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Geschichte
Vor 1918
Die vielsprachige Seele Kakaniens - Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
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172 Die translatorische Praxis in der »großartigen Versuchsstation« der Habsburgermonarchie den die Anträge jedoch mit dem Hinweis, dass gerichtlich beeidete Dolmetscher für diese Arbeiten zuständig seien, zurückgewiesen, und Übersetzerdienste für Privatpersonen waren überhaupt ausgeschlossen (Hubatschke 1975b : 412). Je­ doch scheinen Anfragen zu manchen Zeiten Überhand genommen zu haben, denn eine Prememoria von Außenminister Taaffe vom 2.11.1909 gab deutlich zu verstehen, dass »[…] das Departement ausschließlich für das Ministerium des Äußern translatorisch zu arbeiten berufen [ist]« (HHStA, Administrative Registratur, Fach 4, Karton 462, Zl. 88772/2/09). Das »Departement für Chiffre­ und translatorische Arbeiten« leistete im Laufe seiner Geschichte in institutionalisierter Form einen wertvollen Beitrag zur Verständigung auf inter­ und transkultureller Ebene. Die Bemühungen von­ seiten der Obrigkeiten, dieses Departement sowohl in personellen als auch finan­ ziellen Belangen bevorzugt zu behandeln, ist freilich in erster Linie seiner brisan­ ten Aufgabenstellung zuzuschreiben ; kaum eine Abteilung in den Ministerien ist von einer derartigen Kontinuität gezeichnet gewesen. Die machtvolle Stellung der Residenzhauptstadt, die einmal mehr an der Handhabe mit solchen Dienst­ stellen ersichtlich ist, bewirkte so ein gewichtiges Konstruktionsmoment, das als Ergebnis der Plurikulturalität des habsburgischen gesellschaftlichen Gefüges gesehen werden kann und komplexe translatorische Leistungen hervorbrachte. Literarisches Bureau Im Ministerium des Äußern war neben dem »Departement für Chiffrewesen und translatorische Arbeiten« noch eine zweite Abteilung angesiedelt, die im weiteren Sinn mit Übersetzen und Dolmetschen befasst war : das Literarische Bureau. Es wurde als Dienststelle für Presseangelegenheiten im Jahr 1868 ein­ gerichtet und bestand, nach mehrmaligen Änderungen des Namens und Umbe­ nennungen der übergeordneten Dienststelle, bis zum Ende der Monarchie ; mit der Bezeichnung »Literarisches Bureau« existierte es in den Jahren 1877–1911, dann übernahm das Departement 5 der administrativen Sektion die Presse­ Agenden (Kammerhofer 1989 : 462). Seine Hauptaufgabe bestand in der pres­ sepolitischen Einflussnahme auf die öffentliche Meinung im Ausland.164 Das Büro besorgte auch die – für translatorische Belange aufschlussreichere – Ab­ fassung der täglichen Zeitungsschau für den Kaiser auf der Basis der wichtigsten 164 Die wesentliche Literatur zum »Literarischen Bureau« bezieht sich vorrangig auf diesen Teil seines Aufgabengebietes. Dieser wird hier jedoch nicht berücksichtigt, da translatorische Tätig­ keiten in diesem Bereich nicht belegt sind. Vgl. Kammerhofer (1989) und Rottensteiner (1967).
