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Vor 1918
Die vielsprachige Seele Kakaniens - Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
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Achtes Kapitel »Übersetzen am laufenden Band«. Eine Übersetzungsstatistik Auf der Basis der bisherigen Ausführungen stellt sich die Frage, ob die plurilin­ guale Kulturproduktion in der Habsburgermonarchie überhaupt Übersetzungen erforderlich machte. Waren die KonsumentInnen dieser Kulturprodukte, die ja noch in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zu weiten Teilen dem – wie immer zu definierenden und sicherlich keine homogene Gruppe bildenden – Bildungs­ bürgertum206 zuzurechnen sind, nicht in der Lage oder auch willens, literarische Werke im Original zu lesen ? Wie Bachleitner/Eybl/Fischer in ihrer Geschichte des Buchhandels in Österreich (2000 : 238) feststellen, lässt der Forschungsstand zum Leseverhalten bzw. zur Struktur der LeserInnenschaft in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts nach wie vor zu wünschen übrig, weshalb über die Lese­ gewohnheiten nur auf Informationen zum Buchmarkt, zum Bibliothekswesen oder zum allgemeinen Bildungsstand der Bevölkerung beruhende Hypothesen aufgestellt werden können. So erlaubt etwa das Sinken der Analphabetenrate zwischen den Jahren 1890 und 1910 in Wien und Niederösterreich von 5,16 % auf 2,1 % für die männliche Bevölkerung über 10 Jahren und von 7,27 % auf 2,8 % für die weibliche Bevölkerung (Schmitz 2000 : 1470)207 den vorsichtigen Rück­ schluss, dass die Lektürefrequenz in diesen Jahrzehnten kontinuierlich zunahm, wobei dies selbstverständlich wiederum nicht auf alle sozialen Schichten in glei­ chem Maße zutrifft ;208 auch sagt eine Statistik über die Kenntnisse in Lesen und Schreiben noch nichts über die Existenz bzw. Beschaffenheit einer Lesekultur aus. In ähnlichem Maße dürfte laut Schenda (1982 : 8) die im 19. Jahrhundert forciert vonstatten gehende soziale Mobilisierung und die damit einhergehende Entwicklung von agrarischen zu industriell­ urbanen Lebensformen einen nicht zu unterschätzenden Beitrag zur Ausweitung des Lesepublikums geleistet haben. 206 Vgl. zum Begriff des Bildungsbürgertums Edelmayer (1984) und vor allem Koselleck (1990). 207 Siehe dazu den internationalen Vergleich für das Jahr 1913 in Hobsbawm (1999 : 429). 208 Rudolf Schenda geht in seinen Werken – zumeist auf die Deutschen Gebiete bezogen – auf schichtspezifische Lektüre im Detail ein ; vgl. etwa Schenda (1976). Des Weiteren darf die nicht zu unterschätzende Zahl funktioneller AnalphabetInnen sowie der aus vielen Gründen einge­ schränkte Zugang zu Zeitungen etc. hier nicht außer Acht gelassen werden.
