Page - 206 - in Die vielsprachige Seele Kakaniens - Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
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206 »Prompt, zu jeder Tageszeit« : der private Übersetzungssektor
Auf die Übersetzungsbüros bzw. Einzelpersonen aufgeteilt ergibt die durch
schnittliche Anzahl von Sprachen pro Inserat ein aufschlussreiches Bild : Ver
zeichnen Einzelpersonen eine relativ stabile Entwicklung in der Angabe von
Sprachen, sind in Übersetzungsbüros große Schwankungen festzustellen, deren
Ursache darin liegen dürfte, dass um die Jahrhundertwende, im Zuge des An
stiegs von Übersetzungsbüros, einige mit massiven Werbemaßnahmen in das
Geschehen eintraten. In diesem Fall ist es das Büro »Zlapetal«, das erst im Jahr
1900 zum ersten Mal ein Inserat schaltete und in den Jahren 1900 bis 1903 mit
acht bzw. neun Sprachen seine Dienste anbot. Ähnliches ist für das Jahr 1886
zu verzeichnen, als das Büro »A.F. Heksch«, das mit zunehmenden Jahren mehr
Sprachen anbot, im Jahr 1885 zum letzten Mal ein Inserat schaltete.185
Die Fachgebiete, in denen Übersetzungen angeboten wurden, sind ein wich
tiger Indikator für die Diversifizierung und Professionalisierung des privaten
»Vermittlungsraumes«. Über die Jahre hinweg geben rund 15 % der Inserate an,
»alle Fachgebiete« abzudecken. Spätestens gegen Ende des Jahrhunderts fühlen
sich jedoch die meisten dieser Büros bzw. Einzelpersonen genötigt, zusätzlich
spezielle Fachgebiete anzugeben. Am häufigsten werden Übersetzungsdienste
in Geschäftskorrespondenz angeboten (126 Mal), gefolgt von technischen Tex
ten (120 Mal) und Belletristik (93 Mal). Die Angabe von Fachgebieten ist im
Zeitverlauf stark steigend, was auf eine Spezialisierung der Arbeitsbereiche
schließen lässt. Angeboten werden nicht nur alle erdenklichen Themenberei
185 A[lexander] Heksch starb 39 jährig im Jahr 1885 ; siehe Kapitel 6 und 9.
Grafik 4
Durchschnittliches Sprachenangebot pro Inserat
0,00
1,00
2,00
3,00
4,00
5,00
6,00
7,00
8,00
18 76 18 81 18 83 18 85 18 87 18 89 18 91 18 93 18 95 18 97 18 99 19 01 19 03 19 05 19 07 19 09 19 11 19 13 19 15 19 17
Grafik 4
Die vielsprachige Seele Kakaniens
Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Die vielsprachige Seele Kakaniens
- Subtitle
- Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
- Author
- Michaela Wolf
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2012
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78829-4
- Size
- 15.5 x 23.5 cm
- Pages
- 442
- Categories
- Geschichte Vor 1918
Table of contents
- Dankesworte 11
- Einleitung 13
- Erstes Kapitel
- Zweites Kapitel
- Drittes Kapitel
- Viertes Kapitel
- Die translatorische Praxis in der »großartigen Versuchsstation« der Habsburgermonarchie 87
- »Habitualisiertes Übersetzen« 90
- »Institutionalisiertes Übersetzen« 103
- Kontakt zwischen Behörden und Parteien 120
- Dolmetschen und Übersetzen bei Gericht 128
- Die Übersetzung von Gesetzestexten 142
- Translationstätigkeit im Ministerium des Äußern und im
- Kriegsministerium 165
- Fünftes Kapitel
- Sechstes Kapitel
- »Prompt, zu jeder Tageszeit« : der private Übersetzungssektor 202
- 1. Institutionalisierungstendenzen privater Übersetzung 202
- 2. Der private Übersetzungssektor als Schauplatz von
- Positionierungskämpfen 208
- »Prompt, zu jeder Tageszeit« : der private Übersetzungssektor 202
- Siebtes Kapitel
- Achtes Kapitel
- Neuntes Kapitel
- 4. Folgerungen aus der Rekonstruktion des »translatorischen
- Zehntes Kapitel
- Der Vielvölkerstaat als Interaktionsfeld von Übersetzungsleistungen – Schlussbetrachtungen 362
- Verzeichnis der in der Habsburgermonarchie erschienenen Übersetzungen Italienisch – Deutsch 1848–1918 378
- Verzeichnis der Tabellen, Grafiken und Abkürzungen 392
- Tabellen 392
- Grafiken 393
- Abkürzungen 393
- Literaturverzeichnis 394
- Quellen 394
- Sekundärliteratur 396
- Sachregister 434
- Personenregister 437