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Geschichte
Vor 1918
Die vielsprachige Seele Kakaniens - Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
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Die »Vielsprecherei« auf dem Buchmarkt 77 Bukowina gestellte und 1916 von der Regierung stattgegebene Antrag auf ob­ ligaten Unterricht in der zweiten Landessprache für SchülerInnen in deutsch­ sprachigen Gymnasien längerfristig einen Erfolg gezeitigt und zumindest zur »Annäherung der Volksstämme« (vgl. Stourzh 1980 : 1147) einen bedeutenden Beitrag geleistet – die gut gemeinte Idee wurde von den Kriegswirren eingeholt und kam nicht mehr zur Ausführung.52 Sprachpolitische Bestimmungen wirken auf das Übersetzungsgeschehen in mannigfaltiger Weise ein. Die Rolle der Übersetzungstätigkeit im Geschäfts­ bereich der habsburgischen Verwaltung war dementsprechend den Konjunk­ turen der einschlägigen Gesetzgebung ausgesetzt. Sobald Zweisprachigkeit im Amtsverkehr – in welchem Ausmaß immer – zugelassen war, sank mit größter Wahrscheinlichkeit der Bedarf an Übersetzungen, womit – unter Umständen und bestenfalls – eine verstärkte mündliche Kommunikationstätigkeit zwischen den jeweils »Anderssprachigen« zwecks besserer Verständigung über die anfal­ lende Arbeit einherging ; allerdings liegen keine Untersuchungen vor, die diese Überlegungen beweisen oder widerlegen könnten.53 Es ist jedoch anzunehmen, dass die Zwei­ oder Mehrsprachigkeit der BeamtInnen54 die Probleme in der je nach Gesetzeslage unterschiedlichen Handhabe mit dem Bedarf an Überset­ zungen bis zu einem gewissen Grad auffing – professionelle Übersetzungs­ oder Dolmetschabteilungen gab es außer für sehr spezifisch umrissene Felder in den Ministerien (siehe unten) weder in den gerichtlichen Behörden noch in der öf­ fentlichen bzw. autonomen Verwaltung. 4. Die »Vielsprecherei« auf dem Buchmarkt Die sich aus der Plurilingualität ergebende Vielschichtigkeit der Interferenzen zwischen den involvierten ethnischen Gruppen schlägt sich nicht nur im all­ 52 Vgl. zu den machtvollen Implikationen sprachpolitischer Maßnahmen im habsburgischen Kontext auch Rindler­ Schjerve (2003). 53 Die Konjunktur der Übersetzungsfrequenz müsste mühsam aus den Akten der verschiedenen Mi­ nisterien und Gerichte rekonstruiert werden, wobei vor allem auf die verschiedenen Sonderrege­ lungen in den einzelnen Kronländern zu achten wäre. 54 Ein Erlass von Innenminister Alexander Bach anlässlich seiner Ernennung zum Minister enthält einen Appell an die BeamtInnen, »darüber zu wachen, dass in jenen Kronlandgebieten, welche mehrere Nationalitäten umfassen, sich jeder Beamte die Kenntniß der landesüblichen Sprachen verschaffe […]« (RGBl. 4.Abtlg. des Ergänzungsbandes 1849 : 644). Wie weit dies tatsächlich zutraf, ist in dieser Arbeit wiederholt Gegenstand der Untersuchungen.
