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Außerdem machte MP3 das Musikhören mobiler als jemals zuvor.
Zwar boten auch schon Walkman oder tragbarer CD-Player die Mög-
lichkeit, unterwegs Musik zu hören. Die neue Technik ging jedoch
noch einen Schritt weiter.Mobile MP3-Player waren nicht nur kleiner
als die früheren Geräte, auch das Mitnehmen von Tonträgern entfiel.
Überdies boten sie Platz für viel mehr Songs,als auf eine CD paßten.
Das Medium Musik verwandelte sich von einer Sammlung von CDs
zu einer vernetzten Welt von Bits und Bytes. Ein ganzes Geschäfts-
modell wurde hierdurch in Frage gestellt. Konnte man überhaupt
weiterhin Musik auf CDs pressen und an die Hörer verkaufen, wo
sich deren Wünsche und Bedürfnisse doch offensichtlich geändert
hatten?
Um mit Musiktauschbörsen wie Napster konkurrieren zu können,
hätten neue Verkaufsstrategien entworfen werden müssen. Das
Marktforschungsunternehmen Forrester Research erkannte dieses
Problem bereits 2000 in einem Bericht über die Auswirkungen des
Internets auf die Musikindustrie. Forrester-Analyst Eric Scheirer
kommentierte damals die Studie: »Der Drang, Musik zu sammeln
und flexibel zu organisieren, eigene Playlists und CDs zu erstellen
und die eigenen Lieblingssongs Tausende Male abzuspielen, macht
einen großen Teil der Anziehungskraft von Napster aus.«37 Scheirer
hielt es für unumgänglich, daß die Plattenfirmen die Wünsche der
Kunden akzeptieren: »Die Konsumenten haben gesprochen – sie ver-
langen den Zugang zu Inhalten mit allen dazu notwendigen Mit-
teln.«38 Die Musikverlage hielten sich laut Scheirer derweil selber für
Fabrikationsbetriebe.Das sei aber nicht die Art,wie die Kunden über
Musik dächten: »Sie wollen auf Musik wie auf eine Dienstleistung
zugreifen können.«39
Die Musikwirtschaft war anderer Meinung.Anstatt die neue Tech-
nik zu akzeptieren,klebte sie an der alten.Sie fürchtete um ihre Ver-
käufe. Doch statt neue Konzepte zu entwickeln, versuchte sie ver-
zweifelt den Status quo zu halten.Die CD hatte der Musikwirtschaft
viele Jahre Rekordumsätze beschert. Nun traute sich die Industrie
NO ©OPY
No Copy
Die Welt der digitalen Raubkopie
- Titel
- No Copy
- Untertitel
- Die Welt der digitalen Raubkopie
- Autoren
- Jan Krömer
- Evrim Sen
- Verlag
- Tropen Verlag
- Ort
- Leipzig
- Datum
- 2007
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 2.0
- ISBN
- 3-932170-82-2
- Abmessungen
- 13.9 x 19.0 cm
- Seiten
- 314
- Schlagwörter
- Raubkopie, Werk, Digitalisierung, Vervielfältigung, Privatgebrauch
- Kategorien
- Medien
- Recht und Politik
Inhaltsverzeichnis
- 1. DIE GESCHICHTE DER SCHWARZKOPIE
- 2. KOPIE DER KOPIE DER KOPIE
- 3. ALL YOU CAN EAT
- 4. DIE KUNST DES CRACKENS
- 5. CRACKERETHIK
- 6. RAUB, KOPIE, PHILOSOPHIE
- 7. IM PARAGRAPHENDSCHUNGEL
- 8. DAS IMPERIUM UND SEINE REBELLEN
- 9. AUFRUHR IM SYSTEM
- NACHWORT 256
- INTERVIEWS
- GLOSSAR 279
- ANMERKUNGEN 290