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74 | Cultural Governance in Österreich
um menschliche, nichtmenschliche,
diskursive und andere Elemente zu
verdeutlichen und die Beziehungen
zwischen ihnen zu analysieren (in-
duktives Vorgehen) gegenüber konstitutiven Rechtferti-
gungsordnungen zu vergleichen (de-
duktives Vorgehen)
3.2.5 Situationen und ihre Analysierbarkeit
Chantal Mouffe hat darauf hingewiesen, dass der demokratische Prozess eine
Arena bildet, in der Konflikte ausgetragen werden können (Mouffe, 2000). Bei
der empirischen Analyse von Governance als politischem Prozess geht es somit
darum, ex post die Spielregeln und Spielräume in konkreten Arenen und Situati-
onen der Kulturpolitik zu ergründen. Wie wird Kulturpolitik vollzogen? Mit wel-
cher (demokratischen) Qualität? Dafür bedarf es eines inklusiven analytischen
Modells, das auch die Analyse von Unterschieden in institutionalisierten Zu-
sammenhängen bzw. sich institutionalisierenden Schließungen, Stabilisierungen
ermöglicht. Institutionalisierung wird bei Anselm Strauss – ebenso wie bei Pierre
Bourdieus Feldtheorie – als fortlaufender sozialer Prozess, als „raum-zeitliches
Institutionengefüge“ (Jäger, Meyer, 2003: S. 95) verstanden. Soziale Welten sind
demnach sozial, räumlich und zeitlich situierte Stabilisierungen bzw. Struk-
turmomente – institutionelle Ordnungen, die vorgestellt, hergestellt und auf-
rechterhalten werden und selbst soziale, materielle und umweltbedingte Kontex-
te erzeugen (Appadurai, 2015: S. 159).
Die Elemente, die nach dem Organisationssoziologen Richard W. Scott in
Institutionen enthalten sind, entsprechen den „commitments“, Handlungsver-
pflichtungen nach Strauss und Clarke:
„Institutions comprise regulative, normative, and cultural-cognitive elements that, together
with associated activities and resources, provide stability and meaning to social life.“
(Scott, 2014: S. 56)
Scott hat ein Drei-Säulen-Modell entwickelt, das für die Analyse von Institutio-
nen einen Rahmen bildet (Scott, 2014: S. 60). Es ist ebenso auf die Analyse von
Governance-Systemen als relationale Systeme (Beziehungssysteme) anwendbar.
Scott definiert Governance-Systeme als
„those arrangements which support the regularized control – whether by regimes created
by mutual agreement, by legitimate hierarchical authority or by non-legitimate coercive
means – of the actions of one set of actors by another.“ (Scott, 2014: S. 231)
Cultural Governance in Österreich
Eine interpretative Policy-Analyse zu kulturpolitischen Entscheidungsprozessen in Linz und Graz
- Title
- Cultural Governance in Österreich
- Subtitle
- Eine interpretative Policy-Analyse zu kulturpolitischen Entscheidungsprozessen in Linz und Graz
- Author
- Anke Simone Schad
- Publisher
- transcript Verlag
- Date
- 2019
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-8394-4621-8
- Size
- 14.8 x 22.5 cm
- Pages
- 322
- Keywords
- Political Science and International Studies, Kulturpolitik, Linz, Graz, Europäische Kulturhauptstadt, Demokratie, Cultural Governance, Österreich, Kultur, Kommunalpolitik, Politikwissenschaft, Politik
- Category
- Recht und Politik
Table of contents
- Abstract 7
- Gliederung des Buches 9
- 1 Prolog zu Cultural Governance: Doing Politics – Making Democracy? 11
- 2 Kultur, Öffentlichkeit und Politik: eine Annäherung 31
- 3 Theoretische Situierung von Cultural Governance 43
- 4 Lokale Situierung der Analyse in Österreich 87
- 5 Methodologische Situierung der Cultural-Governance-Analyse 109
- 5.1 Interpretative Policy-Analyse 109
- 5.2 Fokus auf die Situation 112
- 5.3 Positionierung, Perspektiven und Grenzen des Grounded Theorizing 126
- 5.4 Materialauswahl – der Unterschied zwischen der Fallanalyse und der Situationsanalyse 130
- 5.5 Situations-Mapping: AkteurInnen, Aktanten, weitere Elemente und ihre Wechselbeziehung 140
- 6 Ergebnisse der konkreten Situationsanalyse zur Verhandlung um Kulturförderung 155
- 7 Ergebnisse der Analyse Sozialer Welten in der Arena der Cultural Governance 219
- 7.1 Die Soziale Welt der städtischen Gemeinde 219
- 7.2 Die Soziale Welt der gewählten MandatarInnen (PolitikerInnen) 226
- 7.3 Die Soziale Welt der Kulturbetriebe in der Stadt 231
- 7.4 Die Soziale Welt der MitarbeiterInnen der städtischen Kulturverwaltung 242
- 7.5 Die Soziale Welt der Beiräte 254
- 7.6 Zusammenfassende Analyse der Sozialen Welten in der Arena der Cultural Governance 268
- 7.7 Normative Kriterien für Cultural Governance 271
- 8 Abschließendes Fazit 277
- 9 Anhang 283
- Literatur 293