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Geschichte
Vor 1918
Die vielsprachige Seele Kakaniens - Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
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32 K.(u.)k. »going postcolonial« [I]f […] the act of cultural translation (both as representation and as reproduction) denies the essentialism of a prior given original or originary culture, then we see that all forms of culture are continually in a process of hybridity. (Bhabha 1990 : 211) Doch halten diese Feststellungen tatsächlich einer kritischen Betrachtung stand ? Verhilft uns kulturelle Hybridität dazu, »dass wir uns nun alle verstehen« und uns »gegenseitig erfolgreich übersetzen können« (Schirilla 2001 : 36) ? Kön­ nen wir nicht mit Jan Nederveen Pieterse sagen : »Hybridität, na und ?« (Neder­ veen Pieterse 2005). Nicht umsonst ist das Konzept der Hybridität in jüngerer Zeit wiederholt kritisiert worden. Hybridität, so lauten die Argumente, sei ohne Wurzeln, diene nur der Elite, reflektiere nicht die tiefer liegenden sozialen Rea­ litäten (ibid.: 399) und impliziere reine Ursprünge. Nikos Papastergiadis geht sogar so weit zu sagen, dass heute optimistische Sichtweisen der Hybridität vor­ herrschten, die darin »lubricants in the clashes of cultures […,] the negotiators who would secure a future free of xenophobia (Papastergiadis 1997 : 261) zu er­ kennen glaubten. Im Folgenden soll beispielhaft das Argument der »reinen Ur­ sprünge« herausgegriffen und damit auch wieder der Übergang zur Übersetzung geschaffen werden. Die von Edward Said postulierte und bereits zitierte Be­ hauptung, »[a]lle Kulturen sind hybrid, keine ist […] [rein] […], keine bildet ein homogenes Gewebe« (Said 1997 : 37) wird u. a. von Terry Eagleton aufgegriffen, der darauf hinweist, dass »Hybridisierung Artenreinheit voraussetzt. Streng ge­ nommen kann man nur eine Kultur hybridisieren, die rein ist« ; er räumt jedoch – wiederum mit Said – ein, dass »alle Kulturen miteinander verwoben [sind], keine ist vereinzelt und rein, alle sind hybrid, heterogen, hochdifferenziert und nicht monolithisch« (Eagleton 2001 : 26). Dem ist freilich entgegenzuhalten, dass gerade aus historischer Sicht sogenannte »reine Ursprünge« und kultu­ relle Bezüge mit Homogenitätsanspruch über Jahrhunderte die vorherrschende Vorstellung waren : Patriarchalische Gesinnungen postulierten und postulieren scharfe Grenzen zwischen Geschlechtern ; die aristokratische Sichtweise po­ stulierte blaues Blut, die nationalphilologische Sichtweise sah mit Herder die Sprache als Gefäß für das Genie der Völker, ganz zu schweigen von der »rassi­ schen« Perspektive, die eine klar abgezirkelte Hierarchie von »Rassen« postu­ lierte. Die Vereinnahmung von Sprache und kulturellen Artefakten für nationale und nationalistische Belange ist hinreichend auch aus jüngster Vergangenheit und aus unmittelbarer Nachbarschaft bekannt (Nederveen Pieterse 2005 :407).8 8 Auch Jean Fisher kritisiert, dass das Konzept der Hybridität mit »Ursprung« und »Erlösung«
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Die vielsprachige Seele Kakaniens Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Die vielsprachige Seele Kakaniens
Subtitle
Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
Author
Michaela Wolf
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2012
Language
German
License
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78829-4
Size
15.5 x 23.5 cm
Pages
442
Categories
Geschichte Vor 1918

Table of contents

  1. Dankesworte 11
  2. Einleitung 13
  3. Erstes Kapitel
    1. Zur soziologischen Verortung von Translation 19
