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Vor 1918
Die vielsprachige Seele Kakaniens - Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
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Die Metamorphosen des »Übersetzungsfeldes« 299 Zur Rekonstruktion des Übersetzungsgeschehens in der Habsburgermon­ archie bietet sich die Theorie der symbolischen Formen von Pierre Bourdieu an. Die Anwendung dieser Theorie vermag nicht nur, wie zu zeigen sein wird, die Machtverhältnisse in der Phase des Entstehens bzw. der Durchsetzung von Übersetzungen überzeugend nachzuzeichnen, sondern auch die Dynamik der involvierten AkteurInnen und Instanzen aufzudecken. Für die Rekonstruktion der Vermittlung zwischen einzelnen Feldern, die dem Prozess der Übersetzung im engeren Sinn zugrunde liegt, reicht die Theorie jedoch nicht zur Gänze aus. Dies ist hauptsächlich darauf zurückzuführen, dass die bourdieuschen Instru­ mentarien für einen sogenannten »Raum der Vermittlung« nicht zuletzt auf­ grund seines temporären Bestehens – das ja für seine Existenz konstitutiv ist – nur unzureichend eingesetzt werden können. Es stellt sich deshalb die Frage, auf welche Weise die bourdieusche Feldtheorie dynamisiert werden kann, um die für die Rekonstruktion der Vermittlungs­ qua Übersetzungstätigkeit notwendi­ gen Verknüpfungsmechanismen zwischen den relevanten Feldern nachzeichnen zu können.259 Soziale Felder und ihre Funktionsregeln Laut Bourdieu liegen dem Funktionieren eines Feldes vier Grundprinzipien zu­ grunde : die Konstitution des Feldes als autonomes Feld der Praxis, die Ordnung im Feld als hierarchische Struktur, der Kampf im Feld als seine Eigendynamik und die Reproduktion des Feldes als Bedingung für seine soziale Dauer (vgl. Papilloud 2003 : 59). Die Fokussierung auf die Transferleistungen zwischen verschiedenen Feldern zeigt jedoch, dass das Phänomen der Vermittlung im Rahmen der bourdieuschen Theorie nur in kaum zufrieden stellendem Maß dargestellt werden kann : Wenn von einer vorläufig mit dem Arbeitsbegriff »Ver­ mittlungsraum« belegten Denkfigur ausgegangen wird, der die Handlungen der in den Transfer involvierten AkteurInnen des Übersetzungsbetriebs generiert, so lässt sich erkennen, dass ein solcher »Vermittlungsraum« lediglich in Ansät­ zen den hier vorerst nur kurz aufgezeigten Funktionsmechanismen entspricht. Der Vermittlungsraum entsteht zwar ebenso wie jedes soziale Feld allmählich durch den Einsatz seiner Akteure und Akteurinnen, doch sind diese im trans­ latorischen Kontext nicht auf dauerhafte Beziehungen ausgerichtet, sondern agieren aufgrund des kurzlebigen Charakters ihrer Beziehungen innerhalb von 259 Vgl. zu den folgenden Ausführungen und ihrer Bezugnahme auf Hermann Bahr als Kulturmitt­ ler Wolf (2005) ; siehe ebenso Wolf (2011).
