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REBELLEN206
strafe, und die IFPI einigte sich mit ihm in einem Vergleich auf die
Zahlung von 8.000 Euro Schadensersatz.16 Interessant an seinem Fall
war dabei vor allem die Öffentlichkeitsarbeit des Branchenverban-
des.Dessen Meldungen versuchten stets den Eindruck zu erwecken,
der Azubi sei wegen des Anbietens mehrerer tausend Musiktitel ver-
urteilt worden. Angeboten hatte der 23jährige in der Tauschbörse
Kazaa aber gerade einmal 272 Dateien. Und auch nur hierauf bezog
sich letztendlich das Gerichtsurteil.17 Neben dem Cottbuser Azubi
verklagte die Musikindustrie weiterhin die gesamte Bandbreite der
Tauschbörsennutzer. Ein 57jähriger Lehrer mußte ebenso Schadens-
ersatz leisten wie eine 16jährige Schülerin, ein Schreiner und meh-
rere Studenten.
VERKLAGT SIE ALLE!
Dagegen hielt sich die Filmindustrie zunächst zurück mit solchen
Massenklagen. Erst angesichts der wachsenden Verbreitung schnel-
ler Internetverbindungen, mit denen auch Filme in relativ kurzer
Zeit heruntergeladen werden konnten,wurde sie nervös. Im Novem-
ber 2004 begann folglich auch die MPAA ihren »eigenen Krieg gegen
den Terror«, wie Präsident Jack Valenti die Mission der Filmlobby be-
reits zwei Jahre zuvor beschrieben hatte.18 Sie startete eine erste
Klagewelle gegen die Filmsammler in den Tauschbörsen. Im Gegen-
satz zur Musikindustrie gab die MPAA weder bekannt, in welchen
Tauschbörsen sie auf die Jagd gegangen war,noch,wie viele Filmfans
überhaupt verklagt wurden. Insider sprachen von bis zu 300 File-
sharing-Nutzern, von denen einige nur einen einzigen Film herun-
tergeladen hatten.19 Offensichtlich war es das Ziel, Unsicherheit un-
ter den Tauschern zu verbreiten.
Die MPAA verteidigte den Vorwurf der Geheimniskrämerei. »Es ist
egal, ob es 10 oder 500 Klagen sind. Es geht darum, daß es nirgends
einen sicheren Platz gibt«, sagte der für den Kampf gegen Schwarz-
kopien zuständige MPAA-Direktor John Malcolm.20 Im Januar 2005
startete die MPAA eine zweite Klagewelle gegen Filesharer.Auch hier-
NO ©OPY
No Copy
Die Welt der digitalen Raubkopie
- Titel
- No Copy
- Untertitel
- Die Welt der digitalen Raubkopie
- Autoren
- Jan Krömer
- Evrim Sen
- Verlag
- Tropen Verlag
- Ort
- Leipzig
- Datum
- 2007
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 2.0
- ISBN
- 3-932170-82-2
- Abmessungen
- 13.9 x 19.0 cm
- Seiten
- 314
- Schlagwörter
- Raubkopie, Werk, Digitalisierung, Vervielfältigung, Privatgebrauch
- Kategorien
- Medien
- Recht und Politik
Inhaltsverzeichnis
- 1. DIE GESCHICHTE DER SCHWARZKOPIE
- 2. KOPIE DER KOPIE DER KOPIE
- 3. ALL YOU CAN EAT
- 4. DIE KUNST DES CRACKENS
- 5. CRACKERETHIK
- 6. RAUB, KOPIE, PHILOSOPHIE
- 7. IM PARAGRAPHENDSCHUNGEL
- 8. DAS IMPERIUM UND SEINE REBELLEN
- 9. AUFRUHR IM SYSTEM
- NACHWORT 256
- INTERVIEWS
- GLOSSAR 279
- ANMERKUNGEN 290