      1. 1. Wissenschaft und Gesellschaft im Kontext von Translation 19
      2. 2. Translationswissenschaft : »going social« ? 22
  4. Zweites Kapitel
    1. K.(u.)k. »going postcolonial« 25
      1. 1. Die Verortung der »habsburgischen Kultur« 25
      2. 2. Der »cultural turn« und seine Folgen 35
      3. 3. Übersetzung als Beitrag zur Konstruktion von Kulturen 40
      4. 4. Das Konzept der »kulturellen Übersetzung« 45
      5. 5. Der Versuch einer Übersetzungstypologie 54
    2. »Polykulturelle Kommunikation und Translation« 54
    3. »Transkulturelle Translation« 58
  5. Drittes Kapitel
    1. Das habsburgische Babylon 62
      1. 1. Die kakanische Variante der Multikulturalismus­ Debatte 62
      2. 2. Zählt der Staat Häupter oder Zungen ? 67
      3. 3. Sprachpolitik zur »Annäherung der Volksstämme« 73
      4. 4. Die »Vielsprecherei« auf dem Buchmarkt 77
  6. Viertes Kapitel
    1. Die translatorische Praxis in der »großartigen Versuchsstation« der Habsburgermonarchie 87
      1. 1. »Polykulturelle Kommunikation« 87
    2. »Habitualisiertes Übersetzen« 90
    3. »Institutionalisiertes Übersetzen« 103
      1. 2. »Polykulturelle Translation« 119
    4. Kontakt zwischen Behörden und Parteien 120
    5. Dolmetschen und Übersetzen bei Gericht 128
    6. Die Übersetzung von Gesetzestexten 142
    7. Translationstätigkeit im Ministerium des Äußern und im
    8. Kriegsministerium 165
      1. 3. Die Ausbildung von Dragomanen 179
      2. 4. Der kulturkonstruierende Beitrag der Translationspraxis 188
  7. Fünftes Kapitel
    1. Theoretischer Aufriss eines habsburgischen »Übersetzungsraumes« 194
  8. Sechstes Kapitel
    1. »Prompt, zu jeder Tageszeit« : der private Übersetzungssektor 202
      1. 1. Institutionalisierungstendenzen privater Übersetzung 202
      2. 2. Der private Übersetzungssektor als Schauplatz von
    2. Positionierungskämpfen 208
  9. Siebtes Kapitel
    1. Der »Nutzen fürs geistige Leben« : Übersetzungspolitik in der Habsburgermonarchie 216
      1. 1. Regelnde Faktoren einer Übersetzungspolitik 217
    2. Zensur 218
    3. Urheberrechtsfrage 220
    4. Konzessionspflicht 221
      1. 2. Staatliche Kultur­ und Literaturförderung 222
      2. 3. Literaturpreise 225
  10. Achtes Kapitel
    1. »Übersetzen am laufenden Band«. Eine Übersetzungsstatistik 236
      1. 1. Einzeldaten der Übersetzungsbibliografien 240
    2. »Polykulturelle Translation« 240
    3. »Transkulturelle Translation« 243
      1. 2. Gesamtauswertungen 246
      2. 3. Übersetzen zwischen Sucht und Entwöhnung 257
  11. Neuntes Kapitel
    1. Der Vermittlungsraum italienischer Übersetzungen 263
      1. 1. Österreichisch­ italienische Wahrnehmungen 266
      2. 2. Italienische Übersetzungen im deutschsprachigen Raum 281
      3. 3. Die Metamorphosen des »Übersetzungsfeldes« 298
    2. Soziale Felder und ihre Funktionsregeln 299
    3. Die Dynamisierung der bourdieuschen Felder 303
    4. Paratexte – das »Beiwerk des Buches« 308
    5. Der habsburgische Vermittlungsraum 336
  12. 4. Folgerungen aus der Rekonstruktion des »translatorischen
    1. Vermittlungsraumes« 359
  13. Zehntes Kapitel
    1. Der Vielvölkerstaat als Interaktionsfeld von Übersetzungsleistungen – Schlussbetrachtungen 362
    2. Verzeichnis der in der Habsburgermonarchie erschienenen Übersetzungen Italienisch – Deutsch 1848–1918 378
    3. Verzeichnis der Tabellen, Grafiken und Abkürzungen 392
    4. Tabellen 392
    5. Grafiken 393
    6. Abkürzungen 393
    7. Literaturverzeichnis 394
    8. Quellen 394
    9. Sekundärliteratur 396
    10. Sachregister 434
    11. Personenregister 437
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