stellen die Hacker- und Crackerszene gerne als rät-
selhaftes Nebenprodukt einer längst etablierten Industrie dar, die
man am liebsten schnell wieder loswerden würde. Durch derartige
Berichte entsteht der Eindruck, es handele sich dabei um ein Pro-
blem,das man lösen müsse.Sieht man sich die Computergeschichte
genauer an, wird jedoch deutlich, daß die Gemeinschaft der Hacker
ihrerseits von Anfang an die Computerindustrie geprägt hat. In vie-
lerlei Hinsicht hat sie die wirtschaftliche Entwicklung der Software-
industrie nicht nur stark beeinflußt,sondern diese durch technische
Innovationen überhaupt erst ins Leben gerufen.
FREE SOFTWARE!
Während heutzutage Microsoft Windows als das wohl bekannteste
Betriebssystem gelten darf, war in den 70er Jahren Unix gerade in
Universitäten weit verbreitet.Unix wurde damals von der amerikani-
schen Telefongesellschaft AT&T zum Selbstkostenpreis vertrieben.
Der Erfolg von Unix und die Verbreitung in Hochschulen waren dar-
auf zurückzuführen, daß AT&T als Telefonmonopolist aufgrund der
Kartellgesetzgebung in den USA mit Software kein Geld verdienen
durfte. 1974 wurde jedoch vom U. S. Department of Justice ein Anti-
Trust-Verfahren gegen den Monopolisten eingeleitet. 1984 entschied
die US-Regierung schließlich, den amerikanischen Telefonriesen in
sieben kleinere Unternehmen aufzuteilen. Die Zerschlagung von
AT&T sollte die Konkurrenz auf dem Telefonmarkt beleben.
Dieses in der amerikanischen Wirtschaftsgeschichte bedeutende
Ereignis schlug hohe Wellen bis hin zum MIT und anderen Uni-
versitäten. Da AT&T als zerlegtes Unternehmen keine Monopolstel-
lung mehr innehatte, durfte es noch im selben Jahr sein Betriebs-
system Unix für teures Geld verkaufen. Der durch die flächendek-
kende Verbreitung gewonnene Marktanteil entpuppte sich für den
ehemaligen Telefonriesen als gewinnbringende Chance. Die Hoch-
NO ©OPY
No Copy
Die Welt der digitalen Raubkopie
- Titel
- No Copy
- Untertitel
- Die Welt der digitalen Raubkopie
- Autoren
- Jan Krömer
- Evrim Sen
- Verlag
- Tropen Verlag
- Ort
- Leipzig
- Datum
- 2007
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 2.0
- ISBN
- 3-932170-82-2
- Abmessungen
- 13.9 x 19.0 cm
- Seiten
- 314
- Schlagwörter
- Raubkopie, Werk, Digitalisierung, Vervielfältigung, Privatgebrauch
- Kategorien
- Medien
- Recht und Politik
Inhaltsverzeichnis
- 1. DIE GESCHICHTE DER SCHWARZKOPIE
- 2. KOPIE DER KOPIE DER KOPIE
- 3. ALL YOU CAN EAT
- 4. DIE KUNST DES CRACKENS
- 5. CRACKERETHIK
- 6. RAUB, KOPIE, PHILOSOPHIE
- 7. IM PARAGRAPHENDSCHUNGEL
- 8. DAS IMPERIUM UND SEINE REBELLEN
- 9. AUFRUHR IM SYSTEM
- NACHWORT 256
- INTERVIEWS
- GLOSSAR 279
- ANMERKUNGEN 290