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182 | Cultural Governance in Österreich
Aktant =
der Antrag
Diskursive Kon-
struktion = Zehn-
prozentige Kürzung
Diskursive Kon-
struktion = eine in-
tensive Diskussion jekt der Welt der Mei-
nung (Persönlichkeit)
und Investition der Welt
der Meinung (Offenle-
gung, Verzicht auf das
Geheimnis)
„dass ich eine solche
Methode für nicht be-
sonders kreativ halte“
Methode als Mittel der
industriellen Welt ge-
genüber dem Ausbruch
aus dem Gewohnten als
Investition der Welt der
Inspiration
Interpretative Analyse der Beziehungen: Der Kulturstadtrat richtet seine
Kritik nicht auf die Inhalte (Einsparungen), sondern auf die Methode (Mittel
der industriellen Welt), obwohl der Beschluss des Gemeinderats zu diesem
Zeitpunkt noch nicht offiziell gefasst wurde. Er als Mitglied der Stadtregie-
rung bzw. als Repräsentant seiner Partei ist also den Kürzungen der öffentli-
chen Ausgaben gegenüber nicht abgeneigt. Da der Vorschlag vom politischen
Konkurrenten kommt und da es in ‚seinem‘ Kulturbereich Kritik an dem Vor-
schlag gab, ist er offensichtlich nicht gewillt, dem Vorhaben ohne Widerrede
zuzustimmen. Eine Verhinderung der Kürzungen beabsichtigt er allerdings
nicht. Der Beschluss erscheint somit als bereits gefallen (und offensichtlich hat
die ÖVP-Fraktion in den inoffiziellen Vorverhandlungen dem Vorhaben zuge-
stimmt). Die Diskussion im Gemeinderat kann somit als ritualisierter Wett-
streit interpretiert werden. Er spricht als persönliches Subjekt in der Welt der
Meinung, während er die „Diskussion“, die vor der Abstimmung in einem an-
deren Rahmen als der Gemeinderatssitzung erfolgte, als Prüfung der staats-
bürgerlichen Welt von ihren kollektiven Subjekten entkoppelt (Wer sind die
DiskutantInnen? Sie werden nicht benannt, sie bekommen in der Rede keinen
Akteursstatus). Die Forderung nach einem Ausbruch aus dem Gewohnten (und
nach einer kreativen Suche nach anderen Methoden) bleibt allerdings im Kon-
ditional und retrospektiv. Eine mögliche, deliberative Alternative wäre es,
vom Gemeinderat zu fordern: „Wir müssen neue, kreative, ungewohnte Me-
thoden entwickeln und uns dann entscheiden.“
Cultural Governance in Österreich
Eine interpretative Policy-Analyse zu kulturpolitischen Entscheidungsprozessen in Linz und Graz
- Title
- Cultural Governance in Österreich
- Subtitle
- Eine interpretative Policy-Analyse zu kulturpolitischen Entscheidungsprozessen in Linz und Graz
- Author
- Anke Simone Schad
- Publisher
- transcript Verlag
- Date
- 2019
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-8394-4621-8
- Size
- 14.8 x 22.5 cm
- Pages
- 322
- Keywords
- Political Science and International Studies, Kulturpolitik, Linz, Graz, Europäische Kulturhauptstadt, Demokratie, Cultural Governance, Österreich, Kultur, Kommunalpolitik, Politikwissenschaft, Politik
- Category
- Recht und Politik
Table of contents
- Abstract 7
- Gliederung des Buches 9
- 1 Prolog zu Cultural Governance: Doing Politics – Making Democracy? 11
- 2 Kultur, Öffentlichkeit und Politik: eine Annäherung 31
- 3 Theoretische Situierung von Cultural Governance 43
- 4 Lokale Situierung der Analyse in Österreich 87
- 5 Methodologische Situierung der Cultural-Governance-Analyse 109
- 5.1 Interpretative Policy-Analyse 109
- 5.2 Fokus auf die Situation 112
- 5.3 Positionierung, Perspektiven und Grenzen des Grounded Theorizing 126
- 5.4 Materialauswahl – der Unterschied zwischen der Fallanalyse und der Situationsanalyse 130
- 5.5 Situations-Mapping: AkteurInnen, Aktanten, weitere Elemente und ihre Wechselbeziehung 140
- 6 Ergebnisse der konkreten Situationsanalyse zur Verhandlung um Kulturförderung 155
- 7 Ergebnisse der Analyse Sozialer Welten in der Arena der Cultural Governance 219
- 7.1 Die Soziale Welt der städtischen Gemeinde 219
- 7.2 Die Soziale Welt der gewählten MandatarInnen (PolitikerInnen) 226
- 7.3 Die Soziale Welt der Kulturbetriebe in der Stadt 231
- 7.4 Die Soziale Welt der MitarbeiterInnen der städtischen Kulturverwaltung 242
- 7.5 Die Soziale Welt der Beiräte 254
- 7.6 Zusammenfassende Analyse der Sozialen Welten in der Arena der Cultural Governance 268
- 7.7 Normative Kriterien für Cultural Governance 271
- 8 Abschließendes Fazit 277
- 9 Anhang 283
- Literatur 293