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336 Der Vermittlungsraum italienischer Übersetzungen
(350), deren Publikation der Verlag nutzt, um »Urteile hervorragender Zeit
genossen über die Bücher des Deutschen Hauses« an die LeserInnenschaft zu
bringen. Zwei weitere Texte beinhalten Pressestimmen, einmal als Urteile über
die erste Ausgabe des Lyrikbandes von Marianne Zucco Cucagna Vita sensitiva
(1905/21911, 1318), das andere Mal als Kommentar zur italienischsprachigen
Originalausgabe des von Adolfo Marconi verfassten Gesetzeskommentars Die
Executions-Novelle in der Praxis (Innsbruck 1894, 785b). Beide liefern erwar
tungsgemäß höchstes Lob zu dem jeweiligen Text und signalisieren überdies
mit dem Vermerk, es handle sich bei den Pressestimmen nur um kurze Auszüge,
dass die der Übersetzung beigefügten Urteile vonseiten der Presse bei Weitem
nicht erschöpfend seien, was ihr symbolisches Kapital potenziell erhöht.
Der Konstruktionscharakter von Paratexten äußert sich demnach auf verschie
denen Ebenen : Zum einen auf der Ebene des Translationsprozesses im engeren
Sinn, der durch paratextuelle Steuerung – zumindest vordergründig – transparent
gemacht wird und dessen einzelnen Instanzen mehr oder weniger Bedeutung bei
gemessen wird, je nach dem, wie weit den durch die VerfasserInnen der Paratexte
zum Ausdruck gebrachten Konventionen gefolgt wird oder nicht. Gleichzeitig
bzw. in enger Verschränkung mit der Offenlegung des Translationsprozesses wird
ein Bild der involvierten AkteurInnen entworfen, das eine gewisse Dynamik auf
weist : Obwohl ein die Untertänigkeit vor allem der ÜbersetzerInnen entlarven
der Diskurs in den Paratexten weiterhin vorherrschend ist, kann zunehmend ein
– weitgehend gattungsabhängiges – selbstbewussteres Auftreten der Übersetze
rInnen in den Paratexten festgestellt werden, das sich unter anderem in Legi
timationsbemühungen der translatorischen Tätigkeit äußert. Dementsprechend
weicht das Postulat der Treue zum Original langsam Konzepten, die eher von au
tonomerem Handeln gekennzeichnet sind. Auf der Ebene, die für die Steuerung
der Werksrezeption verantwortlich zeichnet, werden vor allem in den Vorworten
Sinnzuschreibungen vorgenommen, die eine spezifische Wahrnehmung des ita
lienischen »Anderen« konstruieren. Hervorstechend sind in diesen Konstrukti
onen der Nord Süd Diskurs, der an goethesche Bilder des »Landes, in dem die
Zitronen blühen« anzuschließen versucht, sowie ein – lediglich als Einzelfall zu
verzeichnender – Versuch, ein differenzierteres Bild der »italienischen Realität«
zu entwerfen, das national politischen Bezügen gerecht zu werden sucht.
Der habsburgische Vermittlungsraum
Die Rekonstruktion eines Raumes der (italienisch deutschsprachigen) überset
zerischen Vermittlung im Kontext der Habsburgermonarchie für den Zeitraum
Die vielsprachige Seele Kakaniens
Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Die vielsprachige Seele Kakaniens
- Untertitel
- Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
- Autor
- Michaela Wolf
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2012
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78829-4
- Abmessungen
- 15.5 x 23.5 cm
- Seiten
- 442
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- Dankesworte 11
- Einleitung 13
- Erstes Kapitel
- Zweites Kapitel
- Drittes Kapitel
- Viertes Kapitel
- Die translatorische Praxis in der »großartigen Versuchsstation« der Habsburgermonarchie 87
- »Habitualisiertes Übersetzen« 90
- »Institutionalisiertes Übersetzen« 103
- Kontakt zwischen Behörden und Parteien 120
- Dolmetschen und Übersetzen bei Gericht 128
- Die Übersetzung von Gesetzestexten 142
- Translationstätigkeit im Ministerium des Äußern und im
- Kriegsministerium 165
- Fünftes Kapitel
- Sechstes Kapitel
- »Prompt, zu jeder Tageszeit« : der private Übersetzungssektor 202
- 1. Institutionalisierungstendenzen privater Übersetzung 202
- 2. Der private Übersetzungssektor als Schauplatz von
- Positionierungskämpfen 208
- »Prompt, zu jeder Tageszeit« : der private Übersetzungssektor 202
- Siebtes Kapitel
- Achtes Kapitel
- Neuntes Kapitel
- 4. Folgerungen aus der Rekonstruktion des »translatorischen
- Zehntes Kapitel
- Der Vielvölkerstaat als Interaktionsfeld von Übersetzungsleistungen – Schlussbetrachtungen 362
- Verzeichnis der in der Habsburgermonarchie erschienenen Übersetzungen Italienisch – Deutsch 1848–1918 378
- Verzeichnis der Tabellen, Grafiken und Abkürzungen 392
- Tabellen 392
- Grafiken 393
- Abkürzungen 393
- Literaturverzeichnis 394
- Quellen 394
- Sekundärliteratur 396
- Sachregister 434
- Personenregister 437