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Die vielsprachige Seele Kakaniens Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Die vielsprachige Seele Kakaniens
Untertitel
Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
Autor
Michaela Wolf
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2012
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78829-4
Abmessungen
15.5 x 23.5 cm
Seiten
442
Kategorien
Geschichte Vor 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Dankesworte 11
  2. Einleitung 13
  3. Erstes Kapitel
    1. Zur soziologischen Verortung von Translation 19
      1. 1. Wissenschaft und Gesellschaft im Kontext von Translation 19
      2. 2. Translationswissenschaft : »going social« ? 22
  4. Zweites Kapitel
    1. K.(u.)k. »going postcolonial« 25
      1. 1. Die Verortung der »habsburgischen Kultur« 25
      2. 2. Der »cultural turn« und seine Folgen 35
      3. 3. Übersetzung als Beitrag zur Konstruktion von Kulturen 40
      4. 4. Das Konzept der »kulturellen Übersetzung« 45
      5. 5. Der Versuch einer Übersetzungstypologie 54
    2. »Polykulturelle Kommunikation und Translation« 54
    3. »Transkulturelle Translation« 58
  5. Drittes Kapitel
    1. Das habsburgische Babylon 62
      1. 1. Die kakanische Variante der Multikulturalismus­ Debatte 62
      2. 2. Zählt der Staat Häupter oder Zungen ? 67
      3. 3. Sprachpolitik zur »Annäherung der Volksstämme« 73
      4. 4. Die »Vielsprecherei« auf dem Buchmarkt 77
  6. Viertes Kapitel
    1. Die translatorische Praxis in der »großartigen Versuchsstation« der Habsburgermonarchie 87
      1. 1. »Polykulturelle Kommunikation« 87
    2. »Habitualisiertes Übersetzen« 90
    3. »Institutionalisiertes Übersetzen« 103
      1. 2. »Polykulturelle Translation« 119
    4. Kontakt zwischen Behörden und Parteien 120
    5. Dolmetschen und Übersetzen bei Gericht 128
    6. Die Übersetzung von Gesetzestexten 142
    7. Translationstätigkeit im Ministerium des Äußern und im
    8. Kriegsministerium 165
      1. 3. Die Ausbildung von Dragomanen 179
      2. 4. Der kulturkonstruierende Beitrag der Translationspraxis 188
  7. Fünftes Kapitel
    1. Theoretischer Aufriss eines habsburgischen »Übersetzungsraumes« 194
  8. Sechstes Kapitel
    1. »Prompt, zu jeder Tageszeit« : der private Übersetzungssektor 202
      1. 1. Institutionalisierungstendenzen privater Übersetzung 202
      2. 2. Der private Übersetzungssektor als Schauplatz von
    2. Positionierungskämpfen 208
  9. Siebtes Kapitel
    1. Der »Nutzen fürs geistige Leben« : Übersetzungspolitik in der Habsburgermonarchie 216
      1. 1. Regelnde Faktoren einer Übersetzungspolitik 217
    2. Zensur 218
    3. Urheberrechtsfrage 220
    4. Konzessionspflicht 221
      1. 2. Staatliche Kultur­ und Literaturförderung 222
      2. 3. Literaturpreise 225
  10. Achtes Kapitel
    1. »Übersetzen am laufenden Band«. Eine Übersetzungsstatistik 236
      1. 1. Einzeldaten der Übersetzungsbibliografien 240
    2. »Polykulturelle Translation« 240
    3. »Transkulturelle Translation« 243
      1. 2. Gesamtauswertungen 246
      2. 3. Übersetzen zwischen Sucht und Entwöhnung 257
  11. Neuntes Kapitel
    1. Der Vermittlungsraum italienischer Übersetzungen 263
      1. 1. Österreichisch­ italienische Wahrnehmungen 266
      2. 2. Italienische Übersetzungen im deutschsprachigen Raum 281
      3. 3. Die Metamorphosen des »Übersetzungsfeldes« 298
    2. Soziale Felder und ihre Funktionsregeln 299
    3. Die Dynamisierung der bourdieuschen Felder 303
    4. Paratexte – das »Beiwerk des Buches« 308
    5. Der habsburgische Vermittlungsraum 336
  12. 4. Folgerungen aus der Rekonstruktion des »translatorischen
    1. Vermittlungsraumes« 359
  13. Zehntes Kapitel
    1. Der Vielvölkerstaat als Interaktionsfeld von Übersetzungsleistungen – Schlussbetrachtungen 362
    2. Verzeichnis der in der Habsburgermonarchie erschienenen Übersetzungen Italienisch – Deutsch 1848–1918 378
    3. Verzeichnis der Tabellen, Grafiken und Abkürzungen 392
    4. Tabellen 392
    5. Grafiken 393
    6. Abkürzungen 393
    7. Literaturverzeichnis 394
    8. Quellen 394
    9. Sekundärliteratur 396
    10. Sachregister 434
    11. Personenregister 437
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