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erstes Kapitel
Zur soziologischen Verortung von Translation
Yet no translator or institutional initiator of a translation can hope to control or
even be aware of every condition of its production. (Venuti 1998 : 3)
Mit diesem Zitat weist Venuti im Kontext des Entwurfs einer »ethics of diffe
rence«, die jenen »scandals of translation« entgegenwirken soll, die dem Bild von
Übersetzung in der Gesellschaft in historischer und aktueller Perspektive zuset
zen, nachdrücklich auf die Problematik der gesellschaftlichen Verflechtung von
Translation hin und stellt gleichzeitig die Werte und Institutionen infrage, die
das Phänomen der Übersetzung bestimmen. Die Positionierung des Sozialen in
der wissenschaftlichen Betrachtung von Translation erscheint vor allem durch
die soziale Gebundenheit des Phänomens der Translation und der AkteurInnen
des wissenschaftlichen Feldes besonders dringlich. Die Ausleuchtung des trans
lationswissenschaftlichen Forschungsfeldes auf diese Fragen hin ist somit ein
prioritäres Anliegen.
1. Wissenschaft und Gesellschaft im Kontext von Translation
In seiner Wissenschaftskritik stellt Hartmut Heuermann fest, dass die heute ge
übte Wissenschaft weder ein konturierbares Menschen noch ein definierbares
Gesellschaftsbild besitzt (Heuermann 2000 : 12). Damit signalisiert er, dass die
zeitgenössische Wissenschaftstheorie weder dem Menschen als Individuum
bzw. Subjekt gerecht wird noch die Kategorie des Humanen innerhalb größe
rer Einheiten wie der Gesellschaft ausreichend berücksichtigt. Aus historischen
Ansätzen, die sich mit dem Verhältnis von Wissenschaft und Gesellschaft be
fassten, ist ersichtlich, dass das wissenschaftliche Wissen stets von Metawissen
überformt war, in dem kulturelle Traditionen als Stifter oder auch Hüter über
geordneter »Wahrheiten« fungierten und für lange Zeit durchaus inspirieren
den Charakter hatten (ibid.: 61). Das Bekenntnis gegenüber übergeordneten
Einheiten, sei es gegenüber dem Staat, einer Religion, einer philosophischen
Richtung, stand stets im Vordergrund und hatte auch im akademischen Bereich,
wo das kulturelle Gesamtwissen als Legitimationskraft der Wissenschaft galt,
Die vielsprachige Seele Kakaniens
Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Die vielsprachige Seele Kakaniens
- Untertitel
- Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
- Autor
- Michaela Wolf
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2012
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78829-4
- Abmessungen
- 15.5 x 23.5 cm
- Seiten
- 442
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- Dankesworte 11
- Einleitung 13
- Erstes Kapitel
- Zweites Kapitel
- Drittes Kapitel
- Viertes Kapitel
- Die translatorische Praxis in der »großartigen Versuchsstation« der Habsburgermonarchie 87
- »Habitualisiertes Übersetzen« 90
- »Institutionalisiertes Übersetzen« 103
- Kontakt zwischen Behörden und Parteien 120
- Dolmetschen und Übersetzen bei Gericht 128
- Die Übersetzung von Gesetzestexten 142
- Translationstätigkeit im Ministerium des Äußern und im
- Kriegsministerium 165
- Fünftes Kapitel
- Sechstes Kapitel
- »Prompt, zu jeder Tageszeit« : der private Übersetzungssektor 202
- 1. Institutionalisierungstendenzen privater Übersetzung 202
- 2. Der private Übersetzungssektor als Schauplatz von
- Positionierungskämpfen 208
- »Prompt, zu jeder Tageszeit« : der private Übersetzungssektor 202
- Siebtes Kapitel
- Achtes Kapitel
- Neuntes Kapitel
- 4. Folgerungen aus der Rekonstruktion des »translatorischen
- Zehntes Kapitel
- Der Vielvölkerstaat als Interaktionsfeld von Übersetzungsleistungen – Schlussbetrachtungen 362
- Verzeichnis der in der Habsburgermonarchie erschienenen Übersetzungen Italienisch – Deutsch 1848–1918 378
- Verzeichnis der Tabellen, Grafiken und Abkürzungen 392
- Tabellen 392
- Grafiken 393
- Abkürzungen 393
- Literaturverzeichnis 394
- Quellen 394
- Sekundärliteratur 396
- Sachregister 434
- Personenregister 437