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Ergebnisse der Analyse | 263
Thévenot, 2014: S. 273)), sorgten für „viel Missmut“ (KBG), Kritik und Aus-
stieg einzelner Mitglieder. Hier zeigt sich, dass laufende Kommunikation zwi-
schen den Beiratsmitgliedern – „im Dialog zu bleiben und im Gespräch zu blei-
ben“ (KBG) – die existenzielle Arbeit, das kontinuierliche Fortführungsprinzip
(der „going concern“ (Clarke, 2012: S. 151)) der Sozialen Welt der Beiräte ist.
Es bedarf eines hohen kommunikativen Integrationsaufwands einzelner „Entre-
preneure“ (Clarke, 2012: S. 151) wie SprecherInnen, Vorsitzende, besonders ak-
tive Mitglieder, um die Beiräte als Kollektiv zusammenzuhalten. Dabei ist der
kritische Austausch zwischen divergierenden Positionen eher förderlich für die
Kommunikation, wenn sich die Differenzen im kommunikativen Rahmen eines
„acting together“ bewegen (Marchart, 2010):
„Eigentlich das Wesen, finde ich, vom Kulturbeirat ist die Kommunikation und die kann
und soll kritisch sein, da können auch Streitgespräche sein, das ist durchaus gewünscht.
Vielleicht ist das Mittel, wenn man so sagen möchte, die Kommunikation.“ (KBG)
Laurent Thévenot spricht davon, dass sich AkteurInnen in vielfältigen Formen
engagieren, und betont die Wechselseitigkeit von sozialer Anerkennung und per-
sönlichem Engagement (Thévenot, 2010: Abs. 5). Diese Wechselseitigkeit und
Pluralität zeigt sich in den Modi des Engagements (ibd., Abs. 5), zwischen denen
die Mitglieder der Beiräte changieren:
• Engagement für die kulturelle Produktion und daher Einsatz für den Zugang
zu Räumen und zu technischer Infrastruktur, für bessere Arbeitsbedingungen,
pragmatische Orientierung
• Engagement für Kultur als Teil der Stadt- und Gesellschaftspolitik, idealis-
tisch-kollektivistische Orientierung
• Engagement als (kommunikatives) Unternehmertum („etwas weiterbringen
wollen“, KBLI), Bereitschaft zu hoher Kommunikationsaktivität: beispiels-
weise auch abseits der Sitzungen Termine für den Beirat wahrnehmen, Positi-
onen verschriftlichen, Nutzung vielfältiger Medien
• Engagement als Forderung, Tendenz zur Passivität („da müssten wir etwas
tun“, KBLI)
• Engagement als individuelle Sichtbarkeit und Eigennutzen (dabei sein, gese-
hen werden), Termine im Sinne von Repräsentations- oder Netzwerkarbeit
wahrnehmen
• Engagement im Sinne von Kontinuität und Deliberation: den Dialog mit Poli-
tikerInnen und MitarbeiterInnen der Verwaltung pflegen, Bereitschaft, an
Themen dranzubleiben, hohe Frustrationstoleranz
Cultural Governance in Österreich
Eine interpretative Policy-Analyse zu kulturpolitischen Entscheidungsprozessen in Linz und Graz
- Title
- Cultural Governance in Österreich
- Subtitle
- Eine interpretative Policy-Analyse zu kulturpolitischen Entscheidungsprozessen in Linz und Graz
- Author
- Anke Simone Schad
- Publisher
- transcript Verlag
- Date
- 2019
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-8394-4621-8
- Size
- 14.8 x 22.5 cm
- Pages
- 322
- Keywords
- Political Science and International Studies, Kulturpolitik, Linz, Graz, Europäische Kulturhauptstadt, Demokratie, Cultural Governance, Österreich, Kultur, Kommunalpolitik, Politikwissenschaft, Politik
- Category
- Recht und Politik
Table of contents
- Abstract 7
- Gliederung des Buches 9
- 1 Prolog zu Cultural Governance: Doing Politics – Making Democracy? 11
- 2 Kultur, Öffentlichkeit und Politik: eine Annäherung 31
- 3 Theoretische Situierung von Cultural Governance 43
- 4 Lokale Situierung der Analyse in Österreich 87
- 5 Methodologische Situierung der Cultural-Governance-Analyse 109
- 5.1 Interpretative Policy-Analyse 109
- 5.2 Fokus auf die Situation 112
- 5.3 Positionierung, Perspektiven und Grenzen des Grounded Theorizing 126
- 5.4 Materialauswahl – der Unterschied zwischen der Fallanalyse und der Situationsanalyse 130
- 5.5 Situations-Mapping: AkteurInnen, Aktanten, weitere Elemente und ihre Wechselbeziehung 140
- 6 Ergebnisse der konkreten Situationsanalyse zur Verhandlung um Kulturförderung 155
- 7 Ergebnisse der Analyse Sozialer Welten in der Arena der Cultural Governance 219
- 7.1 Die Soziale Welt der städtischen Gemeinde 219
- 7.2 Die Soziale Welt der gewählten MandatarInnen (PolitikerInnen) 226
- 7.3 Die Soziale Welt der Kulturbetriebe in der Stadt 231
- 7.4 Die Soziale Welt der MitarbeiterInnen der städtischen Kulturverwaltung 242
- 7.5 Die Soziale Welt der Beiräte 254
- 7.6 Zusammenfassende Analyse der Sozialen Welten in der Arena der Cultural Governance 268
- 7.7 Normative Kriterien für Cultural Governance 271
- 8 Abschließendes Fazit 277
- 9 Anhang 283
- Literatur 293