Seite - 228 - in No Copy - Die Welt der digitalen Raubkopie
Bild der Seite - 228 -
Text der Seite - 228 -
SYSTEM228
ZAHLENPOLITIK
Die Berechnung der IDC ließe sich mit einer Studie vergleichen, die
herauszufinden versucht,wieviel Geld weltweit geraubt wird.Hierbei
würde man zunächst die Summe an legal in Banken abgehobenem
Geld ermitteln. Schließlich würde man den Gesamtbedarf an Geld
eines durchschnittlichen Menschen schätzen. Im nächsten Schritt
käme man zu dem Ergebnis, daß pro Mensch mehr Geld benötigt
wird, als legal abgehoben wurde. Die Schlußfolgerung wäre, daß
ständig eine beträchtliche Menge an Geld gestohlen werden müsse.
Betrachtet man die Studien des IDC noch genauer,tauchen weitere
Ungereimtheiten auf. Zunächst einmal hatte die IDC ihre statisti-
schen Erhebungen nur in einigen Ländern getätigt. Diese wurden
später einfach auf mehr als 80 Länder hochgerechnet.
Kritiker bemängelten zudem,daß in die Schätzung des Gesamtbe-
darfs freie Programme einkalkuliert worden waren, die ausdrücklich
kein Geld kosten. Der freie Internet-Browser Firefox und das ebenso
kostenlose Open-Office-Paket sollen beispielsweise mit einem Geld-
wert eingerechnet worden sein.5 Außerdem wurde die Nutzung älte-
rer Versionen nicht mit einbezogen. Falls ein Nutzer ein Grafikpro-
gramm aus dem Jahre 2003 erworben, aber 2004 kein neues Update
gekauft hatte, war das für die IDC Anlaß genug, anzunehmen, er sei
seinem Gesamtbedarf nicht mehr nachgekommen. Somit schlußfol-
gerte die Untersuchung, daß der Nutzer 2004 eine Schwarzkopie be-
nutzt hatte.
Prozentual ausgedrückt,ergab die so ermittelte Anzahl an Schwarz-
kopien die »Piraterierate«.Die häufig zitierte Angabe, in Deutschland
sei fast 30% aller eingesetzten Software schwarzkopiert,stammt aus
der Piracy Study der BSA.
Auf Grundlage dieser Berechnungen gibt die BSA auch den »Scha-
den durch Raubkopierer« für die untersuchten Länder an. Hierzu
multipliziert sie einfach die ermittelte Anzahl an Schwarzkopien mit
einem durchschnittlichen Verkaufspreis. Die Untersuchung setzt
NO ©OPY
No Copy
Die Welt der digitalen Raubkopie
- Titel
- No Copy
- Untertitel
- Die Welt der digitalen Raubkopie
- Autoren
- Jan Krömer
- Evrim Sen
- Verlag
- Tropen Verlag
- Ort
- Leipzig
- Datum
- 2007
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 2.0
- ISBN
- 3-932170-82-2
- Abmessungen
- 13.9 x 19.0 cm
- Seiten
- 314
- Schlagwörter
- Raubkopie, Werk, Digitalisierung, Vervielfältigung, Privatgebrauch
- Kategorien
- Medien
- Recht und Politik
Inhaltsverzeichnis
- 1. DIE GESCHICHTE DER SCHWARZKOPIE
- 2. KOPIE DER KOPIE DER KOPIE
- 3. ALL YOU CAN EAT
- 4. DIE KUNST DES CRACKENS
- 5. CRACKERETHIK
- 6. RAUB, KOPIE, PHILOSOPHIE
- 7. IM PARAGRAPHENDSCHUNGEL
- 8. DAS IMPERIUM UND SEINE REBELLEN
- 9. AUFRUHR IM SYSTEM
- NACHWORT 256
- INTERVIEWS
- GLOSSAR 279
- ANMERKUNGEN 290