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Die vielsprachige Seele Kakaniens Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Die vielsprachige Seele Kakaniens
Subtitle
Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
Author
Michaela Wolf
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2012
Language
German
License
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78829-4
Size
15.5 x 23.5 cm
Pages
442
Categories
Geschichte Vor 1918

Table of contents

  1. Dankesworte 11
  2. Einleitung 13
  3. Erstes Kapitel
    1. Zur soziologischen Verortung von Translation 19
      1. 1. Wissenschaft und Gesellschaft im Kontext von Translation 19
      2. 2. Translationswissenschaft : »going social« ? 22
  4. Zweites Kapitel
    1. K.(u.)k. »going postcolonial« 25
      1. 1. Die Verortung der »habsburgischen Kultur« 25
      2. 2. Der »cultural turn« und seine Folgen 35
      3. 3. Übersetzung als Beitrag zur Konstruktion von Kulturen 40
      4. 4. Das Konzept der »kulturellen Übersetzung« 45
      5. 5. Der Versuch einer Übersetzungstypologie 54
    2. »Polykulturelle Kommunikation und Translation« 54
    3. »Transkulturelle Translation« 58
  5. Drittes Kapitel
    1. Das habsburgische Babylon 62
      1. 1. Die kakanische Variante der Multikulturalismus­ Debatte 62
      2. 2. Zählt der Staat Häupter oder Zungen ? 67
      3. 3. Sprachpolitik zur »Annäherung der Volksstämme« 73
      4. 4. Die »Vielsprecherei« auf dem Buchmarkt 77
  6. Viertes Kapitel
    1. Die translatorische Praxis in der »großartigen Versuchsstation« der Habsburgermonarchie 87
      1. 1. »Polykulturelle Kommunikation« 87
    2. »Habitualisiertes Übersetzen« 90
    3. »Institutionalisiertes Übersetzen« 103
      1. 2. »Polykulturelle Translation« 119
    4. Kontakt zwischen Behörden und Parteien 120
    5. Dolmetschen und Übersetzen bei Gericht 128
    6. Die Übersetzung von Gesetzestexten 142
    7. Translationstätigkeit im Ministerium des Äußern und im
    8. Kriegsministerium 165
      1. 3. Die Ausbildung von Dragomanen 179
      2. 4. Der kulturkonstruierende Beitrag der Translationspraxis 188
  7. Fünftes Kapitel
    1. Theoretischer Aufriss eines habsburgischen »Übersetzungsraumes« 194
  8. Sechstes Kapitel
    1. »Prompt, zu jeder Tageszeit« : der private Übersetzungssektor 202
      1. 1. Institutionalisierungstendenzen privater Übersetzung 202
      2. 2. Der private Übersetzungssektor als Schauplatz von
    2. Positionierungskämpfen 208
  9. Siebtes Kapitel
    1. Der »Nutzen fürs geistige Leben« : Übersetzungspolitik in der Habsburgermonarchie 216
      1. 1. Regelnde Faktoren einer Übersetzungspolitik 217
    2. Zensur 218
    3. Urheberrechtsfrage 220
    4. Konzessionspflicht 221
      1. 2. Staatliche Kultur­ und Literaturförderung 222
      2. 3. Literaturpreise 225
  10. Achtes Kapitel
    1. »Übersetzen am laufenden Band«. Eine Übersetzungsstatistik 236
      1. 1. Einzeldaten der Übersetzungsbibliografien 240
    2. »Polykulturelle Translation« 240
    3. »Transkulturelle Translation« 243
      1. 2. Gesamtauswertungen 246
      2. 3. Übersetzen zwischen Sucht und Entwöhnung 257
  11. Neuntes Kapitel
    1. Der Vermittlungsraum italienischer Übersetzungen 263
      1. 1. Österreichisch­ italienische Wahrnehmungen 266
      2. 2. Italienische Übersetzungen im deutschsprachigen Raum 281
      3. 3. Die Metamorphosen des »Übersetzungsfeldes« 298
    2. Soziale Felder und ihre Funktionsregeln 299
    3. Die Dynamisierung der bourdieuschen Felder 303
    4. Paratexte – das »Beiwerk des Buches« 308
    5. Der habsburgische Vermittlungsraum 336
  12. 4. Folgerungen aus der Rekonstruktion des »translatorischen
    1. Vermittlungsraumes« 359
  13. Zehntes Kapitel
    1. Der Vielvölkerstaat als Interaktionsfeld von Übersetzungsleistungen – Schlussbetrachtungen 362
    2. Verzeichnis der in der Habsburgermonarchie erschienenen Übersetzungen Italienisch – Deutsch 1848–1918 378
    3. Verzeichnis der Tabellen, Grafiken und Abkürzungen 392
    4. Tabellen 392
    5. Grafiken 393
    6. Abkürzungen 393
    7. Literaturverzeichnis 394
    8. Quellen 394
    9. Sekundärliteratur 396
    10. Sachregister 434
    11. Personenregister 437
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