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272 | Cultural Governance in Österreich
• wenn das Interesse der Politik als vorgetäuschtes Interesse wahrgenommen
wird, um eigene Positionen durchzusetzen bzw. zu legitimieren (Partizipation
als Alibi)
• wenn es keine Kontinuität der Diskussion gibt, sondern PolitikerInnen situativ
ihre Schwerpunkte wechseln bzw. die Ansprechpersonen häufig wechseln
(Gefühl, immer wieder von vorne beginnen zu müssen)
• wenn die parteipolitische Konstellation oder die Beziehung zwischen Politik
und Verwaltung so konflikthaft ist, dass zivilgesellschaftliche AkteurInnen
entweder zwischen die Fronten geraten oder politische Maßnahmen darüber
blockiert werden
• wenn Gremien und Verfahren von den Betroffenen (den Kunst- und Kultur-
schaffenden, für die sie sprechen) bzw. von den politischen Entscheidungsträ-
gerInnen nicht anerkannt werden
• wenn die Aufgaben der Gremien unklar sind bzw. vermischt werden (strategi-
sche Beratung und Förderentscheidungen, wie im Fall des steirischen Kultur-
kuratoriums)
• wenn einzelne (Individuen oder Organisationen) einen privilegierten Zugang
zu Informationen und politischen EntscheidungsträgerInnen haben
• wenn es auf Basis der Kontingenz und Pluralität individueller Werte zu
ethisch-moralischen Konflikten mit den politischen EntscheidungsträgerInnen
kommt, auch aufgrund von Entscheidungen bzw. politischen Intentionen in
anderen Politikfeldern (z.B. Politik gegenüber Minderheiten wie Roma, Ge-
flohene).
Dies sind Aspekte, die Good Governance verunmöglichen. Positiv bzw. norma-
tiv gewendet sind diese Aspekte Kriterien für die demokratische Qualität von de-
liberativen Governance-Prozessen bzw. Aspekte, die Good Governance ermögli-
chen:
• Gemeinsames Bemühen von PolitikerInnen und VertreterInnen des Kulturbe-
reichs um eine dialogische Kommunikations- und Streitkultur (Agonismus
nach Chantal Mouffe (Mouffe, 2000: S. 103)) in einer gemeinsamen Arena
(dem demokratischen bzw. deliberativen Prozess)
• Wechselseitiges aktives, wertschätzendes Zuhören und Reaktionsbereitschaft
der Politik
• Sensibilität für die Balance zwischen nötiger effizienter Gestaltung der Pro-
zesse und möglicher Offenheit für Themen, Vorschläge, Interventionen aller
Beteiligten
Cultural Governance in Österreich
Eine interpretative Policy-Analyse zu kulturpolitischen Entscheidungsprozessen in Linz und Graz
- Title
- Cultural Governance in Österreich
- Subtitle
- Eine interpretative Policy-Analyse zu kulturpolitischen Entscheidungsprozessen in Linz und Graz
- Author
- Anke Simone Schad
- Publisher
- transcript Verlag
- Date
- 2019
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-8394-4621-8
- Size
- 14.8 x 22.5 cm
- Pages
- 322
- Keywords
- Political Science and International Studies, Kulturpolitik, Linz, Graz, Europäische Kulturhauptstadt, Demokratie, Cultural Governance, Österreich, Kultur, Kommunalpolitik, Politikwissenschaft, Politik
- Category
- Recht und Politik
Table of contents
- Abstract 7
- Gliederung des Buches 9
- 1 Prolog zu Cultural Governance: Doing Politics – Making Democracy? 11
- 2 Kultur, Öffentlichkeit und Politik: eine Annäherung 31
- 3 Theoretische Situierung von Cultural Governance 43
- 4 Lokale Situierung der Analyse in Österreich 87
- 5 Methodologische Situierung der Cultural-Governance-Analyse 109
- 5.1 Interpretative Policy-Analyse 109
- 5.2 Fokus auf die Situation 112
- 5.3 Positionierung, Perspektiven und Grenzen des Grounded Theorizing 126
- 5.4 Materialauswahl – der Unterschied zwischen der Fallanalyse und der Situationsanalyse 130
- 5.5 Situations-Mapping: AkteurInnen, Aktanten, weitere Elemente und ihre Wechselbeziehung 140
- 6 Ergebnisse der konkreten Situationsanalyse zur Verhandlung um Kulturförderung 155
- 7 Ergebnisse der Analyse Sozialer Welten in der Arena der Cultural Governance 219
- 7.1 Die Soziale Welt der städtischen Gemeinde 219
- 7.2 Die Soziale Welt der gewählten MandatarInnen (PolitikerInnen) 226
- 7.3 Die Soziale Welt der Kulturbetriebe in der Stadt 231
- 7.4 Die Soziale Welt der MitarbeiterInnen der städtischen Kulturverwaltung 242
- 7.5 Die Soziale Welt der Beiräte 254
- 7.6 Zusammenfassende Analyse der Sozialen Welten in der Arena der Cultural Governance 268
- 7.7 Normative Kriterien für Cultural Governance 271
- 8 Abschließendes Fazit 277
- 9 Anhang 283
- Literatur 293