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Geschichte
Vor 1918
Die vielsprachige Seele Kakaniens - Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
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»Polykulturelle Translation« 171 wie etwa Gustav von Ohms, der während seiner Laufbahn aus und in 13 Spra­ chen übersetzt und seine Departementsprüfung im Jahr 1871 aus 15 Sprachen abgelegt hatte (vgl. HHStA, Administrative Registratur, Fach 4, Karton 428, 22.2.1896), oder Joseph Schneid, der in 19 Sprachen arbeitete (Hubatschke 1975a, 5 : 1320). Auffallend ist hier wie auch in anderen Ministerien, dass für die translatorische Arbeit zwar überdurchschnittliche »linguistische« Kennt­ nisse und hohes Fachwissen erforderlich waren, jedoch wurden die sprach­ und kulturmittlerischen Kompetenzen nie erwähnt. Die vorrangigen Aufgaben des »Departements für Chiffre­ und translatorische Arbeiten«, das Dechiffrieren und Übersetzen von Schriftstücken, wurde von den Beamten der Abteilung auch für andere Amstsstellen, auch außerhalb der Resi­ denzhauptstadt, besorgt. Im Besonderen sind die verschiedenen Ministerien, Ge­ richte, Botschaften, Magistrate oder Statthaltereien zu nennen. Viele der Bitten um Übersetzungen für den inneramtlichen Verkehr wurden damit gerechtfertigt, dass gerichtlich beeidete Dolmetscher aufgrund von Krankheiten oder Urlaub nicht in ausreichendem Maß vorhanden waren. In den meisten Fällen handelte es sich somit nicht um das Dechiffrieren von Telegrammen, sondern um die – zum Teil zu beglaubigende – Übersetzung von Schriftstücken. Beispiele dazu sind in den Archivakten zu Dutzenden nachzulesen, wie etwa eine Anfrage des Kriegsministeriums vom 18.2.1874, mit der die Abteilung darum ersucht wird, einen Brief aus Cartagena zu dechiffrieren und anschließend »eine authentische Übersetzung in die deutsche Sprache« anzufertigen (HHStA, Administrative Registratur, Fach 4, Karton 404, ohne Zl., 18.2.1874). Das Landesgericht Wien bat mit Schreiben vom 26.2.1874 um eine Übersetzung aus dem Holländischen mit der Erklärung, dass zwei Dolmetscher ausgefallen waren (ibid., Zl. 3189/II), die Schlesische Statthalterei in Teschen ersuchte am 22.10.1879 um die Über­ setzung eines Protokolls aus dem Russischen ins Deutsche (ibid., Zl. 18699/2), die Niederösterreichische Statthalterei in Korneuburg am 13.1.1879 um die Übersetzung einer dänischen Zuschrift bezüglich eines Inhaftierten (ibid., Zl. I 1211/2), die Landesregierung Salzburg erbat per 14.1.1879 die Übersetzung einer rumänischen Zuschrift der Stadtgemeinde Galatz (ibid., Zl. I 1101/2). Alle diese Zuschriften wurden mit einem Vermerk eines offensichtlich leitenden Be­ amten versehen »mit der Bitte um gefällige Anfertigung der gewünschten Über­ setzung« ; zumeist mit gleichem Datum oder ein bis zwei Tage danach erfolgte die Rücksendung der Übersetzung durch einen Mitarbeiter der Chiffreabteilung mit dem Vermerk »Die gewünschte Übersetzung folgt nebst dem Original im Anschluß bei« (ibid.). Die Übersetzungen wurden fast ausnahmslos aus zahlrei­ chen Sprachen mit der Zielsprache Deutsch angefordert. In vielen Fällen wur­
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Die vielsprachige Seele Kakaniens Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Die vielsprachige Seele Kakaniens
Subtitle
Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
Author
Michaela Wolf
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2012
Language
German
License
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78829-4
Size
15.5 x 23.5 cm
Pages
442
Categories
Geschichte Vor 1918

Table of contents

  1. Dankesworte 11
  2. Einleitung 13
  3. Erstes Kapitel
