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Die Metamorphosen des »Übersetzungsfeldes« 303
ausreichen, um den Vermittlungsakt überzeugend darzustellen. Es bedarf somit
einer Erweiterung dieser Konzepte, die im Folgenden mithilfe der Denkfigur
des bhabhaschen »Dritten Raumes« vorgenommen wird.
Die Dynamisierung der bourdieuschen Felder
Das von Homi Bhabha konzipierte Theorem des Dritten Raumes weist verblüf
fende Analogien mit der von uns als »Vermittlungsraum« bezeichneten Denk
figur auf. Neben dem temporären Charakter der beiden Konzepte ist es vor al
lem ihre Positionierung im »Dazwischen« : Der Dritte Raum ergibt sich aus der
Überlagerung von als hybrid verstandenen Kulturen, ist Kontaktzone kontrover
sieller Potenziale zwischen Kulturen. Bhabha fasst dabei das Hybride als aktives
Moment der Herausforderung gegenüber vorherrschenden Machtverhältnissen
auf, das die Zone des Übergangs von einer Quelle des Konflikts in ein produkti
ves Element überführt und dabei den sogenannten Dritten Raum öffnet :
[W]e see that all forms of culture are continually in a process of hybridity. But for
me the importance of hybridity is not to be able to trace two original moments
from which the third emerges, rather hybridity to me is the »third space« which
enables other positions to emerge. (Bhabha 1990 : 211)
Als Zwischen Raum ist der Dritte Raum ein Übergang, durch dessen Vorstel
lung »Unverträgliches, Verschwiegenes, Unbewusstes ansichtig wird« (Hárs
2002). In diesem Sinne ist der Dritte Raum nicht als statische, identitätsstif
tende Einheit aufzufassen, sondern als Prozess : »Ein Ort lässt sich beschreiben,
seine Geschichte aber muß immer wieder neu geschrieben werden« (Wägenbaur
1996 : 38). Das aus dem Moment der Begegnung sich ergebende Spannungs
potenzial trägt zur Dynamisierung in der Entstehung neuer Bedeutungszu
schreibungen in hohem Maß bei. Im Dritten Raum überkreuzen sich die Be
ziehungen derjenigen, die unterschiedlichen Ansprüchen folgen ; dort werden
dementsprechende Machtkämpfe ausgetragen. Und dort überlagern sich in al
len ihren Widersprüchen verschiedene Lebenswelten und Lebensstile, wodurch
im Dritten Raum soziale Interaktion stattfindet, die das Prinzip des Aushan
delns zur grundsätzlichen Voraussetzung für sein Bestehen macht. Laut Bhabha
reicht ein einfacher Kommunikationsakt zwischen einem Ich und einem Du
zur Produktion von Bedeutungen, wie sie durch jeden Transfer passieren, nicht
aus, vielmehr sei es notwendig, dieses Ich und dieses Du in eine Bewegung zu
versetzen, »bei der sie einen Dritten Raum durchlaufen« (Bhabha 2000 : 55).
Die vielsprachige Seele Kakaniens
Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Die vielsprachige Seele Kakaniens
- Untertitel
- Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
- Autor
- Michaela Wolf
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2012
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78829-4
- Abmessungen
- 15.5 x 23.5 cm
- Seiten
- 442
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- Dankesworte 11
- Einleitung 13
- Erstes Kapitel
- Zweites Kapitel
- Drittes Kapitel
- Viertes Kapitel
- Die translatorische Praxis in der »großartigen Versuchsstation« der Habsburgermonarchie 87
- »Habitualisiertes Übersetzen« 90
- »Institutionalisiertes Übersetzen« 103
- Kontakt zwischen Behörden und Parteien 120
- Dolmetschen und Übersetzen bei Gericht 128
- Die Übersetzung von Gesetzestexten 142
- Translationstätigkeit im Ministerium des Äußern und im
- Kriegsministerium 165
- Fünftes Kapitel
- Sechstes Kapitel
- »Prompt, zu jeder Tageszeit« : der private Übersetzungssektor 202
- 1. Institutionalisierungstendenzen privater Übersetzung 202
- 2. Der private Übersetzungssektor als Schauplatz von
- Positionierungskämpfen 208
- »Prompt, zu jeder Tageszeit« : der private Übersetzungssektor 202
- Siebtes Kapitel
- Achtes Kapitel
- Neuntes Kapitel
- 4. Folgerungen aus der Rekonstruktion des »translatorischen
- Zehntes Kapitel
- Der Vielvölkerstaat als Interaktionsfeld von Übersetzungsleistungen – Schlussbetrachtungen 362
- Verzeichnis der in der Habsburgermonarchie erschienenen Übersetzungen Italienisch – Deutsch 1848–1918 378
- Verzeichnis der Tabellen, Grafiken und Abkürzungen 392
- Tabellen 392
- Grafiken 393
- Abkürzungen 393
- Literaturverzeichnis 394
- Quellen 394
- Sekundärliteratur 396
- Sachregister 434
- Personenregister 437