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Ergebnisse der konkreten Situationsanalyse | 217
industriellen Gemeinwesens. Rechtfertigungsprinzipen aus der Welt des Marktes
(30) und der häuslichen Welt (27) werden ebenfalls relativ häufig von den Ak-
teurInnen hinzugezogen. Eine generelle Tendenz zur ‚Vermarktwirtschaftli-
chung’ des Gemeinwesens kann daraus nicht erkannt werden. Allerdings zeigt
sich, dass wirtschaftliches Handeln als Koordination anhand von Prinzipien der
Welt des Marktes und der industriellen Welt (Boltanski, Thévenot, 2014: S. 264-
265) insgesamt dominiert. Die relativ häufigen Bezüge zur häuslichen Welt las-
sen darauf schließen, dass zwischenmenschliche Beziehungen auf kommunaler
(kultur-)politischer Ebene Gewicht haben. Weitaus weniger verwenden die Ak-
teurInnen Prinzipien der Welt der Meinung (17), wobei hier vorausgeschickt
werden muss, dass die Argumentation im Gemeinderat generell von einer persu-
asiven Handlungsorientierung geprägt ist, die über Instanzen und Gremien der
staatsbürgerlichen Welt legitimiert wird. Am wenigsten werden Prinzipien aus
der inspirierten Welt (7) verwendet, der Welt, in der man künstlerisches und kre-
atives Schaffen am ehesten verorten würde. Die Instabilität dieser Welt führt po-
tenziell dazu, dass die AkteurInnen den Prinzipien dieser Welt in Verhandlun-
gen, bei denen es um Geld geht, wenig Vertrauen schenken. Dies stimmt inso-
fern bedenklich, als dass Kulturförderungspolitik eine Allokationspolitik ist, bei
der sich der Kunst- und Kulturbereich auf Rechtfertigungen aus der inspirierten
Welt selbst offenbar nur wenig stützt bzw. stützen kann. Legitimationsdruck
wird über Rechtfertigungen aus anderen Welten (insbesondere der staatsbürger-
lichen Welt, der Welt des Marktes, der industriellen Welt) geäußert und entgeg-
net.
Cultural Governance in Österreich
Eine interpretative Policy-Analyse zu kulturpolitischen Entscheidungsprozessen in Linz und Graz
- Title
- Cultural Governance in Österreich
- Subtitle
- Eine interpretative Policy-Analyse zu kulturpolitischen Entscheidungsprozessen in Linz und Graz
- Author
- Anke Simone Schad
- Publisher
- transcript Verlag
- Date
- 2019
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-8394-4621-8
- Size
- 14.8 x 22.5 cm
- Pages
- 322
- Keywords
- Political Science and International Studies, Kulturpolitik, Linz, Graz, Europäische Kulturhauptstadt, Demokratie, Cultural Governance, Österreich, Kultur, Kommunalpolitik, Politikwissenschaft, Politik
- Category
- Recht und Politik
Table of contents
- Abstract 7
- Gliederung des Buches 9
- 1 Prolog zu Cultural Governance: Doing Politics – Making Democracy? 11
- 2 Kultur, Öffentlichkeit und Politik: eine Annäherung 31
- 3 Theoretische Situierung von Cultural Governance 43
- 4 Lokale Situierung der Analyse in Österreich 87
- 5 Methodologische Situierung der Cultural-Governance-Analyse 109
- 5.1 Interpretative Policy-Analyse 109
- 5.2 Fokus auf die Situation 112
- 5.3 Positionierung, Perspektiven und Grenzen des Grounded Theorizing 126
- 5.4 Materialauswahl – der Unterschied zwischen der Fallanalyse und der Situationsanalyse 130
- 5.5 Situations-Mapping: AkteurInnen, Aktanten, weitere Elemente und ihre Wechselbeziehung 140
- 6 Ergebnisse der konkreten Situationsanalyse zur Verhandlung um Kulturförderung 155
- 7 Ergebnisse der Analyse Sozialer Welten in der Arena der Cultural Governance 219
- 7.1 Die Soziale Welt der städtischen Gemeinde 219
- 7.2 Die Soziale Welt der gewählten MandatarInnen (PolitikerInnen) 226
- 7.3 Die Soziale Welt der Kulturbetriebe in der Stadt 231
- 7.4 Die Soziale Welt der MitarbeiterInnen der städtischen Kulturverwaltung 242
- 7.5 Die Soziale Welt der Beiräte 254
- 7.6 Zusammenfassende Analyse der Sozialen Welten in der Arena der Cultural Governance 268
- 7.7 Normative Kriterien für Cultural Governance 271
- 8 Abschließendes Fazit 277
- 9 Anhang 283
- Literatur 293