Page - 199 - in Cultural Governance in Österreich - Eine interpretative Policy-Analyse zu kulturpolitischen Entscheidungsprozessen in Linz und Graz
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Ergebnisse der konkreten Situationsanalyse | 199
Zusammenarbeit umstritten ist. Offenbar gibt es seitens des Gemeinderats Wi-
derstand, den Stadtkulturbeirat stärker und früher in Beratungsprozesse zu in-
volvieren. Eine Zusammenarbeit impliziert einen gemeinsamen deliberativen
Prozess.
Das Dilemma wird deutlich: Einerseits wäre dem Gemeinwohl potentiell eine
stärkere Einbindung von kompetenten BeraterInnen zuträglich, andererseits
sind die MandatsträgerInnen qua Amt demokratisch legitimiert, Entscheidun-
gen für die Stadt zu treffen. Die Aufwertung eines Gremiums wie des Stadt-
kulturbeirats durch eine intensivere Zusammenarbeit schafft potentiell eine
weitere Konkurrenz (immerhin zeichnet sich das Gremium durch eine kriti-
sche Haltung aus), die etwa von politischen GegnerInnen instrumentalisiert
werden könnte. Auch das Arrangement des Gemeinderats ist innerhalb seiner
Institutionalisierung instabil, sowohl durch parteipolitische Differenzen, als
auch durch die unterschiedliche Gewichtung einzelner Politikbereiche (hier
die Finanzpolitik gegenüber der Kulturpolitik). Die Einbindung weiterer Ak-
teurInnen (Stadtkulturbeirat) wird eher als Gefahr einer weiteren Destabilisie-
rung (inhaltliche Kritik an der geplanten Entscheidung) gesehen denn als
Möglichkeit, andere Lösungen zu finden (Beratung bzw. Deliberation) und
daher abgewehrt. Die Instabilität der Beziehung zwischen den AkteurInnen
der staatsbürgerlichen Welt, das Scheitern einer kollektiven Entscheidungsfin-
dung, wird durch eine Verlagerung in die industrielle Welt (keine Kompetenz
der AkteurInnen, Automatismus durch Verlauf auf einer finanzpolitischen
Ebene) gerechtfertigt.
Datengenerierung: Interview der Forscherin (AS) mit einem/einer Mitar-
beiterIn des Büro Linz Kultur (Kulturverwaltung) (VERLI), geführt in
dessen/deren Privathaus (Auszug), 13.04.2015
Akteurin
(spricht/anwesend)
= Forscherin/
Interviewerin (AS)
AkteurIn (wird in-
terviewt/spricht/
anwesend) = Mit-
arbeiterIn der Kul-
turverwaltung VERLI: „Und dann gibt’s
dann natürlich auch Klagen
wie von einem Stadtkulturbei-
rat, warum sie da nicht ein-
gebunden werden oder wa-
rum sie da in die Diskussion
geben. Nur ja, das wird halt
auf politischer Ebene ausver-
handelt oder auch entschie-
den, aufgrund von finanziel-
len Notwendigkeiten oder „Klagen“ hier als mora-
lische Kritik, Beziehung
der häuslichen Welt,
„nicht eingebunden
werden“ als passive Be-
ziehung der häuslichen
Welt
„nun ja, das wird halt
auf politischer Ebene
ausverhandelt oder auch
Cultural Governance in Österreich
Eine interpretative Policy-Analyse zu kulturpolitischen Entscheidungsprozessen in Linz und Graz
- Title
- Cultural Governance in Österreich
- Subtitle
- Eine interpretative Policy-Analyse zu kulturpolitischen Entscheidungsprozessen in Linz und Graz
- Author
- Anke Simone Schad
- Publisher
- transcript Verlag
- Date
- 2019
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-8394-4621-8
- Size
- 14.8 x 22.5 cm
- Pages
- 322
- Keywords
- Political Science and International Studies, Kulturpolitik, Linz, Graz, Europäische Kulturhauptstadt, Demokratie, Cultural Governance, Österreich, Kultur, Kommunalpolitik, Politikwissenschaft, Politik
- Category
- Recht und Politik
Table of contents
- Abstract 7
- Gliederung des Buches 9
- 1 Prolog zu Cultural Governance: Doing Politics – Making Democracy? 11
- 2 Kultur, Öffentlichkeit und Politik: eine Annäherung 31
- 3 Theoretische Situierung von Cultural Governance 43
- 4 Lokale Situierung der Analyse in Österreich 87
- 5 Methodologische Situierung der Cultural-Governance-Analyse 109
- 5.1 Interpretative Policy-Analyse 109
- 5.2 Fokus auf die Situation 112
- 5.3 Positionierung, Perspektiven und Grenzen des Grounded Theorizing 126
- 5.4 Materialauswahl – der Unterschied zwischen der Fallanalyse und der Situationsanalyse 130
- 5.5 Situations-Mapping: AkteurInnen, Aktanten, weitere Elemente und ihre Wechselbeziehung 140
- 6 Ergebnisse der konkreten Situationsanalyse zur Verhandlung um Kulturförderung 155
- 7 Ergebnisse der Analyse Sozialer Welten in der Arena der Cultural Governance 219
- 7.1 Die Soziale Welt der städtischen Gemeinde 219
- 7.2 Die Soziale Welt der gewählten MandatarInnen (PolitikerInnen) 226
- 7.3 Die Soziale Welt der Kulturbetriebe in der Stadt 231
- 7.4 Die Soziale Welt der MitarbeiterInnen der städtischen Kulturverwaltung 242
- 7.5 Die Soziale Welt der Beiräte 254
- 7.6 Zusammenfassende Analyse der Sozialen Welten in der Arena der Cultural Governance 268
- 7.7 Normative Kriterien für Cultural Governance 271
- 8 Abschließendes Fazit 277
- 9 Anhang 283
- Literatur 293