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Die vielsprachige Seele Kakaniens Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Die vielsprachige Seele Kakaniens
Subtitle
Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
Author
Michaela Wolf
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2012
Language
German
License
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78829-4
Size
15.5 x 23.5 cm
Pages
442
Categories
Geschichte Vor 1918

Table of contents

  1. Dankesworte 11
  2. Einleitung 13
  3. Erstes Kapitel
    1. Zur soziologischen Verortung von Translation 19
      1. 1. Wissenschaft und Gesellschaft im Kontext von Translation 19
      2. 2. Translationswissenschaft : »going social« ? 22
  4. Zweites Kapitel
    1. K.(u.)k. »going postcolonial« 25
      1. 1. Die Verortung der »habsburgischen Kultur« 25
      2. 2. Der »cultural turn« und seine Folgen 35
      3. 3. Übersetzung als Beitrag zur Konstruktion von Kulturen 40
      4. 4. Das Konzept der »kulturellen Übersetzung« 45
      5. 5. Der Versuch einer Übersetzungstypologie 54
    2. »Polykulturelle Kommunikation und Translation« 54
    3. »Transkulturelle Translation« 58
  5. Drittes Kapitel
    1. Das habsburgische Babylon 62
      1. 1. Die kakanische Variante der Multikulturalismus­ Debatte 62
      2. 2. Zählt der Staat Häupter oder Zungen ? 67
      3. 3. Sprachpolitik zur »Annäherung der Volksstämme« 73
      4. 4. Die »Vielsprecherei« auf dem Buchmarkt 77
  6. Viertes Kapitel
    1. Die translatorische Praxis in der »großartigen Versuchsstation« der Habsburgermonarchie 87
      1. 1. »Polykulturelle Kommunikation« 87
    2. »Habitualisiertes Übersetzen« 90
    3. »Institutionalisiertes Übersetzen« 103
      1. 2. »Polykulturelle Translation« 119
    4. Kontakt zwischen Behörden und Parteien 120
    5. Dolmetschen und Übersetzen bei Gericht 128
    6. Die Übersetzung von Gesetzestexten 142
    7. Translationstätigkeit im Ministerium des Äußern und im
    8. Kriegsministerium 165
      1. 3. Die Ausbildung von Dragomanen 179
      2. 4. Der kulturkonstruierende Beitrag der Translationspraxis 188
  7. Fünftes Kapitel
    1. Theoretischer Aufriss eines habsburgischen »Übersetzungsraumes« 194
  8. Sechstes Kapitel
    1. »Prompt, zu jeder Tageszeit« : der private Übersetzungssektor 202
      1. 1. Institutionalisierungstendenzen privater Übersetzung 202
      2. 2. Der private Übersetzungssektor als Schauplatz von
    2. Positionierungskämpfen 208
  9. Siebtes Kapitel
    1. Der »Nutzen fürs geistige Leben« : Übersetzungspolitik in der Habsburgermonarchie 216
      1. 1. Regelnde Faktoren einer Übersetzungspolitik 217
    2. Zensur 218
    3. Urheberrechtsfrage 220
    4. Konzessionspflicht 221
      1. 2. Staatliche Kultur­ und Literaturförderung 222
      2. 3. Literaturpreise 225
  10. Achtes Kapitel
    1. »Übersetzen am laufenden Band«. Eine Übersetzungsstatistik 236
      1. 1. Einzeldaten der Übersetzungsbibliografien 240
    2. »Polykulturelle Translation« 240
    3. »Transkulturelle Translation« 243
      1. 2. Gesamtauswertungen 246
      2. 3. Übersetzen zwischen Sucht und Entwöhnung 257
  11. Neuntes Kapitel
    1. Der Vermittlungsraum italienischer Übersetzungen 263
      1. 1. Österreichisch­ italienische Wahrnehmungen 266
      2. 2. Italienische Übersetzungen im deutschsprachigen Raum 281
      3. 3. Die Metamorphosen des »Übersetzungsfeldes« 298
    2. Soziale Felder und ihre Funktionsregeln 299
    3. Die Dynamisierung der bourdieuschen Felder 303
    4. Paratexte – das »Beiwerk des Buches« 308
    5. Der habsburgische Vermittlungsraum 336
  12. 4. Folgerungen aus der Rekonstruktion des »translatorischen
    1. Vermittlungsraumes« 359
  13. Zehntes Kapitel
    1. Der Vielvölkerstaat als Interaktionsfeld von Übersetzungsleistungen – Schlussbetrachtungen 362
    2. Verzeichnis der in der Habsburgermonarchie erschienenen Übersetzungen Italienisch – Deutsch 1848–1918 378
    3. Verzeichnis der Tabellen, Grafiken und Abkürzungen 392
    4. Tabellen 392
    5. Grafiken 393
    6. Abkürzungen 393
    7. Literaturverzeichnis 394
    8. Quellen 394
    9. Sekundärliteratur 396
    10. Sachregister 434
    11. Personenregister 437
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