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Cultural Governance in Österreich - Eine interpretative Policy-Analyse zu kulturpolitischen Entscheidungsprozessen in Linz und Graz
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Theoretische Situierung | 77 zieht sich auf das Befolgen von expliziten Regeln als Legitimitätsgrundlage. Die normative Säule betont eine moralische Basis zur Bewertung von legitimem Handeln, die im Gegensatz zu äußerlichen Kontrollregeln eher internalisiert ist. Moralische Regeln werden aber a) nicht von allen geteilt und b) nicht von allen mit der gleichen Bedeutung belegt. Die kulturell-kognitive Säule bezieht sich da- rauf, ob eine gemeinsame Definition der Situation besteht, d.h. ein geteiltes Problembewusstsein, auf das man reagieren kann (bzw. ein gemeinsamer Refe- renzrahmen, eine erkennbare Rolle für Individuen oder ein strukturelles Modell (für Organisationen)) (Scott, 2014: S. 74). Diese gemeinsame Definition von Si- tuationen entspricht dem Mead’schen Modell von Institutionen: „The institution represents a common response on the part of all members of the commu- nity to a particular situation. This common response is one which, of course, varies with the character of the individual. [...] Thus the institutions of society are organized forms of group or social activity-forms so organized that the individual members of society can act adequately and socially by taking the attitudes of others toward these activities.“ (Mead, 1934: S. 261-262) Dabei gibt es rigidere Institutionen – Mead nennt etwa die Kirche – und flexible- re Institutionen, die nicht ein gleichförmiges Verhalten aller Interaktionsteilneh- mer erzwingen, sondern mehr individuelle Differenzierung zulassen. Situations- definitionen entstehen aus Prozessen der Institutionalisierung bzw. aus kol- lektiven Interpretationsprozessen (Herbert Blumer: „Man kann die empirische Welt nur durch ein Schema oder eine Vorstellung von ihr wahrnehmen“, zitiert nach (Clarke, 2012: S. 79)). Nach George Herbert Mead sind Institutionen Hal- tungen, die einer Gruppe in einer bestimmten Situation gemeinsam sind. Im Umkehrschluss heißt das: Situationsdefinitionen haben eine Existenz sui generis (Keller, 2012: S. 46). Ein Urteil stellt eine Beziehung zwischen der Bewertung des Vergangenen, der Orientierung an der Stabilisierung gemeinsamer Erwartungen und der Beschrei- bung künftiger Möglichkeiten her: „The passing of a judgement results from a retrospective work of investigation to qualify what has happened and is oriented toward stabilization of mutual expectations, since it describes capacities for the future“ (Boltanski, Thévenot, 2006: S. 353). In der urteilsorientierten situativen Handlung wohnt damit sowohl Reflexion, als auch der flüchtig präsente Moment der Entscheidung (als „moment of truth“
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Cultural Governance in Österreich Eine interpretative Policy-Analyse zu kulturpolitischen Entscheidungsprozessen in Linz und Graz
Title
Cultural Governance in Österreich
Subtitle
Eine interpretative Policy-Analyse zu kulturpolitischen Entscheidungsprozessen in Linz und Graz
Author
Anke Simone Schad
Publisher
transcript Verlag
Date
2019
Language
German
License
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-8394-4621-8
Size
14.8 x 22.5 cm
Pages
322
Keywords
Political Science and International Studies, Kulturpolitik, Linz, Graz, Europäische Kulturhauptstadt, Demokratie, Cultural Governance, Österreich, Kultur, Kommunalpolitik, Politikwissenschaft, Politik
Category
Recht und Politik

Table of contents

  1. Abstract 7
  2. Gliederung des Buches 9
  3. 1 Prolog zu Cultural Governance: Doing Politics – Making Democracy? 11
    1. 1.1 Cultural Governance als analytisches Konstrukt 18
    2. 1.2 Forschungsinteresse und Fragestellung 24
    3. 1.3 Theorie-Methoden-Analyserahmen 25
  4. 2 Kultur, Öffentlichkeit und Politik: eine Annäherung 31
    1. 2.1 (Wie) ist Kultur verhandelbar? 31
    2. 2.2 Kultur als Erzeugung von Öffentlichkeit als Voraussetzung von Legitimität 33
    3. 2.3 Kulturpolitik und Ideologie 37
    4. 2.4 Kulturpolitische Positionierung von Staat und Zivilgesellschaft 40
  5. 3 Theoretische Situierung von Cultural Governance 43
    1. 3.1 Demokratietheoretische Situierung: Demokratie als Aushandlungsprozess 43
    2. 3.2 Handlungstheoretische Situierung 59
  6. 4 Lokale Situierung der Analyse in Österreich 87
    1. 4.1 Positionierung staatlicher AkteurInnen in Österreich 87
    2. 4.2 Positionierung zivilgesellschaftlicher AkteurInnen in Österreich 95
    3. 4.3 Die städtische Perspektive 101
  7. 5 Methodologische Situierung der Cultural-Governance-Analyse 109
    1. 5.1 Interpretative Policy-Analyse 109
    2. 5.2 Fokus auf die Situation 112
    3. 5.3 Positionierung, Perspektiven und Grenzen des Grounded Theorizing 126
    4. 5.4 Materialauswahl – der Unterschied zwischen der Fallanalyse und der Situationsanalyse 130
    5. 5.5 Situations-Mapping: AkteurInnen, Aktanten, weitere Elemente und ihre Wechselbeziehung 140
  8. 6 Ergebnisse der konkreten Situationsanalyse zur Verhandlung um Kulturförderung 155
    1. 6.1 Analytischer Fokus auf Linz: In der Situation enthaltene Bedingungen 155
    2. 6.2 Detaillierte Situationsanalyse: Zehnprozentige Kürzung der nicht-gebundenen Subventionen in Linz 160
    3. 6.3 Zusammenfassende Situationsanalyse 210
  9. 7 Ergebnisse der Analyse Sozialer Welten in der Arena der Cultural Governance 219
    1. 7.1 Die Soziale Welt der städtischen Gemeinde 219
    2. 7.2 Die Soziale Welt der gewählten MandatarInnen (PolitikerInnen) 226
    3. 7.3 Die Soziale Welt der Kulturbetriebe in der Stadt 231
    4. 7.4 Die Soziale Welt der MitarbeiterInnen der städtischen Kulturverwaltung 242
    5. 7.5 Die Soziale Welt der Beiräte 254
    6. 7.6 Zusammenfassende Analyse der Sozialen Welten in der Arena der Cultural Governance 268
    7. 7.7 Normative Kriterien für Cultural Governance 271
  10. 8 Abschließendes Fazit 277
  11. 9 Anhang 283
    1. 9.1 Mappings 283
    2. 9.2 Interviewleitfäden 286
  12. Literatur 293
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