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Lokale Situierung | 99
kerung (Handler, Walter, 2014: S. 35) im Wahlalter, die aufgrund ihrer nichtös-
terreichischen Staatsbürgerschaft vom Wahlrecht ausgeschlossen sind. Neben
der mangelnden Teilhabemöglichkeit stellen Studien eine Beteiligungsungleich-
heit zwischen Personengruppen mit niedrigem und hohem sozioökonomischen
Status in Österreich von über 20 Prozentpunkten dar (Handler, Walter, 2014:
S. 36). Die Studie des Politikwissenschaftlers Florian Walter zeigt den
„Einfluss der Klassenlage auf die Beteiligung in sämtlichen untersuchten Partizipations-
formen. Besonders die Zugehörigkeit zu den höheren Klassen (obere und untere Dienst-
klasse), zum KleinbürgerInnentum und zur Gruppe der Angestellten (für unkonventionelle
Formen) im Vergleich zur un- und angelernten ArbeiterInnenschaft erhöht die Beteiligung
an politischen Willensbildungs- und Entscheidungsfindungsprozessen deutlich. Der Effekt
der Klassenzugehörigkeit ist bei unkonventionellen Partizipationsformen sogar noch etwas
stärker ausgeprägt als bei konventionellen Formen.“ (Walter, 2012: S. 44)
Auf kommunaler Ebene gibt es darüber hinaus eine Reihe von Gestaltungsmög-
lichkeiten zu Teilhabe und Mitbestimmung. Eine Studie des Instituts SORA zur
kulturellen Beteiligung in Wien weist einen „starken Zusammenhang zwischen
Formen der politischen Partizipation und der kulturellen Beteiligung“ nach:
„Personen, die z.B. in einer politischen Partei mitarbeiten oder früher mitgearbeitet haben,
sind mehrheitlich kulturaktiv.“ (Schönherr, Oberhuber, 2015: S. 65)
Ebenso besteht offenbar ein Zusammenhang zwischen freiwilligem (politischem)
Engagement – in gemeinnützigen Vereinen, Angeboten der Stadt Wien oder
Bürgerinitiativen – und kultureller Partizipation (ibd., S. 66). 68 % der Personen
in Armutslagen gelten laut der SORA-Studie als kulturell inaktiv (Schönherr,
Oberhuber, 2015: S. 64). Somit zeigt sich die Intersektionalität (Hill-Collins,
2015) von Faktoren der Benachteiligung und ihren Konsequenzen im Hinblick
auf politische und kulturelle Partizipation.
Soziale, ökonomische, bildungsbezogene und kulturelle Beteiligungsmög-
lichkeiten und die damit verbundene Beteiligungsmotivation, verstanden als
Identitätskonzept, die erwartete beziehungsweise erlebte Selbstwirksamkeit,
werden als eng verknüpft gedeutet (Klatt, 2013: S. 17). Zusammengefasst deuten
diese empirischen Daten darauf hin, dass die Beteiligung an kulturellen Aktivitä-
ten, das freiwillige Engagement im kulturellen Sektor und die Bereitschaft, sich
(für die kulturelle Entwicklung) politisch zu engagieren, eng an einen hohen so-
zioökonomischen Status (Bildungs- und Einkommenssituation) gekoppelt sind.
Dies kann kritisch als fortschreitende Exklusionsmechanismen beziehungsweise
Cultural Governance in Österreich
Eine interpretative Policy-Analyse zu kulturpolitischen Entscheidungsprozessen in Linz und Graz
- Title
- Cultural Governance in Österreich
- Subtitle
- Eine interpretative Policy-Analyse zu kulturpolitischen Entscheidungsprozessen in Linz und Graz
- Author
- Anke Simone Schad
- Publisher
- transcript Verlag
- Date
- 2019
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-8394-4621-8
- Size
- 14.8 x 22.5 cm
- Pages
- 322
- Keywords
- Political Science and International Studies, Kulturpolitik, Linz, Graz, Europäische Kulturhauptstadt, Demokratie, Cultural Governance, Österreich, Kultur, Kommunalpolitik, Politikwissenschaft, Politik
- Category
- Recht und Politik
Table of contents
- Abstract 7
- Gliederung des Buches 9
- 1 Prolog zu Cultural Governance: Doing Politics – Making Democracy? 11
- 2 Kultur, Öffentlichkeit und Politik: eine Annäherung 31
- 3 Theoretische Situierung von Cultural Governance 43
- 4 Lokale Situierung der Analyse in Österreich 87
- 5 Methodologische Situierung der Cultural-Governance-Analyse 109
- 5.1 Interpretative Policy-Analyse 109
- 5.2 Fokus auf die Situation 112
- 5.3 Positionierung, Perspektiven und Grenzen des Grounded Theorizing 126
- 5.4 Materialauswahl – der Unterschied zwischen der Fallanalyse und der Situationsanalyse 130
- 5.5 Situations-Mapping: AkteurInnen, Aktanten, weitere Elemente und ihre Wechselbeziehung 140
- 6 Ergebnisse der konkreten Situationsanalyse zur Verhandlung um Kulturförderung 155
- 7 Ergebnisse der Analyse Sozialer Welten in der Arena der Cultural Governance 219
- 7.1 Die Soziale Welt der städtischen Gemeinde 219
- 7.2 Die Soziale Welt der gewählten MandatarInnen (PolitikerInnen) 226
- 7.3 Die Soziale Welt der Kulturbetriebe in der Stadt 231
- 7.4 Die Soziale Welt der MitarbeiterInnen der städtischen Kulturverwaltung 242
- 7.5 Die Soziale Welt der Beiräte 254
- 7.6 Zusammenfassende Analyse der Sozialen Welten in der Arena der Cultural Governance 268
- 7.7 Normative Kriterien für Cultural Governance 271
- 8 Abschließendes Fazit 277
- 9 Anhang 283
- Literatur 293