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orientierung soll unter anderem einer Politikverdrossenheit und einem Vertrau-
ensverlust der BürgerInnen in politische Institutionen entgegenwirken (Europäi-
sche Kommission, 2001).
Im Kontext der österreichischen Kulturförderungsverwaltung hat Tasos Zemby-
las das explizit normative Konzept der Good Governance im Hinblick auf die
formale Qualität der Verwaltungsverfahren thematisiert. Er hebt dabei den Be-
darf einer aktiven Informationspolitik, einer sozialen Erreichbarkeit der Kultur-
beamtInnen sowie einer Verfahrenseffizienz hervor (Zembylas, 2006a) und ver-
knüpft damit ökonomische Kriterien mit sozialen und normativen Kriterien. Da-
von abgesehen wird das Konzept der Governance im österreichischen kulturpoli-
tischen Kontext nur in wenigen wissenschaftlichen Arbeiten behandelt, die sich
dem Thema aus Perspektive der Stadtentwicklung (Krisch, 2016; Lefenda, 2009)
beziehungsweise aus Management- und Steuerungsperspektive auf Ebene von
Kulturbetrieben (Parnreiter-Mathys, 2012; Prodinger, 2007) annähern.
Wie unterschiedliche Logiken zwischen Markt und Gemeinwohl argumentativ
verknüpft werden können, veranschaulicht die „We are more“-Kampagne der
Plattform Culture Action Europe, die sich als Netzwerkorganisation für den
nichtstaatlichen Kulturbereich in Europa engagiert:
„The EU has to make more bold investments [in culture, heritage and the arts, together
with education, social cohesion and environmental sustainability] if it wants to reach its
growth objectives and Europe to remain a thriving democracy in the future.“ (Culture
Action Europe, 2016b)
Thomas Schmitt, der sich mit einer Arbeit zur Cultural Governance im Kontext
der UNESCO-Weltkulturerbepolitik habilitiert hat (Schmitt, 2011b), beschreibt,
dass die Normativität des Konzepts und seine Deutungsoffenheit für politische,
soziale und MarktakteurInnen als Programmatik nützlich und angemessen ist.
Normativität und Deutungsoffenheit sind, wie Tasos Zembylas formuliert, Teil
einer symbolischen Politik als „eine Politik des Benennens, der Konstruktion
von Identität und Differenz und eine Strategie der Kommunikation“ (Zembylas,
2004: S. 43). Im Sinne eines weiteren Kulturbegriffs ist jede Art von politischer
und ökonomischer Koordination auch kulturell, da sie sich in einem geteilten
Sinn- und Bedeutungsgewebe (Max Weber) abspielt. Gesetze und Normen, an
denen sich individuelles und kollektives Handeln orientiert, sind ebenso aus
kommunikativen Aushandlungsprozessen hervorgegangen. Als Geltungsansprü-
che können diese interpretiert, kritisiert und neu verhandelt werden (Habermas,
Cultural Governance in Österreich
Eine interpretative Policy-Analyse zu kulturpolitischen Entscheidungsprozessen in Linz und Graz
- Title
- Cultural Governance in Österreich
- Subtitle
- Eine interpretative Policy-Analyse zu kulturpolitischen Entscheidungsprozessen in Linz und Graz
- Author
- Anke Simone Schad
- Publisher
- transcript Verlag
- Date
- 2019
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-8394-4621-8
- Size
- 14.8 x 22.5 cm
- Pages
- 322
- Keywords
- Political Science and International Studies, Kulturpolitik, Linz, Graz, Europäische Kulturhauptstadt, Demokratie, Cultural Governance, Österreich, Kultur, Kommunalpolitik, Politikwissenschaft, Politik
- Category
- Recht und Politik
Table of contents
- Abstract 7
- Gliederung des Buches 9
- 1 Prolog zu Cultural Governance: Doing Politics – Making Democracy? 11
- 2 Kultur, Öffentlichkeit und Politik: eine Annäherung 31
- 3 Theoretische Situierung von Cultural Governance 43
- 4 Lokale Situierung der Analyse in Österreich 87
- 5 Methodologische Situierung der Cultural-Governance-Analyse 109
- 5.1 Interpretative Policy-Analyse 109
- 5.2 Fokus auf die Situation 112
- 5.3 Positionierung, Perspektiven und Grenzen des Grounded Theorizing 126
- 5.4 Materialauswahl – der Unterschied zwischen der Fallanalyse und der Situationsanalyse 130
- 5.5 Situations-Mapping: AkteurInnen, Aktanten, weitere Elemente und ihre Wechselbeziehung 140
- 6 Ergebnisse der konkreten Situationsanalyse zur Verhandlung um Kulturförderung 155
- 7 Ergebnisse der Analyse Sozialer Welten in der Arena der Cultural Governance 219
- 7.1 Die Soziale Welt der städtischen Gemeinde 219
- 7.2 Die Soziale Welt der gewählten MandatarInnen (PolitikerInnen) 226
- 7.3 Die Soziale Welt der Kulturbetriebe in der Stadt 231
- 7.4 Die Soziale Welt der MitarbeiterInnen der städtischen Kulturverwaltung 242
- 7.5 Die Soziale Welt der Beiräte 254
- 7.6 Zusammenfassende Analyse der Sozialen Welten in der Arena der Cultural Governance 268
- 7.7 Normative Kriterien für Cultural Governance 271
- 8 Abschließendes Fazit 277
- 9 Anhang 283
- Literatur 293