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Sechstes Kapitel
»Prompt, zu jeder Tageszeit« : der private
Übersetzungssektor
Der außerhalb des gestalterischen Einflusses der staatlichen Hand ablaufende
Übersetzungsbetrieb in der Habsburgermonarchie war bisher noch nie Gegen
stand der Forschung. Die oben genannte »Erste vereinigte Dolmetsch Kanzlei
für sämmtliche Sprachen der österreichischen Monarchie und die Hauptspra
chen Europa’s« hatte die Aufgabe, Gerichtsdolmetscher zu vermitteln bzw.
beglaubigte Übersetzungen anzufertigen ; ihre Nachfolgerin, die »Gerichts
Dolmetschkanzlei für die französische und italienische Sprache und Vermitt
lungsanstalt zur Versorgung authentischer und einfacher Uebersetzungen aus
allen anderen Sprachen« nahm sich auch nicht zu beglaubigender und den all
gemeinen Geschäftsbereich betreffender Übersetzungen an. Ab den Siebziger
jahren treten gewerbsmäßig betriebene Übersetzungsbüros bzw. die Dienstan
träge privater ÜbersetzerInnen in steigendem Umfang auf. Wiener und auch
Prager Adressbücher führen unter der Rubrik »Dolmetsche« sowohl »Beeidete
Gerichts Dolmetsche« als auch »Übersetzungs Bureaux« an. Eine Untersu
chung dieses sich neu entwickelnden Wirtschaftszweiges, des privaten Über
setzungssektors, zeigt den Beitrag auf, der von privater Hand zur Bewältigung
der Kommunikation innerhalb des plurilingualen Raumes der Habsburgermon
archie und im Rahmen der vielfältigen Beziehungen mit dem Ausland geleistet
wurde. Vor diesem Hintergrund wird deutlich, dass für die »habsburgische Kul
tur«, also den von Polyphonie und Hybridität gekennzeichneten Kommunika
tionsraum des habsburgischen Reichs, der Beitrag, den die alltägliche Tätigkeit
des Übersetzens zur Konstruktion dieser Kultur leistet, für diese als konstitutiv
anzusehen ist.
1. Institutionalisierungstendenzen privater Übersetzung
Die folgende Studie der Inserate dieser Büros und Einzelpersonen basiert auf
einer Untersuchung der diesbezüglichen Einträge in Lehmanns Allgemeiner Woh-
nungs-Anzeiger nebst Handels- und Gewerbe-Adreßbuch für die k.k. Reichs-Haupt-
Die vielsprachige Seele Kakaniens
Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Die vielsprachige Seele Kakaniens
- Untertitel
- Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
- Autor
- Michaela Wolf
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2012
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78829-4
- Abmessungen
- 15.5 x 23.5 cm
- Seiten
- 442
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- Dankesworte 11
- Einleitung 13
- Erstes Kapitel
- Zweites Kapitel
- Drittes Kapitel
- Viertes Kapitel
- Die translatorische Praxis in der »großartigen Versuchsstation« der Habsburgermonarchie 87
- »Habitualisiertes Übersetzen« 90
- »Institutionalisiertes Übersetzen« 103
- Kontakt zwischen Behörden und Parteien 120
- Dolmetschen und Übersetzen bei Gericht 128
- Die Übersetzung von Gesetzestexten 142
- Translationstätigkeit im Ministerium des Äußern und im
- Kriegsministerium 165
- Fünftes Kapitel
- Sechstes Kapitel
- »Prompt, zu jeder Tageszeit« : der private Übersetzungssektor 202
- 1. Institutionalisierungstendenzen privater Übersetzung 202
- 2. Der private Übersetzungssektor als Schauplatz von
- Positionierungskämpfen 208
- »Prompt, zu jeder Tageszeit« : der private Übersetzungssektor 202
- Siebtes Kapitel
- Achtes Kapitel
- Neuntes Kapitel
- 4. Folgerungen aus der Rekonstruktion des »translatorischen
- Zehntes Kapitel
- Der Vielvölkerstaat als Interaktionsfeld von Übersetzungsleistungen – Schlussbetrachtungen 362
- Verzeichnis der in der Habsburgermonarchie erschienenen Übersetzungen Italienisch – Deutsch 1848–1918 378
- Verzeichnis der Tabellen, Grafiken und Abkürzungen 392
- Tabellen 392
- Grafiken 393
- Abkürzungen 393
- Literaturverzeichnis 394
- Quellen 394
- Sekundärliteratur 396
- Sachregister 434
- Personenregister 437