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Geschichte
Vor 1918
Die vielsprachige Seele Kakaniens - Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
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Die Metamorphosen des »Übersetzungsfeldes« 303 ausreichen, um den Vermittlungsakt überzeugend darzustellen. Es bedarf somit einer Erweiterung dieser Konzepte, die im Folgenden mithilfe der Denkfigur des bhabhaschen »Dritten Raumes« vorgenommen wird. Die Dynamisierung der bourdieuschen Felder Das von Homi Bhabha konzipierte Theorem des Dritten Raumes weist verblüf­ fende Analogien mit der von uns als »Vermittlungsraum« bezeichneten Denk­ figur auf. Neben dem temporären Charakter der beiden Konzepte ist es vor al­ lem ihre Positionierung im »Dazwischen« : Der Dritte Raum ergibt sich aus der Überlagerung von als hybrid verstandenen Kulturen, ist Kontaktzone kontrover­ sieller Potenziale zwischen Kulturen. Bhabha fasst dabei das Hybride als aktives Moment der Herausforderung gegenüber vorherrschenden Machtverhältnissen auf, das die Zone des Übergangs von einer Quelle des Konflikts in ein produkti­ ves Element überführt und dabei den sogenannten Dritten Raum öffnet : [W]e see that all forms of culture are continually in a process of hybridity. But for me the importance of hybridity is not to be able to trace two original moments from which the third emerges, rather hybridity to me is the »third space« which enables other positions to emerge. (Bhabha 1990 : 211) Als Zwischen­ Raum ist der Dritte Raum ein Übergang, durch dessen Vorstel­ lung »Unverträgliches, Verschwiegenes, Unbewusstes ansichtig wird« (Hárs 2002). In diesem Sinne ist der Dritte Raum nicht als statische, identitätsstif­ tende Einheit aufzufassen, sondern als Prozess : »Ein Ort lässt sich beschreiben, seine Geschichte aber muß immer wieder neu geschrieben werden« (Wägenbaur 1996 : 38). Das aus dem Moment der Begegnung sich ergebende Spannungs­ potenzial trägt zur Dynamisierung in der Entstehung neuer Bedeutungszu­ schreibungen in hohem Maß bei. Im Dritten Raum überkreuzen sich die Be­ ziehungen derjenigen, die unterschiedlichen Ansprüchen folgen ; dort werden dementsprechende Machtkämpfe ausgetragen. Und dort überlagern sich in al­ len ihren Widersprüchen verschiedene Lebenswelten und Lebensstile, wodurch im Dritten Raum soziale Interaktion stattfindet, die das Prinzip des Aushan­ delns zur grundsätzlichen Voraussetzung für sein Bestehen macht. Laut Bhabha reicht ein einfacher Kommunikationsakt zwischen einem Ich und einem Du zur Produktion von Bedeutungen, wie sie durch jeden Transfer passieren, nicht aus, vielmehr sei es notwendig, dieses Ich und dieses Du in eine Bewegung zu versetzen, »bei der sie einen Dritten Raum durchlaufen« (Bhabha 2000 : 55).
