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Vor 1918
Die vielsprachige Seele Kakaniens - Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
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220 Der »Nutzen fürs geistige Leben« : Übersetzungspolitik in der Habsburgermonarchie Urheberrechtsfrage Eine weitere kulturpolitische Maßnahme, die schwerwiegende Folgen auf den Bereich der Translation ausüben sollte, ist die Handhabe des Urheberrechts, an deren Modernisierung der Staat lange Zeit geringes Interesse zeigte. Das Kai­ serliche Patent von 1846 hatte den Schutz des literarischen und künstlerischen Eigentums gegen unbefugte Veröffentlichung und Nachdruck zum Inhalt, für Übersetzungen galt die Bestimmung, dass zum Zwecke der Urheberschaft ein entsprechender Vorbehalt im Werk angemerkt werden müsse, der jedoch auch nur ein Jahr Geltung hatte, dann sollte die Übersetzung frei sein. Das neue Ur­ heberrechtsgesetz von 1895193 versuchte den im Patent von 1846 nur theoretisch enthaltenen Gedanken der Einheitlichkeit des Urheberrechts entsprechend zu konkretisieren, änderte den Schutz für literarische und künstlerische Produk­ tion jedoch nicht grundsätzlich und gestaltete sich besonders nachteilig für das Übersetzungsrecht. Der Autor/die Autorin einer Übersetzung konnte sich nun für drei Jahre das Recht auf eine Übersetzung vorbehalten, wonach die Über­ setzung für fünf Jahre geschützt wurde – insgesamt bedeutete das, dass nach längstens acht Jahren ein Werk übersetzt werden konnte, ohne den oder die UrheberIn auch nur im Geringsten dafür zu entschädigen (vgl. Noll 1994 : 32f. und Gerhartl 2000 : 215f.). Der Vorbehalt musste deutlich erkennbar auf dem Titelblatt oder in der Vorrede angebracht werden. Das Fehlen internationaler Abkommen wurde als besonders nachteilig emp­ funden. Die Habsburgermonarchie schloss zwar mit verschiedenen Einzelstaa­ ten Urheberrechtsverträge ab (etwa mit Italien 1890 oder Spanien 1912), trat jedoch der 1886 begründeten Berner Konvention nicht bei, was nicht nur dazu führte, dass österreichische und ungarische AutorInnen und ÜbersetzerInnen in weiten Teilen der Welt somit »vogelfrei« blieben (Junker 1900 : 71), sondern auch viele der österreichischen Verlage vom internationalen Verkehr weitgehend ausgeschaltet waren und so manche der involvierten AkteurInnengruppen ihre Produkte im deutschsprachigen Ausland abzusetzen versuchten. Als ausschlag­ gebender Grund für den nicht erfolgten Beitritt galt von offizieller Seite die Rücksichtnahme auf das Lesepublikum der vor allem nicht deutschsprachigen Nationen der Monarchie, denen der Zugang zu der für ihre Bildung notwen­ digen Literatur nicht verweigert werden sollte ; durch einen Beitritt sahen vor allem die slawischen Völker ihre billigen Übersetzungen gefährdet, und sie be­ 193 Das Kaiserliche Patent vom 19. Oktober 1846 ist in Granichstädten (1892 : 199–202), abge­ druckt, das Urheberrechtsgesetz von 1895 in Dillenz (1989 : 183ff.).
