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136 Die translatorische Praxis in der »großartigen Versuchsstation« der Habsburgermonarchie
zuließ, andererseits entsprach diese Trennung in vielen Teilen den Realitäten
der Kommunikationspraxis.130
Sprache 1864–1870 1871–1880 1881–1890 1891–1900 1901–1910 1911–1918
Armenisch 0 0 0 0 1 1
Bulgarisch 2 10 10 35 34 28
Dänisch 4 7 7 10 3 1
Englisch 15 102 102 164 171 174
Flämisch 0 4 4 3 0 0
Französisch 20 104 104 160 208 196
Holländisch 1 15 15 13 8 8
Neugriechisch 3 14 14 22 28 9
Norwegisch 3 7 7 10 3 0
Orientalische Spr. 8 10 10 26 39 17
Portugiesisch 0 6 6 10 13 22
Russisch 3 24 24 70 63 60
Schwedisch 2 7 7 10 4 8
Spanisch 5 24 24 28 26 20
Türkisch 2 0 0 0 1 1
Tabelle 8
Beeidete Dolmetscher in den Sprachen außerhalb der Habsburgermonarchie im Zeitverlauf
Wie aus Tabelle 8 ersichtlich ist, ist im Kontakt mit Ländern außerhalb der Mo
narchie Französisch als Diplomatensprache die am meisten verwendete Sprache
(828 beeidete Dolmetscher zwischen 1864 und 1918), dicht gefolgt von Englisch
(763 Dolmetscher). Weit abgeschlagen folgen Russisch (275) und Spanisch bzw.
die in den Listen als »Orientalische Sprachen« (je 123 beeidete Dolmetscher)
bezeichnete Gruppe. Ab 1889 werden die bis dahin als »Orientalische Sprachen«
bezeichneten Sprachen in Persisch und Arabisch aufgesplittet, hier bleibt diese
Bezeichnung jedoch aus Gründen der Übersichtlichkeit beibehalten.
130 Die wahrscheinlich von Bartholomäus Kopitar in Umlauf gebrachte Bezeichnung »Serbo
kroatisch« – Jacob Grimm hatte vermutlich auf Veranlassung von Kopitar im Jahr 1824 Vuk
Karadžićs Serbische Grammatik ins Deutsche übersetzt und darin »morlakisch« mit »serbisch
cro
atisch« wiedergegeben (vgl. Katičić 1995 : 49f.) – wurde vor allem mit dem »Wiener Abkommen«
(Bečki dogovor) von 1850, in dem sich führende südslawische Philologen und Schriftsteller auf
eine zukünftig gemeinsame Literatursprache für Kroatisch und Serbisch einigten, fortgeschrie
ben (Auburger 1999 : 167). Heinz Dieter Pohl bezeichnet den Begriff »Serbokroatisch« als ein
»Produkt der habsurgischen Bürokratie« (Pohl 1996 : 209).
Die vielsprachige Seele Kakaniens
Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Die vielsprachige Seele Kakaniens
- Subtitle
- Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
- Author
- Michaela Wolf
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2012
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78829-4
- Size
- 15.5 x 23.5 cm
- Pages
- 442
- Categories
- Geschichte Vor 1918
Table of contents
- Dankesworte 11
- Einleitung 13
- Erstes Kapitel
- Zweites Kapitel
- Drittes Kapitel
- Viertes Kapitel
- Die translatorische Praxis in der »großartigen Versuchsstation« der Habsburgermonarchie 87
- »Habitualisiertes Übersetzen« 90
- »Institutionalisiertes Übersetzen« 103
- Kontakt zwischen Behörden und Parteien 120
- Dolmetschen und Übersetzen bei Gericht 128
- Die Übersetzung von Gesetzestexten 142
- Translationstätigkeit im Ministerium des Äußern und im
- Kriegsministerium 165
- Fünftes Kapitel
- Sechstes Kapitel
- »Prompt, zu jeder Tageszeit« : der private Übersetzungssektor 202
- 1. Institutionalisierungstendenzen privater Übersetzung 202
- 2. Der private Übersetzungssektor als Schauplatz von
- Positionierungskämpfen 208
- »Prompt, zu jeder Tageszeit« : der private Übersetzungssektor 202
- Siebtes Kapitel
- Achtes Kapitel
- Neuntes Kapitel
- 4. Folgerungen aus der Rekonstruktion des »translatorischen
- Zehntes Kapitel
- Der Vielvölkerstaat als Interaktionsfeld von Übersetzungsleistungen – Schlussbetrachtungen 362
- Verzeichnis der in der Habsburgermonarchie erschienenen Übersetzungen Italienisch – Deutsch 1848–1918 378
- Verzeichnis der Tabellen, Grafiken und Abkürzungen 392
- Tabellen 392
- Grafiken 393
- Abkürzungen 393
- Literaturverzeichnis 394
- Quellen 394
- Sekundärliteratur 396
- Sachregister 434
- Personenregister 437