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Die vielsprachige Seele Kakaniens Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Die vielsprachige Seele Kakaniens
Untertitel
Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
Autor
Michaela Wolf
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2012
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78829-4
Abmessungen
15.5 x 23.5 cm
Seiten
442
Kategorien
Geschichte Vor 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Dankesworte 11
  2. Einleitung 13
  3. Erstes Kapitel
    1. Zur soziologischen Verortung von Translation 19
      1. 1. Wissenschaft und Gesellschaft im Kontext von Translation 19
      2. 2. Translationswissenschaft : »going social« ? 22
  4. Zweites Kapitel
    1. K.(u.)k. »going postcolonial« 25
      1. 1. Die Verortung der »habsburgischen Kultur« 25
      2. 2. Der »cultural turn« und seine Folgen 35
      3. 3. Übersetzung als Beitrag zur Konstruktion von Kulturen 40
      4. 4. Das Konzept der »kulturellen Übersetzung« 45
      5. 5. Der Versuch einer Übersetzungstypologie 54
    2. »Polykulturelle Kommunikation und Translation« 54
    3. »Transkulturelle Translation« 58
  5. Drittes Kapitel
    1. Das habsburgische Babylon 62
      1. 1. Die kakanische Variante der Multikulturalismus­ Debatte 62
      2. 2. Zählt der Staat Häupter oder Zungen ? 67
      3. 3. Sprachpolitik zur »Annäherung der Volksstämme« 73
      4. 4. Die »Vielsprecherei« auf dem Buchmarkt 77
  6. Viertes Kapitel
    1. Die translatorische Praxis in der »großartigen Versuchsstation« der Habsburgermonarchie 87
      1. 1. »Polykulturelle Kommunikation« 87
    2. »Habitualisiertes Übersetzen« 90
    3. »Institutionalisiertes Übersetzen« 103
      1. 2. »Polykulturelle Translation« 119
    4. Kontakt zwischen Behörden und Parteien 120
    5. Dolmetschen und Übersetzen bei Gericht 128
    6. Die Übersetzung von Gesetzestexten 142
    7. Translationstätigkeit im Ministerium des Äußern und im
    8. Kriegsministerium 165
      1. 3. Die Ausbildung von Dragomanen 179
      2. 4. Der kulturkonstruierende Beitrag der Translationspraxis 188
  7. Fünftes Kapitel
    1. Theoretischer Aufriss eines habsburgischen »Übersetzungsraumes« 194
  8. Sechstes Kapitel
    1. »Prompt, zu jeder Tageszeit« : der private Übersetzungssektor 202
      1. 1. Institutionalisierungstendenzen privater Übersetzung 202
      2. 2. Der private Übersetzungssektor als Schauplatz von
    2. Positionierungskämpfen 208
  9. Siebtes Kapitel
    1. Der »Nutzen fürs geistige Leben« : Übersetzungspolitik in der Habsburgermonarchie 216
      1. 1. Regelnde Faktoren einer Übersetzungspolitik 217
    2. Zensur 218
    3. Urheberrechtsfrage 220
    4. Konzessionspflicht 221
      1. 2. Staatliche Kultur­ und Literaturförderung 222
      2. 3. Literaturpreise 225
  10. Achtes Kapitel
    1. »Übersetzen am laufenden Band«. Eine Übersetzungsstatistik 236
      1. 1. Einzeldaten der Übersetzungsbibliografien 240
    2. »Polykulturelle Translation« 240
    3. »Transkulturelle Translation« 243
      1. 2. Gesamtauswertungen 246
      2. 3. Übersetzen zwischen Sucht und Entwöhnung 257
  11. Neuntes Kapitel
    1. Der Vermittlungsraum italienischer Übersetzungen 263
      1. 1. Österreichisch­ italienische Wahrnehmungen 266
      2. 2. Italienische Übersetzungen im deutschsprachigen Raum 281
      3. 3. Die Metamorphosen des »Übersetzungsfeldes« 298
    2. Soziale Felder und ihre Funktionsregeln 299
    3. Die Dynamisierung der bourdieuschen Felder 303
    4. Paratexte – das »Beiwerk des Buches« 308
    5. Der habsburgische Vermittlungsraum 336
  12. 4. Folgerungen aus der Rekonstruktion des »translatorischen
    1. Vermittlungsraumes« 359
  13. Zehntes Kapitel
    1. Der Vielvölkerstaat als Interaktionsfeld von Übersetzungsleistungen – Schlussbetrachtungen 362
    2. Verzeichnis der in der Habsburgermonarchie erschienenen Übersetzungen Italienisch – Deutsch 1848–1918 378
    3. Verzeichnis der Tabellen, Grafiken und Abkürzungen 392
    4. Tabellen 392
    5. Grafiken 393
    6. Abkürzungen 393
    7. Literaturverzeichnis 394
    8. Quellen 394
    9. Sekundärliteratur 396
    10. Sachregister 434
    11. Personenregister 437
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