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Vor 1918
Die vielsprachige Seele Kakaniens - Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
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266 Der Vermittlungsraum italienischer Übersetzungen den Armen­ und Elendsvierteln gegenüber. Die durch den Liberalismus und seine Auswirkungen markanter zutage tretenden Wertesysteme verschärften ei­ nerseits diese althergebrachten Gegensätze : Einem strengen bürgerlichen Mo­ ralkodex stand eine steigende Zahl unehelicher Geburten gegenüber, und wäh­ rend die Ringstraße als glänzende städtebauliche Leistung entstand (Witzmann 1984 : 68), wuchs die Zahl an BettgeherInnen ; demgegenüber standen jedoch kulturelle Prozesse, die durch die Vielzahl an Ethnien und ihrer Lebenswelten, die in der Hauptstadt aufeinander trafen, sowie durch die im Zuge der Bewäl­ tigung dieser alltäglichen Auseinandersetzung mit dem »Anderen« sich ausfor­ menden kulturellen »Codes« die Herausbildung von Hybriditätsformationen begünstigten, die für die Habsburgermonarchie, wie bereits erwähnt, gerade für diesen Zeitraum als konstitutiv zu bezeichnen sind. Die von Liberalismus und ökonomischem Wachstum profitierende Bürger­ schicht brachte neue Eliten hervor, die in Kaffeehäusern, Salons und bei Soiréen ihre »intellektuelle Substanz« kultivierten (Schorske 1997/1982 : 281). Pollak geht von der These aus, dass die kulturelle Blüte Wiens um die Jahrhundertwende auf die Geschwindigkeit der Strukturwandlungen des intellektuellen und künst­ lerischen Feldes und die daraus resultierende Ausformung eigener Kommunika­ tionsformen (Etablierung eines Literaturmarktes, Differenzierung von Salons, Journalismus etc.) zurückzuführen ist (Pollak 1997 : 23). Dieser Strukturwandel schlägt sich nicht zuletzt in dem Repräsentationsbedürfnis der Bürgerinnen und Bürger nieder, die neu erreichte ökonomische und gesellschaftliche Macht zur Schau zu stellen. Die so erstandenen Symbole wie die Ringstraßenbauten als Gegenkultur zu den Kirchen und Palästen der religiösen und aristokratischen Welt oder das Parlament, das Rathaus und die Universität als Symbole der kon­ stitutionellen Monarchie und des modernen Wissens (vgl. Schorske 1997/1982 : 280 und Pollak 1997 : 82) wurden somit zum ostentativen Ausdruck einer das Bürgertum auszeichnen wollenden Distinktion. Die Ausformung einer im Sog politischer Erneuerung operierenden künstlerischen und literarischen Avant­ garde war nur eine Frage der Zeit – doch entstand, wie Michael Pollak treffend anmerkt, eine kosmopolitische »österreichische« Kunst erst, als Österreich sich anschickte, politisch zu verschwinden (Pollak 1997 : 154). 1. Österreichisch-italienische Wahrnehmungen Es stellt sich die Frage, wo die Rolle der italienischen Kultur in diesem dich­ ten kulturellen System zu verorten ist. Die reichhaltige Literatur zum Thema
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Die vielsprachige Seele Kakaniens Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Die vielsprachige Seele Kakaniens
Untertitel
Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
Autor
Michaela Wolf
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2012
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78829-4
Abmessungen
15.5 x 23.5 cm
Seiten
442
Kategorien
Geschichte Vor 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Dankesworte 11
  2. Einleitung 13
  3. Erstes Kapitel
    1. Zur soziologischen Verortung von Translation 19
      1. 1. Wissenschaft und Gesellschaft im Kontext von Translation 19