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Die vielsprachige Seele Kakaniens Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Die vielsprachige Seele Kakaniens
Subtitle
Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
Author
Michaela Wolf
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2012
Language
German
License
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78829-4
Size
15.5 x 23.5 cm
Pages
442
Categories
Geschichte Vor 1918

Table of contents

  1. Dankesworte 11
  2. Einleitung 13
  3. Erstes Kapitel
    1. Zur soziologischen Verortung von Translation 19
      1. 1. Wissenschaft und Gesellschaft im Kontext von Translation 19
      2. 2. Translationswissenschaft : »going social« ? 22
  4. Zweites Kapitel
    1. K.(u.)k. »going postcolonial« 25
      1. 1. Die Verortung der »habsburgischen Kultur« 25
      2. 2. Der »cultural turn« und seine Folgen 35
      3. 3. Übersetzung als Beitrag zur Konstruktion von Kulturen 40
      4. 4. Das Konzept der »kulturellen Übersetzung« 45
      5. 5. Der Versuch einer Übersetzungstypologie 54
    2. »Polykulturelle Kommunikation und Translation« 54
    3. »Transkulturelle Translation« 58
  5. Drittes Kapitel
    1. Das habsburgische Babylon 62
      1. 1. Die kakanische Variante der Multikulturalismus­ Debatte 62
      2. 2. Zählt der Staat Häupter oder Zungen ? 67
      3. 3. Sprachpolitik zur »Annäherung der Volksstämme« 73
      4. 4. Die »Vielsprecherei« auf dem Buchmarkt 77
  6. Viertes Kapitel
    1. Die translatorische Praxis in der »großartigen Versuchsstation« der Habsburgermonarchie 87
      1. 1. »Polykulturelle Kommunikation« 87
    2. »Habitualisiertes Übersetzen« 90
    3. »Institutionalisiertes Übersetzen« 103
      1. 2. »Polykulturelle Translation« 119
    4. Kontakt zwischen Behörden und Parteien 120
    5. Dolmetschen und Übersetzen bei Gericht 128
    6. Die Übersetzung von Gesetzestexten 142
    7. Translationstätigkeit im Ministerium des Äußern und im
    8. Kriegsministerium 165
      1. 3. Die Ausbildung von Dragomanen 179
      2. 4. Der kulturkonstruierende Beitrag der Translationspraxis 188
  7. Fünftes Kapitel
    1. Theoretischer Aufriss eines habsburgischen »Übersetzungsraumes« 194
  8. Sechstes Kapitel
    1. »Prompt, zu jeder Tageszeit« : der private Übersetzungssektor 202
      1. 1. Institutionalisierungstendenzen privater Übersetzung 202
      2. 2. Der private Übersetzungssektor als Schauplatz von
    2. Positionierungskämpfen 208
  9. Siebtes Kapitel
    1. Der »Nutzen fürs geistige Leben« : Übersetzungspolitik in der Habsburgermonarchie 216
      1. 1. Regelnde Faktoren einer Übersetzungspolitik 217
    2. Zensur 218
    3. Urheberrechtsfrage 220
    4. Konzessionspflicht 221
      1. 2. Staatliche Kultur­ und Literaturförderung 222
      2. 3. Literaturpreise 225
  10. Achtes Kapitel
    1. »Übersetzen am laufenden Band«. Eine Übersetzungsstatistik 236
      1. 1. Einzeldaten der Übersetzungsbibliografien 240
    2. »Polykulturelle Translation« 240
    3. »Transkulturelle Translation« 243
      1. 2. Gesamtauswertungen 246
      2. 3. Übersetzen zwischen Sucht und Entwöhnung 257
  11. Neuntes Kapitel
    1. Der Vermittlungsraum italienischer Übersetzungen 263
      1. 1. Österreichisch­ italienische Wahrnehmungen 266
      2. 2. Italienische Übersetzungen im deutschsprachigen Raum 281
      3. 3. Die Metamorphosen des »Übersetzungsfeldes« 298
    2. Soziale Felder und ihre Funktionsregeln 299
    3. Die Dynamisierung der bourdieuschen Felder 303
    4. Paratexte – das »Beiwerk des Buches« 308
    5. Der habsburgische Vermittlungsraum 336
  12. 4. Folgerungen aus der Rekonstruktion des »translatorischen
    1. Vermittlungsraumes« 359
  13. Zehntes Kapitel
    1. Der Vielvölkerstaat als Interaktionsfeld von Übersetzungsleistungen – Schlussbetrachtungen 362
    2. Verzeichnis der in der Habsburgermonarchie erschienenen Übersetzungen Italienisch – Deutsch 1848–1918 378
    3. Verzeichnis der Tabellen, Grafiken und Abkürzungen 392
    4. Tabellen 392
    5. Grafiken 393
    6. Abkürzungen 393
    7. Literaturverzeichnis 394
    8. Quellen 394
    9. Sekundärliteratur 396
    10. Sachregister 434
    11. Personenregister 437
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