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Die vielsprachige Seele Kakaniens Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Die vielsprachige Seele Kakaniens
Untertitel
Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
Autor
Michaela Wolf
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2012
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78829-4
Abmessungen
15.5 x 23.5 cm
Seiten
442
Kategorien
Geschichte Vor 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Dankesworte 11
  2. Einleitung 13
  3. Erstes Kapitel
    1. Zur soziologischen Verortung von Translation 19
      1. 1. Wissenschaft und Gesellschaft im Kontext von Translation 19
      2. 2. Translationswissenschaft : »going social« ? 22
  4. Zweites Kapitel
    1. K.(u.)k. »going postcolonial« 25
      1. 1. Die Verortung der »habsburgischen Kultur« 25
      2. 2. Der »cultural turn« und seine Folgen 35
      3. 3. Übersetzung als Beitrag zur Konstruktion von Kulturen 40
      4. 4. Das Konzept der »kulturellen Übersetzung« 45
      5. 5. Der Versuch einer Übersetzungstypologie 54
    2. »Polykulturelle Kommunikation und Translation« 54
    3. »Transkulturelle Translation« 58
  5. Drittes Kapitel
    1. Das habsburgische Babylon 62
      1. 1. Die kakanische Variante der Multikulturalismus­ Debatte 62
      2. 2. Zählt der Staat Häupter oder Zungen ? 67
      3. 3. Sprachpolitik zur »Annäherung der Volksstämme« 73
      4. 4. Die »Vielsprecherei« auf dem Buchmarkt 77
  6. Viertes Kapitel
    1. Die translatorische Praxis in der »großartigen Versuchsstation« der Habsburgermonarchie 87
      1. 1. »Polykulturelle Kommunikation« 87
    2. »Habitualisiertes Übersetzen« 90
    3. »Institutionalisiertes Übersetzen« 103
      1. 2. »Polykulturelle Translation« 119
    4. Kontakt zwischen Behörden und Parteien 120
    5. Dolmetschen und Übersetzen bei Gericht 128
    6. Die Übersetzung von Gesetzestexten 142
    7. Translationstätigkeit im Ministerium des Äußern und im
    8. Kriegsministerium 165
      1. 3. Die Ausbildung von Dragomanen 179
      2. 4. Der kulturkonstruierende Beitrag der Translationspraxis 188
  7. Fünftes Kapitel
    1. Theoretischer Aufriss eines habsburgischen »Übersetzungsraumes« 194
  8. Sechstes Kapitel
    1. »Prompt, zu jeder Tageszeit« : der private Übersetzungssektor 202
      1. 1. Institutionalisierungstendenzen privater Übersetzung 202
      2. 2. Der private Übersetzungssektor als Schauplatz von
    2. Positionierungskämpfen 208
  9. Siebtes Kapitel
    1. Der »Nutzen fürs geistige Leben« : Übersetzungspolitik in der Habsburgermonarchie 216
      1. 1. Regelnde Faktoren einer Übersetzungspolitik 217
    2. Zensur 218
    3. Urheberrechtsfrage 220
    4. Konzessionspflicht 221
      1. 2. Staatliche Kultur­ und Literaturförderung 222
      2. 3. Literaturpreise 225
  10. Achtes Kapitel
    1. »Übersetzen am laufenden Band«. Eine Übersetzungsstatistik 236
      1. 1. Einzeldaten der Übersetzungsbibliografien 240
    2. »Polykulturelle Translation« 240
    3. »Transkulturelle Translation« 243
      1. 2. Gesamtauswertungen 246
      2. 3. Übersetzen zwischen Sucht und Entwöhnung 257
  11. Neuntes Kapitel
    1. Der Vermittlungsraum italienischer Übersetzungen 263
      1. 1. Österreichisch­ italienische Wahrnehmungen 266
      2. 2. Italienische Übersetzungen im deutschsprachigen Raum 281
      3. 3. Die Metamorphosen des »Übersetzungsfeldes« 298
    2. Soziale Felder und ihre Funktionsregeln 299
    3. Die Dynamisierung der bourdieuschen Felder 303
    4. Paratexte – das »Beiwerk des Buches« 308
    5. Der habsburgische Vermittlungsraum 336
  12. 4. Folgerungen aus der Rekonstruktion des »translatorischen
    1. Vermittlungsraumes« 359
  13. Zehntes Kapitel
    1. Der Vielvölkerstaat als Interaktionsfeld von Übersetzungsleistungen – Schlussbetrachtungen 362
    2. Verzeichnis der in der Habsburgermonarchie erschienenen Übersetzungen Italienisch – Deutsch 1848–1918 378
    3. Verzeichnis der Tabellen, Grafiken und Abkürzungen 392
    4. Tabellen 392
    5. Grafiken 393
    6. Abkürzungen 393
    7. Literaturverzeichnis 394
    8. Quellen 394
    9. Sekundärliteratur 396
    10. Sachregister 434
    11. Personenregister 437
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