      2. 2. Translationswissenschaft : »going social« ? 22
  4. Zweites Kapitel
    1. K.(u.)k. »going postcolonial« 25
      1. 1. Die Verortung der »habsburgischen Kultur« 25
      2. 2. Der »cultural turn« und seine Folgen 35
      3. 3. Übersetzung als Beitrag zur Konstruktion von Kulturen 40
      4. 4. Das Konzept der »kulturellen Übersetzung« 45
      5. 5. Der Versuch einer Übersetzungstypologie 54
    2. »Polykulturelle Kommunikation und Translation« 54
    3. »Transkulturelle Translation« 58
  5. Drittes Kapitel
    1. Das habsburgische Babylon 62
      1. 1. Die kakanische Variante der Multikulturalismus­ Debatte 62
      2. 2. Zählt der Staat Häupter oder Zungen ? 67
      3. 3. Sprachpolitik zur »Annäherung der Volksstämme« 73
      4. 4. Die »Vielsprecherei« auf dem Buchmarkt 77
  6. Viertes Kapitel
    1. Die translatorische Praxis in der »großartigen Versuchsstation« der Habsburgermonarchie 87
      1. 1. »Polykulturelle Kommunikation« 87
    2. »Habitualisiertes Übersetzen« 90
    3. »Institutionalisiertes Übersetzen« 103
      1. 2. »Polykulturelle Translation« 119
    4. Kontakt zwischen Behörden und Parteien 120
    5. Dolmetschen und Übersetzen bei Gericht 128
    6. Die Übersetzung von Gesetzestexten 142
    7. Translationstätigkeit im Ministerium des Äußern und im
    8. Kriegsministerium 165
      1. 3. Die Ausbildung von Dragomanen 179
      2. 4. Der kulturkonstruierende Beitrag der Translationspraxis 188
  7. Fünftes Kapitel
    1. Theoretischer Aufriss eines habsburgischen »Übersetzungsraumes« 194
  8. Sechstes Kapitel
    1. »Prompt, zu jeder Tageszeit« : der private Übersetzungssektor 202
      1. 1. Institutionalisierungstendenzen privater Übersetzung 202
      2. 2. Der private Übersetzungssektor als Schauplatz von
    2. Positionierungskämpfen 208
  9. Siebtes Kapitel
    1. Der »Nutzen fürs geistige Leben« : Übersetzungspolitik in der Habsburgermonarchie 216
      1. 1. Regelnde Faktoren einer Übersetzungspolitik 217
    2. Zensur 218
    3. Urheberrechtsfrage 220
    4. Konzessionspflicht 221
      1. 2. Staatliche Kultur­ und Literaturförderung 222
      2. 3. Literaturpreise 225
  10. Achtes Kapitel
    1. »Übersetzen am laufenden Band«. Eine Übersetzungsstatistik 236
      1. 1. Einzeldaten der Übersetzungsbibliografien 240
    2. »Polykulturelle Translation« 240
    3. »Transkulturelle Translation« 243
      1. 2. Gesamtauswertungen 246
      2. 3. Übersetzen zwischen Sucht und Entwöhnung 257
  11. Neuntes Kapitel
    1. Der Vermittlungsraum italienischer Übersetzungen 263
      1. 1. Österreichisch­ italienische Wahrnehmungen 266
      2. 2. Italienische Übersetzungen im deutschsprachigen Raum 281
      3. 3. Die Metamorphosen des »Übersetzungsfeldes« 298
    2. Soziale Felder und ihre Funktionsregeln 299
    3. Die Dynamisierung der bourdieuschen Felder 303
    4. Paratexte – das »Beiwerk des Buches« 308
    5. Der habsburgische Vermittlungsraum 336
  12. 4. Folgerungen aus der Rekonstruktion des »translatorischen
    1. Vermittlungsraumes« 359
  13. Zehntes Kapitel
    1. Der Vielvölkerstaat als Interaktionsfeld von Übersetzungsleistungen – Schlussbetrachtungen 362
    2. Verzeichnis der in der Habsburgermonarchie erschienenen Übersetzungen Italienisch – Deutsch 1848–1918 378
    3. Verzeichnis der Tabellen, Grafiken und Abkürzungen 392
    4. Tabellen 392
    5. Grafiken 393
    6. Abkürzungen 393
    7. Literaturverzeichnis 394
    8. Quellen 394
    9. Sekundärliteratur 396
    10. Sachregister 434
    11. Personenregister 437
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