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Geschichte
Vor 1918
Die vielsprachige Seele Kakaniens - Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
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»Polykulturelle Translation« 153 Was die Uebersetzung in Zukunft betrifft, so dürfte bei der vollen Gewissheit, dass die Zahl der zu übersetzenden Gesetze in keinem Verhältnis zu den bisher über­ setzten stehen wird, die Beibehaltung eines eigenen, mit wesentlichen Unkosten für den Staatsschatz verbundenen Redaktionsbureaus nicht mehr notwendig sein. (AVA, 40/1, Karton 2788, Zl. 10546/911, Beilage I) Obwohl die Auswirkungen letztlich nicht so drastisch waren, wie es diese Be­ stimmungen erwarten ließen – das Redaktionsbureau bestand weiter, wenn auch in stark reduzierter Form –, so stellte dieses Patent nicht nur in nationalpo­ litischen Fragen einen enormen Rückschritt dar und fiel in die Germanisie­ rungsbestrebungen früherer Jahrzehnte zurück, sondern schmälerte den Wert der Übersetzungstätigkeit in erheblicher Weise, hatten doch die Redakteure im Laufe ihrer Arbeit translatorische und fachliche Fähigkeiten erworben, die sie zu relativ gut bezahlten Experten machten – nun sollten die Übersetzungsarbei­ ten von »geeigneten Beamten« übernommen werden, was nicht nur die Qualifi­ kationen der Mitarbeiter des Redaktionsbureaus stark abwertete, sondern auch die translatorische Tätigkeit per se, ganz zu schweigen von der zu erwartenden Qualität der übersetzten Texte. Mit dem Jahr 1860 waren somit die »fetten Jahre« des Redaktionsbureaus vorbei, nun wurde alles Erdenkliche unternommen, um Bestehendes zu retten. Im Laufe des Jahres 1860 verließen von den noch vorhandenen neun Redak­ teuren vier das Büro, traten den Vorkehrungen des Patents entsprechend andere Dienststellen bei Zentralbehörden an und versahen die Übersetzungstätigkeit von da an gegen Remuneration ; die übrigen »konnte oder mochte« man – wie in den Akten vermerkt ist – nicht in anderen Stellen unterbringen. Damit wurde das Büro de facto nie aufgelöst, auch wenn es nur in sehr reduziertem Umfang weiter arbeitete. Bald stellte sich heraus, dass sich der neu geschaffene Zustand in keiner Weise bewährte. Problematisch war vor allem, dass die externen Trans­ latoren ihre Arbeit trotz der verminderten Zahl an Übersetzungen oft nicht rechtzeitig fertigzustellen vermochten. Das Hauptproblem bestand jedoch da­ rin, dass die Auswahl der zu übersetzenden Gesetze nicht zufrieden stellend geregelt war, da sie weitgehend im Ermessen der Referenten in den Zentralstel­ len lag, was zu großen Unregelmäßigkeiten führte. Ein Circulandum des Justiz­ ministers zur Durchführung des Patents vom 1. Jänner 1860 weist ausdrücklich nochmals darauf hin, dass von nun an »die Zentralbehörden zu bestimmen ha­ ben, welche Gesetze und Verordnungen für welche Kronländer und in welchen Landessprachen zum Zwecke einer weiteren Verlautbarung mittels besonderer Abdrücke auch den Gemeinden bekannt zu machen sind« (AVA, II.A.5, Kar­
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Die vielsprachige Seele Kakaniens Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Die vielsprachige Seele Kakaniens
Subtitle
Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
Author
Michaela Wolf
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2012
Language
German
License
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78829-4
Size
15.5 x 23.5 cm
Pages
442
Categories
Geschichte Vor 1918

Table of contents

  1. Dankesworte 11
  2. Einleitung 13
  3. Erstes Kapitel
    1. Zur soziologischen Verortung von Translation 19
