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PHILOSOPHIE170
wie Fahrsicherheit,Geräumigkeit und moderne Technik möchte man
sicherlich nicht missen. Ginge es aber allein um den Nutzen, würde
auch eine durchschnittliche Automarke in gleicher Ausstattung ge-
nügen.Der persönliche Wert übersteigt oft den Nutzeffekt,bei einem
Luxuswagen spielen beispielsweise die Marke und die Exklusivität
eine Rolle. Natürlich muß ein Produkt auch eine Nachfrage befriedi-
gen, der Konsument muß das Gefühl haben, daß das Produkt einen
Zweck erfüllt. Der emotionale Aspekt und das persönliche Empfin-
den sind jedoch ebenfalls wichtige Kaufentscheidungen. Menschen
kaufen Dinge nicht aus reinem Nutzen heraus.
Bei Software dagegen sieht es anders aus. Es ist nicht die Marke,
die eine Kaufentscheidung hervorruft. Hier steht die Funktionalität,
also der Nutzen, im Vordergrund.
Ebenso eigen verhält es sich mit den Entwicklungskosten eines
Autos gegenüber denen einer Software.Bei einem neuen Automodell
entstehen wie bei allen Produkten Entwicklungskosten. Sobald die-
ser Prozeß abgeschlossen ist, folgt die Produktion. Die Zusammen-
setzung des Fahrzeugs in der Fabrik nimmt Material- und Arbeits-
kosten in Anspruch. Auch bei einer Software entstehen Entwick-
lungskosten. Sobald die Software diese Kosten eingeholt hat, gehen
jedoch die Herstellungskosten gegen null. Die Software kann nun
ohne großen Aufwand vervielfältigt werden, schließlich besteht sie
lediglich aus kopierbaren Daten. Daher sind beim Kauf einer Soft-
ware so gut wie keine Materialkosten zu bezahlen. Der Kunde er-
wirbt lediglich die Kopie.
Der Wert einer Software ist also der Verkaufspreis, den das Unter-
nehmen für diese Software ansetzt.Was der Kunde am Ende erwirbt,
kann nicht am Rohmaterial gemessen werden.Dabei handelt es sich
um einen Datenträger, der einen Materialwert unter einem halben
Cent hat.Weder das Gewicht des Datenträgers noch die Verpackung
lassen den Wert des Produktes erkennen.Für den Kunden ist es des-
halb nicht annähernd möglich, den realen Wert der Software nach-
zuvollziehen.
NO ©OPY
No Copy
Die Welt der digitalen Raubkopie
- Titel
- No Copy
- Untertitel
- Die Welt der digitalen Raubkopie
- Autoren
- Jan Krömer
- Evrim Sen
- Verlag
- Tropen Verlag
- Ort
- Leipzig
- Datum
- 2007
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 2.0
- ISBN
- 3-932170-82-2
- Abmessungen
- 13.9 x 19.0 cm
- Seiten
- 314
- Schlagwörter
- Raubkopie, Werk, Digitalisierung, Vervielfältigung, Privatgebrauch
- Kategorien
- Medien
- Recht und Politik
Inhaltsverzeichnis
- 1. DIE GESCHICHTE DER SCHWARZKOPIE
- 2. KOPIE DER KOPIE DER KOPIE
- 3. ALL YOU CAN EAT
- 4. DIE KUNST DES CRACKENS
- 5. CRACKERETHIK
- 6. RAUB, KOPIE, PHILOSOPHIE
- 7. IM PARAGRAPHENDSCHUNGEL
- 8. DAS IMPERIUM UND SEINE REBELLEN
- 9. AUFRUHR IM SYSTEM
- NACHWORT 256
- INTERVIEWS
- GLOSSAR 279
- ANMERKUNGEN 290