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Cultural Governance in Österreich - Eine interpretative Policy-Analyse zu kulturpolitischen Entscheidungsprozessen in Linz und Graz
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Theoretische Situierung | 67 materiellen oder digitalen Artefakten – Texten, Objekten, Körpern – besteht, in denen Konzepte, Ideen, Bedeutungen manifest werden (Schmitt, 2011a: S. 18). In der material-semiotischen Akteur-Netzwerktheorie (ANT) Bruno Latours (Latour, 2005) wird zusätzlich den nicht-menschlichen Elementen der materiel- len Welt, den Aktanten, ein gleichwertiger Status wie menschlichen Elementen in Netzwerken zugewiesen. Das heißt, sie sind nicht nur Manifestationen bzw. Bedeutungsträger, sondern interagieren gemeinsam mit menschlichen AkteurIn- nen in komplexen Handlungen bzw. Prozessen der Bedeutungs- und Netzwerk- bildung. Damit wird der Fokus erweitert und die Materialität des (politischen) Handelns miteingeschlossen. Der Symbolische Interaktionismus nach Anselm Strauss und Adele Clarke fasst die kollektiven Verpflichtungen auf der Meso-Ebene als „Soziale Welten“ bzw. „Diskursuniversen“, die in Verhandlungs-„Arenen“ aufeinandertreffen (Clarke, 2003, 2005, 2012; Strauss, 1991). Die kommunikative und situative Dimension der Institutionalisierung als gemeinsame Reaktionen auf eine bestimmte Situati- on wird vom Symbolischen Interaktionismus nach George Herbert Mead betont (Keller, 2012: S. 107). Jürgen Habermas schließt in seiner Theorie des kommunikativen Handelns basierend auf seiner Auseinandersetzung mit Mead über den Begriff der „Le- benswelt“ an das interpretative Paradigma an. Die Konzepte „Lebenswelt“ und „Soziale Welt“ sind dabei ähnlich – ersteres kommt aus der Phänomenologie, letzteres aus dem Symbolischen Interaktionismus. Das implizite lebensweltliche Hintergrundwissen des „immer schon Vertrauten“ ermöglicht und stabilisiert das kommunikative Handeln. Im Moment des „Ausgesprochenwerdens“ kommt es mit „kritisierbaren Geltungsansprüchen“ in Berührung und gerät damit „in den Strudel von Problematisierungsmöglichkeiten“ (Habermas, 1992: S. 39). Die po- litische Öffentlichkeit bildet eine Kommunikationsstruktur, „die über ihre zivil- gesellschaftliche Basis in der Lebenswelt verwurzelt ist“ (ibd., S. 435). und ebenso wie die Lebenswelt über kommunikatives Handeln reproduziert wird (ibd., S. 436). Habermas’ Theorie des kommunikativen Handelns versucht damit auf theoretischer Ebene eine Synthese zwischen Phänomenologie und Sys- temtheorie. Ein rein technokratisches Verständnis, wie es die Systemtheorie nach Luhmann vorschlägt, erfasst die lebensweltlich-phänomenologische Dimension nicht und entpolitisiert die Öffentlichkeit, deren Kritik- und damit Kontrollfunk- tion gegenüber ideologisch festgefrorenen, im Prinzip aber veränderlichen Ab- hängigkeitsverhältnissen Habermas im Sinne des emanzipatorischen Interesses der kritischen Theorie hervorhebt (McCarthy, 1989: S. 93).
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Cultural Governance in Österreich Eine interpretative Policy-Analyse zu kulturpolitischen Entscheidungsprozessen in Linz und Graz
Title
Cultural Governance in Österreich
Subtitle
Eine interpretative Policy-Analyse zu kulturpolitischen Entscheidungsprozessen in Linz und Graz
Author
Anke Simone Schad
Publisher
transcript Verlag
Date
2019
Language
German
License
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-8394-4621-8
Size
14.8 x 22.5 cm
Pages
322
Keywords
Political Science and International Studies, Kulturpolitik, Linz, Graz, Europäische Kulturhauptstadt, Demokratie, Cultural Governance, Österreich, Kultur, Kommunalpolitik, Politikwissenschaft, Politik
Category
Recht und Politik

Table of contents

  1. Abstract 7
  2. Gliederung des Buches 9
  3. 1 Prolog zu Cultural Governance: Doing Politics – Making Democracy? 11
    1. 1.1 Cultural Governance als analytisches Konstrukt 18
    2. 1.2 Forschungsinteresse und Fragestellung 24
    3. 1.3 Theorie-Methoden-Analyserahmen 25
  4. 2 Kultur, Öffentlichkeit und Politik: eine Annäherung 31
    1. 2.1 (Wie) ist Kultur verhandelbar? 31
    2. 2.2 Kultur als Erzeugung von Öffentlichkeit als Voraussetzung von Legitimität 33
    3. 2.3 Kulturpolitik und Ideologie 37
    4. 2.4 Kulturpolitische Positionierung von Staat und Zivilgesellschaft 40
  5. 3 Theoretische Situierung von Cultural Governance 43
    1. 3.1 Demokratietheoretische Situierung: Demokratie als Aushandlungsprozess 43
    2. 3.2 Handlungstheoretische Situierung 59
  6. 4 Lokale Situierung der Analyse in Österreich 87
    1. 4.1 Positionierung staatlicher AkteurInnen in Österreich 87
    2. 4.2 Positionierung zivilgesellschaftlicher AkteurInnen in Österreich 95
    3. 4.3 Die städtische Perspektive 101
  7. 5 Methodologische Situierung der Cultural-Governance-Analyse 109
    1. 5.1 Interpretative Policy-Analyse 109
    2. 5.2 Fokus auf die Situation 112
    3. 5.3 Positionierung, Perspektiven und Grenzen des Grounded Theorizing 126
    4. 5.4 Materialauswahl – der Unterschied zwischen der Fallanalyse und der Situationsanalyse 130
    5. 5.5 Situations-Mapping: AkteurInnen, Aktanten, weitere Elemente und ihre Wechselbeziehung 140
  8. 6 Ergebnisse der konkreten Situationsanalyse zur Verhandlung um Kulturförderung 155
    1. 6.1 Analytischer Fokus auf Linz: In der Situation enthaltene Bedingungen 155
    2. 6.2 Detaillierte Situationsanalyse: Zehnprozentige Kürzung der nicht-gebundenen Subventionen in Linz 160
    3. 6.3 Zusammenfassende Situationsanalyse 210
  9. 7 Ergebnisse der Analyse Sozialer Welten in der Arena der Cultural Governance 219
    1. 7.1 Die Soziale Welt der städtischen Gemeinde 219
    2. 7.2 Die Soziale Welt der gewählten MandatarInnen (PolitikerInnen) 226
    3. 7.3 Die Soziale Welt der Kulturbetriebe in der Stadt 231
    4. 7.4 Die Soziale Welt der MitarbeiterInnen der städtischen Kulturverwaltung 242
    5. 7.5 Die Soziale Welt der Beiräte 254
    6. 7.6 Zusammenfassende Analyse der Sozialen Welten in der Arena der Cultural Governance 268
    7. 7.7 Normative Kriterien für Cultural Governance 271
  10. 8 Abschließendes Fazit 277
  11. 9 Anhang 283
    1. 9.1 Mappings 283
    2. 9.2 Interviewleitfäden 286
  12. Literatur 293
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