      1. 1. Wissenschaft und Gesellschaft im Kontext von Translation 19
      2. 2. Translationswissenschaft : »going social« ? 22
  4. Zweites Kapitel
    1. K.(u.)k. »going postcolonial« 25
      1. 1. Die Verortung der »habsburgischen Kultur« 25
      2. 2. Der »cultural turn« und seine Folgen 35
      3. 3. Übersetzung als Beitrag zur Konstruktion von Kulturen 40
      4. 4. Das Konzept der »kulturellen Übersetzung« 45
      5. 5. Der Versuch einer Übersetzungstypologie 54
    2. »Polykulturelle Kommunikation und Translation« 54
    3. »Transkulturelle Translation« 58
  5. Drittes Kapitel
    1. Das habsburgische Babylon 62
      1. 1. Die kakanische Variante der Multikulturalismus­ Debatte 62
      2. 2. Zählt der Staat Häupter oder Zungen ? 67
      3. 3. Sprachpolitik zur »Annäherung der Volksstämme« 73
      4. 4. Die »Vielsprecherei« auf dem Buchmarkt 77
  6. Viertes Kapitel
    1. Die translatorische Praxis in der »großartigen Versuchsstation« der Habsburgermonarchie 87
      1. 1. »Polykulturelle Kommunikation« 87
    2. »Habitualisiertes Übersetzen« 90
    3. »Institutionalisiertes Übersetzen« 103
      1. 2. »Polykulturelle Translation« 119
    4. Kontakt zwischen Behörden und Parteien 120
    5. Dolmetschen und Übersetzen bei Gericht 128
    6. Die Übersetzung von Gesetzestexten 142
    7. Translationstätigkeit im Ministerium des Äußern und im
    8. Kriegsministerium 165
      1. 3. Die Ausbildung von Dragomanen 179
      2. 4. Der kulturkonstruierende Beitrag der Translationspraxis 188
  7. Fünftes Kapitel
    1. Theoretischer Aufriss eines habsburgischen »Übersetzungsraumes« 194
  8. Sechstes Kapitel
    1. »Prompt, zu jeder Tageszeit« : der private Übersetzungssektor 202
      1. 1. Institutionalisierungstendenzen privater Übersetzung 202
      2. 2. Der private Übersetzungssektor als Schauplatz von
    2. Positionierungskämpfen 208
  9. Siebtes Kapitel
    1. Der »Nutzen fürs geistige Leben« : Übersetzungspolitik in der Habsburgermonarchie 216
      1. 1. Regelnde Faktoren einer Übersetzungspolitik 217
    2. Zensur 218
    3. Urheberrechtsfrage 220
    4. Konzessionspflicht 221
      1. 2. Staatliche Kultur­ und Literaturförderung 222
      2. 3. Literaturpreise 225
  10. Achtes Kapitel
    1. »Übersetzen am laufenden Band«. Eine Übersetzungsstatistik 236
      1. 1. Einzeldaten der Übersetzungsbibliografien 240
    2. »Polykulturelle Translation« 240
    3. »Transkulturelle Translation« 243
      1. 2. Gesamtauswertungen 246
      2. 3. Übersetzen zwischen Sucht und Entwöhnung 257
  11. Neuntes Kapitel
    1. Der Vermittlungsraum italienischer Übersetzungen 263
      1. 1. Österreichisch­ italienische Wahrnehmungen 266
      2. 2. Italienische Übersetzungen im deutschsprachigen Raum 281
      3. 3. Die Metamorphosen des »Übersetzungsfeldes« 298
    2. Soziale Felder und ihre Funktionsregeln 299
    3. Die Dynamisierung der bourdieuschen Felder 303
    4. Paratexte – das »Beiwerk des Buches« 308
    5. Der habsburgische Vermittlungsraum 336
  12. 4. Folgerungen aus der Rekonstruktion des »translatorischen
    1. Vermittlungsraumes« 359
  13. Zehntes Kapitel
    1. Der Vielvölkerstaat als Interaktionsfeld von Übersetzungsleistungen – Schlussbetrachtungen 362
    2. Verzeichnis der in der Habsburgermonarchie erschienenen Übersetzungen Italienisch – Deutsch 1848–1918 378
    3. Verzeichnis der Tabellen, Grafiken und Abkürzungen 392
    4. Tabellen 392
    5. Grafiken 393
    6. Abkürzungen 393
    7. Literaturverzeichnis 394
    8. Quellen 394
    9. Sekundärliteratur 396
    10. Sachregister 434
    11. Personenregister 437
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