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Vor 1918
Die vielsprachige Seele Kakaniens - Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
Seite - 119 -
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»Polykulturelle Translation« 119 der Monarchie wesentlich zu ihrem Funktionieren beitrugen. Wie zu sehen ist, war das »institutionalisierte Übersetzen« nicht zuletzt bedingt durch die wach­ senden Nationalitätenkonflikte in zunehmendem Maß von der Eigeninitiative der einzelnen Bürger gekennzeichnet und gleichzeitig durch wachsende Regle­ mentierung gelenkt ; über die hier aufgezeigten Tätigkeiten können im Einzel­ nen die Entwicklungen des translatorischen Phänomens in den verschiedenen Geschäftsbereichen ausgehend von der sprachbezogenen Gesetzgebung und im Zusammenhang mit den gesellschaftlichen Entwicklungen nachgezeichnet werden ; als Grundlage könnte die von Alfred Fischel besorgte Quellensamm­ lung Das Österreichische Sprachrecht (Fischel 1910) gelten. 2. »Polykulturelle Translation« Wird Translation im engeren Sinn als jener Übersetzungs­ und Dolmetsch­ prozess verstanden, der im Unterschied zum »habitualisierten« und »institutio­ nalisierten Übersetzen« einen Transfer auf der Basis von Vermittlungsaktionen ermöglicht, so sind diese Ausprägungen »polykultureller Translation« als ebenso konstitutiv für die Monarchie zu bezeichnen wie die »polykulturelle Kommu­ nikation« – wurde doch »naturgemäß […] im alten Österreich allenthalben Tag und Nacht übersetzt« (Petioky 1998 : 351).117 In Anbetracht der Vielzahl an weithin benötigten Übersetzern und Dolmet­ schern in einem multiethnischen Staat ist die Institutionalisierung der transla­ torischen Tätigkeit durchgehend nur sehr schwach ausgebildet, was sich auch in den wenigen Berufsbezeichnungen niederschlägt : Die Rede ist lediglich von »Hofdolmetschern«, »Translatoren« und »Gerichtsdolmetschern«. Frühe Zeug­ nisse aus dem 16. Jahrhundert belegen die Existenz von Hofdolmetschern, die bei Verhandlungen des böhmischen Landtags für den habsburgischen Herr­ scher bereitstanden. Die diesbezüglichen Dolmetscherverzeichnisse am Hofe Rudolfs  II. für die Jahre 1599–1606 zeugen insgesamt von reger Dolmetschtä­ tigkeit (Bůžek 1993 : 588). Die berufsmäßige Position der »Translatoren« war nicht einheitlich. So konnte die Tätigkeit entweder im Rahmen einer Vollbe­ schäftigung bei einer Behörde erfolgen oder als Nebenbeschäftigung von Be­ amten, andere waren als auswärtige Mitarbeiter beschäftigt und lieferten ihre 117 Im vorliegenden Kapitel wird ausschließlich auf den Bereich des Geschäftsübersetzens bzw. ­ dolmetschens eingegangen, dementsprechend werden die Arbeitsfelder Verwaltung, Gericht, Gesetzestexte u.ä. untersucht.
