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Cultural Governance in Österreich - Eine interpretative Policy-Analyse zu kulturpolitischen Entscheidungsprozessen in Linz und Graz
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36 | Cultural Governance in Österreich Wie der Staat ist auch Kultur eine res publica, die uns alle, das vorgestellte (Anderson, 2005) hergestellte, aufrechtzuerhaltende Volk, betrifft und von uns abhängt. Politik ist nach Aristoteles auch die „koinonia politike definiert als jene Gemeinschaft, die alle anderen in sich einschließt“ (Marchart, 2013: S. 192). Kultur und Politik werden hier durch geteilte (kulturelle) und zu verhandelnde (politische) Bedeutungen aufeinander bezogen – diese Bedeutungen in Frage zu stellen und zu verhandeln, die Öffentlichkeit zu erzeugen, ist eine Frage der Machtverhältnisse. „Die aristotelische Ethik weist auf die politische Dimension der Kulturverständnisse und sozialen Praktiken der Menschen hin. „Politisch“ hat hier einen allgemeinen Sinn und be- deutet, dass kulturelle Angelegenheiten öffentlich sind und das allgemeine Interesse be- treffen. Die Praxis der Realpolitik zeigt, wie mühevoll es ist, dieses wohlbegründete und berechtigterweise vorhandene allgemeine Interesse für öffentliche Angelegenheiten abzu- wehren und einzuschränken. Unangenehme Zustände werden immer wieder als „innere Angelegenheiten“ definiert; eine Einmischung von Dritten wird folglich verwehrt. Der öf- fentliche Charakter politischer Probleme und die geteilte Betroffenheit werden so syste- matisch negiert“ (Zembylas, 2004: S. 43). John Dewey hat die kommunikative Grundstruktur der menschlichen Erfahrung („experience“) umfassend beschrieben und aus pragmatischer Perspektive analy- siert (Dewey, 1929; Neubert, 2004: S. 4). „Of all affairs, communication is the most wonderful. That things should be able to pass from the plane of external pushing and pulling to that of revealing themselves to man, and thereby to themselves; and that the fruit of communication should be participation, sha- ring, is a wonder by the side of which transsubstantiation pales“ (Dewey, 1929: S. 166). Kommunikation ist Mittel zum Zweck und gleichzeitig freisetzend und befrei- end, sie ermöglicht die gemeinsame Erzeugung von Bedeutungswelten (d.h. von Kultur) und steigert so unmittelbar die Erfahrung derjenigen, die an ihr teilneh- men (Neubert, 2004: S. 4). Dewey spricht von der sowohl relativ stabilen als auch relativ kontingenten Eigenschaft der Welt (Dewey, 1929: S. 60). Menschli- che Erfahrung ist sowohl endlich und zeitlich begrenzt, voll von Fehlern, Kon- flikten und Widersprüchen, damit relativ ungesichert als auch voll „rührender Sehnsucht“ („pathetic longing“) nach Wahrheit, Schönheit und Ordnung als rela- tiv beständigen Werten. In Momenten wird dieser Zustand auch erreicht („mo- ments of achievement“), um dann wieder in Frage gestellt bzw. problematisiert zu werden (Dewey, 1929: S. 59-60). Mit Erving Goffmann analysiert und theo-
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Cultural Governance in Österreich Eine interpretative Policy-Analyse zu kulturpolitischen Entscheidungsprozessen in Linz und Graz
Title
Cultural Governance in Österreich
Subtitle
Eine interpretative Policy-Analyse zu kulturpolitischen Entscheidungsprozessen in Linz und Graz
Author
Anke Simone Schad
Publisher
transcript Verlag
Date
2019
Language
German
License
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-8394-4621-8
Size
14.8 x 22.5 cm
Pages
322
Keywords
Political Science and International Studies, Kulturpolitik, Linz, Graz, Europäische Kulturhauptstadt, Demokratie, Cultural Governance, Österreich, Kultur, Kommunalpolitik, Politikwissenschaft, Politik
Category
Recht und Politik

Table of contents

  1. Abstract 7
  2. Gliederung des Buches 9
  3. 1 Prolog zu Cultural Governance: Doing Politics – Making Democracy? 11
    1. 1.1 Cultural Governance als analytisches Konstrukt 18
    2. 1.2 Forschungsinteresse und Fragestellung 24
    3. 1.3 Theorie-Methoden-Analyserahmen 25
  4. 2 Kultur, Öffentlichkeit und Politik: eine Annäherung 31
    1. 2.1 (Wie) ist Kultur verhandelbar? 31
    2. 2.2 Kultur als Erzeugung von Öffentlichkeit als Voraussetzung von Legitimität 33
    3. 2.3 Kulturpolitik und Ideologie 37
    4. 2.4 Kulturpolitische Positionierung von Staat und Zivilgesellschaft 40
  5. 3 Theoretische Situierung von Cultural Governance 43
    1. 3.1 Demokratietheoretische Situierung: Demokratie als Aushandlungsprozess 43
    2. 3.2 Handlungstheoretische Situierung 59
  6. 4 Lokale Situierung der Analyse in Österreich 87
    1. 4.1 Positionierung staatlicher AkteurInnen in Österreich 87
    2. 4.2 Positionierung zivilgesellschaftlicher AkteurInnen in Österreich 95
    3. 4.3 Die städtische Perspektive 101
  7. 5 Methodologische Situierung der Cultural-Governance-Analyse 109
    1. 5.1 Interpretative Policy-Analyse 109
    2. 5.2 Fokus auf die Situation 112
    3. 5.3 Positionierung, Perspektiven und Grenzen des Grounded Theorizing 126
    4. 5.4 Materialauswahl – der Unterschied zwischen der Fallanalyse und der Situationsanalyse 130
    5. 5.5 Situations-Mapping: AkteurInnen, Aktanten, weitere Elemente und ihre Wechselbeziehung 140
  8. 6 Ergebnisse der konkreten Situationsanalyse zur Verhandlung um Kulturförderung 155
    1. 6.1 Analytischer Fokus auf Linz: In der Situation enthaltene Bedingungen 155
    2. 6.2 Detaillierte Situationsanalyse: Zehnprozentige Kürzung der nicht-gebundenen Subventionen in Linz 160
    3. 6.3 Zusammenfassende Situationsanalyse 210
  9. 7 Ergebnisse der Analyse Sozialer Welten in der Arena der Cultural Governance 219
    1. 7.1 Die Soziale Welt der städtischen Gemeinde 219
    2. 7.2 Die Soziale Welt der gewählten MandatarInnen (PolitikerInnen) 226
    3. 7.3 Die Soziale Welt der Kulturbetriebe in der Stadt 231
    4. 7.4 Die Soziale Welt der MitarbeiterInnen der städtischen Kulturverwaltung 242
    5. 7.5 Die Soziale Welt der Beiräte 254
    6. 7.6 Zusammenfassende Analyse der Sozialen Welten in der Arena der Cultural Governance 268
    7. 7.7 Normative Kriterien für Cultural Governance 271
  10. 8 Abschließendes Fazit 277
  11. 9 Anhang 283
    1. 9.1 Mappings 283
    2. 9.2 Interviewleitfäden 286
  12. Literatur 293
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