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Einleitung
Eine vor allem in den Geisteswissenschaften existente, nicht zuletzt durch ver
schiedene »turns« verstärkte interdisziplinäre Forschung stellt zum einen beste
hende Paradigmen und vermeintliche Eindeutigkeiten auf den Prüfstand und
eröffnet zum anderen die Chance, in den Grenzbereichen und Überschneidungs
zonen zwischen den wissenschaftlichen Disziplinen produktive Forschungsfel
der zu schaffen, die innovatives Potenzial besitzen und die wissenschaftliche
Erkenntnis vorantreiben. Dies scheint zumindest für den Bereich der Transla
tionswissenschaft konstitutiv – und zwar im doppelten Sinn, ist doch nicht nur
ihr Objektbereich in den Kontaktzonen »zwischen den Kulturen« angesiedelt
und somit unterschiedlichen Kontextualisierungskonstellationen und Kommu
nikationsstrukturen ausgesetzt, sondern auch die Disziplin selbst : Es sind vor
rangig die weit gefächerten, vielfältige Kommunikationsformen umfassenden
Themenkomplexe der Translationswissenschaft, die durch ihr breites Spektrum
die Erhaltung einer (oft vordergründig angestrebten) disziplininternen Kohä
renz infrage stellen ; durch das Verharren in den eigenen disziplinären Grenzen
werden auch wesentliche Forschungsprobleme systematisch eingeschränkt. Die
Translationswissenschaft ist vielmehr gerade aufgrund ihrer thematisch multi
perspektivischen Ausgewiesenheit auf Grundlagen aus anderen Wissenschafts
feldern nicht nur zwingend angewiesen, sondern hat auch seit Langem erkannt,
dass sowohl Impulse aus anderen Disziplinen als auch konstruktive Kooperation
mit anderen Wissenschaftszweigen für sie von zentraler Bedeutung sind. Den
deutlichsten Bezugsrahmen stellten bisher die Sprachwissenschaft und die Li
teraturwissenschaft dar, zu denen freilich auch aus wissenschafts und diszip
linhistorischen Gründen Abgrenzungsbemühungen bestehen ; in weiterer Folge
sind Kulturwissenschaften und Sozialwissenschaften verstärkt ins Blickfeld ge
raten. Nicht zuletzt bedingt durch diese Entwicklungen erlebte die Translati
onswissenschaft seit den Neunzigerjahren des 20. Jahrhunderts eine Konjunktur
neuer, über die Grenzen der Disziplin hinausweisender und diese Grenzen aus
reizender Fragestellungen.
Die weitreichendsten Impulse für Veränderungen in den Denkrichtungen
der Translationswissenschaft gingen zweifelsohne von der sogenannten »kultu
rellen Wende« am Beginn der Neunzigerjahre des 20. Jahrhunderts aus. Dieser
Die vielsprachige Seele Kakaniens
Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Die vielsprachige Seele Kakaniens
- Untertitel
- Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
- Autor
- Michaela Wolf
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2012
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78829-4
- Abmessungen
- 15.5 x 23.5 cm
- Seiten
- 442
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- Dankesworte 11
- Einleitung 13
- Erstes Kapitel
- Zweites Kapitel
- Drittes Kapitel
- Viertes Kapitel
- Die translatorische Praxis in der »großartigen Versuchsstation« der Habsburgermonarchie 87
- »Habitualisiertes Übersetzen« 90
- »Institutionalisiertes Übersetzen« 103
- Kontakt zwischen Behörden und Parteien 120
- Dolmetschen und Übersetzen bei Gericht 128
- Die Übersetzung von Gesetzestexten 142
- Translationstätigkeit im Ministerium des Äußern und im
- Kriegsministerium 165
- Fünftes Kapitel
- Sechstes Kapitel
- »Prompt, zu jeder Tageszeit« : der private Übersetzungssektor 202
- 1. Institutionalisierungstendenzen privater Übersetzung 202
- 2. Der private Übersetzungssektor als Schauplatz von
- Positionierungskämpfen 208
- »Prompt, zu jeder Tageszeit« : der private Übersetzungssektor 202
- Siebtes Kapitel
- Achtes Kapitel
- Neuntes Kapitel
- 4. Folgerungen aus der Rekonstruktion des »translatorischen
- Zehntes Kapitel
- Der Vielvölkerstaat als Interaktionsfeld von Übersetzungsleistungen – Schlussbetrachtungen 362
- Verzeichnis der in der Habsburgermonarchie erschienenen Übersetzungen Italienisch – Deutsch 1848–1918 378
- Verzeichnis der Tabellen, Grafiken und Abkürzungen 392
- Tabellen 392
- Grafiken 393
- Abkürzungen 393
- Literaturverzeichnis 394
- Quellen 394
- Sekundärliteratur 396
- Sachregister 434
- Personenregister 437