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Die vielsprachige Seele Kakaniens Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Die vielsprachige Seele Kakaniens
Untertitel
Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
Autor
Michaela Wolf
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2012
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78829-4
Abmessungen
15.5 x 23.5 cm
Seiten
442
Kategorien
Geschichte Vor 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Dankesworte 11
  2. Einleitung 13
  3. Erstes Kapitel
    1. Zur soziologischen Verortung von Translation 19
      1. 1. Wissenschaft und Gesellschaft im Kontext von Translation 19
      2. 2. Translationswissenschaft : »going social« ? 22
  4. Zweites Kapitel
    1. K.(u.)k. »going postcolonial« 25
      1. 1. Die Verortung der »habsburgischen Kultur« 25
      2. 2. Der »cultural turn« und seine Folgen 35
      3. 3. Übersetzung als Beitrag zur Konstruktion von Kulturen 40
      4. 4. Das Konzept der »kulturellen Übersetzung« 45
      5. 5. Der Versuch einer Übersetzungstypologie 54
    2. »Polykulturelle Kommunikation und Translation« 54
    3. »Transkulturelle Translation« 58
  5. Drittes Kapitel
    1. Das habsburgische Babylon 62
      1. 1. Die kakanische Variante der Multikulturalismus­ Debatte 62
      2. 2. Zählt der Staat Häupter oder Zungen ? 67
      3. 3. Sprachpolitik zur »Annäherung der Volksstämme« 73
      4. 4. Die »Vielsprecherei« auf dem Buchmarkt 77
  6. Viertes Kapitel
    1. Die translatorische Praxis in der »großartigen Versuchsstation« der Habsburgermonarchie 87
      1. 1. »Polykulturelle Kommunikation« 87
    2. »Habitualisiertes Übersetzen« 90
    3. »Institutionalisiertes Übersetzen« 103
      1. 2. »Polykulturelle Translation« 119
    4. Kontakt zwischen Behörden und Parteien 120
    5. Dolmetschen und Übersetzen bei Gericht 128
    6. Die Übersetzung von Gesetzestexten 142
    7. Translationstätigkeit im Ministerium des Äußern und im
    8. Kriegsministerium 165
      1. 3. Die Ausbildung von Dragomanen 179
      2. 4. Der kulturkonstruierende Beitrag der Translationspraxis 188
  7. Fünftes Kapitel
    1. Theoretischer Aufriss eines habsburgischen »Übersetzungsraumes« 194
  8. Sechstes Kapitel
    1. »Prompt, zu jeder Tageszeit« : der private Übersetzungssektor 202
      1. 1. Institutionalisierungstendenzen privater Übersetzung 202
      2. 2. Der private Übersetzungssektor als Schauplatz von
    2. Positionierungskämpfen 208
  9. Siebtes Kapitel
    1. Der »Nutzen fürs geistige Leben« : Übersetzungspolitik in der Habsburgermonarchie 216
      1. 1. Regelnde Faktoren einer Übersetzungspolitik 217
    2. Zensur 218
    3. Urheberrechtsfrage 220
    4. Konzessionspflicht 221
      1. 2. Staatliche Kultur­ und Literaturförderung 222
      2. 3. Literaturpreise 225
  10. Achtes Kapitel
    1. »Übersetzen am laufenden Band«. Eine Übersetzungsstatistik 236
      1. 1. Einzeldaten der Übersetzungsbibliografien 240
    2. »Polykulturelle Translation« 240
    3. »Transkulturelle Translation« 243
      1. 2. Gesamtauswertungen 246
      2. 3. Übersetzen zwischen Sucht und Entwöhnung 257
  11. Neuntes Kapitel
    1. Der Vermittlungsraum italienischer Übersetzungen 263
      1. 1. Österreichisch­ italienische Wahrnehmungen 266
      2. 2. Italienische Übersetzungen im deutschsprachigen Raum 281
      3. 3. Die Metamorphosen des »Übersetzungsfeldes« 298
    2. Soziale Felder und ihre Funktionsregeln 299
    3. Die Dynamisierung der bourdieuschen Felder 303
    4. Paratexte – das »Beiwerk des Buches« 308
    5. Der habsburgische Vermittlungsraum 336
  12. 4. Folgerungen aus der Rekonstruktion des »translatorischen
    1. Vermittlungsraumes« 359
  13. Zehntes Kapitel
    1. Der Vielvölkerstaat als Interaktionsfeld von Übersetzungsleistungen – Schlussbetrachtungen 362
    2. Verzeichnis der in der Habsburgermonarchie erschienenen Übersetzungen Italienisch – Deutsch 1848–1918 378
    3. Verzeichnis der Tabellen, Grafiken und Abkürzungen 392
    4. Tabellen 392
    5. Grafiken 393
    6. Abkürzungen 393
    7. Literaturverzeichnis 394
    8. Quellen 394
    9. Sekundärliteratur 396
    10. Sachregister 434
    11. Personenregister 437
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