    1. Zur soziologischen Verortung von Translation 19
      1. 1. Wissenschaft und Gesellschaft im Kontext von Translation 19
      2. 2. Translationswissenschaft : »going social« ? 22
  4. Zweites Kapitel
    1. K.(u.)k. »going postcolonial« 25
      1. 1. Die Verortung der »habsburgischen Kultur« 25
      2. 2. Der »cultural turn« und seine Folgen 35
      3. 3. Übersetzung als Beitrag zur Konstruktion von Kulturen 40
      4. 4. Das Konzept der »kulturellen Übersetzung« 45
      5. 5. Der Versuch einer Übersetzungstypologie 54
    2. »Polykulturelle Kommunikation und Translation« 54
    3. »Transkulturelle Translation« 58
  5. Drittes Kapitel
    1. Das habsburgische Babylon 62
      1. 1. Die kakanische Variante der Multikulturalismus­ Debatte 62
      2. 2. Zählt der Staat Häupter oder Zungen ? 67
      3. 3. Sprachpolitik zur »Annäherung der Volksstämme« 73
      4. 4. Die »Vielsprecherei« auf dem Buchmarkt 77
  6. Viertes Kapitel
    1. Die translatorische Praxis in der »großartigen Versuchsstation« der Habsburgermonarchie 87
      1. 1. »Polykulturelle Kommunikation« 87
    2. »Habitualisiertes Übersetzen« 90
    3. »Institutionalisiertes Übersetzen« 103
      1. 2. »Polykulturelle Translation« 119
    4. Kontakt zwischen Behörden und Parteien 120
    5. Dolmetschen und Übersetzen bei Gericht 128
    6. Die Übersetzung von Gesetzestexten 142
    7. Translationstätigkeit im Ministerium des Äußern und im
    8. Kriegsministerium 165
      1. 3. Die Ausbildung von Dragomanen 179
      2. 4. Der kulturkonstruierende Beitrag der Translationspraxis 188
  7. Fünftes Kapitel
    1. Theoretischer Aufriss eines habsburgischen »Übersetzungsraumes« 194
  8. Sechstes Kapitel
    1. »Prompt, zu jeder Tageszeit« : der private Übersetzungssektor 202
      1. 1. Institutionalisierungstendenzen privater Übersetzung 202
      2. 2. Der private Übersetzungssektor als Schauplatz von
    2. Positionierungskämpfen 208
  9. Siebtes Kapitel
    1. Der »Nutzen fürs geistige Leben« : Übersetzungspolitik in der Habsburgermonarchie 216
      1. 1. Regelnde Faktoren einer Übersetzungspolitik 217
    2. Zensur 218
    3. Urheberrechtsfrage 220
    4. Konzessionspflicht 221
      1. 2. Staatliche Kultur­ und Literaturförderung 222
      2. 3. Literaturpreise 225
  10. Achtes Kapitel
    1. »Übersetzen am laufenden Band«. Eine Übersetzungsstatistik 236
      1. 1. Einzeldaten der Übersetzungsbibliografien 240
    2. »Polykulturelle Translation« 240
    3. »Transkulturelle Translation« 243
      1. 2. Gesamtauswertungen 246
      2. 3. Übersetzen zwischen Sucht und Entwöhnung 257
  11. Neuntes Kapitel
    1. Der Vermittlungsraum italienischer Übersetzungen 263
      1. 1. Österreichisch­ italienische Wahrnehmungen 266
      2. 2. Italienische Übersetzungen im deutschsprachigen Raum 281
      3. 3. Die Metamorphosen des »Übersetzungsfeldes« 298
    2. Soziale Felder und ihre Funktionsregeln 299
    3. Die Dynamisierung der bourdieuschen Felder 303
    4. Paratexte – das »Beiwerk des Buches« 308
    5. Der habsburgische Vermittlungsraum 336
  12. 4. Folgerungen aus der Rekonstruktion des »translatorischen
    1. Vermittlungsraumes« 359
  13. Zehntes Kapitel
    1. Der Vielvölkerstaat als Interaktionsfeld von Übersetzungsleistungen – Schlussbetrachtungen 362
    2. Verzeichnis der in der Habsburgermonarchie erschienenen Übersetzungen Italienisch – Deutsch 1848–1918 378
    3. Verzeichnis der Tabellen, Grafiken und Abkürzungen 392
    4. Tabellen 392
    5. Grafiken 393
    6. Abkürzungen 393
    7. Literaturverzeichnis 394
    8. Quellen 394
    9. Sekundärliteratur 396
    10. Sachregister 434
    11. Personenregister 437
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