Page - 227 - in Die vielsprachige Seele Kakaniens - Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
Image of the Page - 227 -
Text of the Page - 227 -
Literaturpreise 227
Schriftsteller, Bühnendichter und Lyriker wie Ferdinand von Saar, Marie Eu
genie Delle Grazie, Rudolf Lothar, Arthur Schnitzler, Hermann Bahr, Rainer
Maria Rilke, Emil Ertl u.v.m.
Name des Literaturpreises Gründungsjahr Gründungsort
Schillerpreis/Wien196 1859 Wien
Grillparzer-Preis 1872 Wien
Raimund-Preis 1895 Wien
Bauernfeldpreis 1894 Wien
Preis der Kanka-Stiftung 1899 Jetřichowitz
Preis der Fröbelstiftung 1900 Wien
Volkstheaterpreis 1905 Wien
Niederösterreichischer Landesautorenpreis 1908 Wien
Preis des Ebner-Eschenbach-Fonds 1910 Wien
196
Tabelle 13
Literaturpreise in der Habsburgermonarchie 1859–1918 (nach Dambacher 1996)
Mehrere Male kam es im Zuge der Preisverleihung zu heftigen öffentlich aus
getragenen Auseinandersetzungen, die die kulturellen Sanktionierungsmecha
nismen im Zusammenspiel der verschiedenen zum Einsatz kommenden Ka
pitalarten klar darlegen, wie etwa 1903, als Schnitzler für seine vier Einakter
»Lebendige Stunden« den Preis in der Höhe von 4.000 Kronen erhielt. In der
Folge protestierten die Christlich Sozialen Wiens gegen diese Verleihung, und
ein christlich sozialer Abgeordneter erhob im Rahmen einer parlamentarischen
Interpellation Beschwerde dagegen, dass der Bauernfeind Preis in den letzten
Jahren fünfmal an Juden verliehen worden sei. Der vom Ressort zuständige Un
terrichtsminister Hartel versuchte in seiner Erwiderung von den rassistischen
Anwürfen abzulenken und richtete die Argumentation auf das kulturelle und
symbolische Kapital der PreisträgerInnen aus als er meinte, dass »nicht der
Taufschein, sondern literarische Leistungen [für die Verleihung] maßgebend
waren« (Hartel 1907, zit. nach Rauscher 1937 : 87f.). Karl Kraus, der sich wie zu
erwarten in die Diskussion einschaltete, hegte zwar für Schnitzler Sympathien,
stellte ihn jedoch in eine Reihe mit jenen Leuten, »deren Wohlhabenheit noch
notorischer ist als ihr Talent« (Kraus 1903 : 5). Der Vorrang, der damit dem öko
nomischen vor dem symbolischen Kapital gegeben wird, schwächt die Position
196 Vgl. Details zum Schillerpreis/Wien: Fischinger (2001: 140–147).
Die vielsprachige Seele Kakaniens
Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Die vielsprachige Seele Kakaniens
- Subtitle
- Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
- Author
- Michaela Wolf
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2012
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78829-4
- Size
- 15.5 x 23.5 cm
- Pages
- 442
- Categories
- Geschichte Vor 1918
Table of contents
- Dankesworte 11
- Einleitung 13
- Erstes Kapitel
- Zweites Kapitel
- Drittes Kapitel
- Viertes Kapitel
- Die translatorische Praxis in der »großartigen Versuchsstation« der Habsburgermonarchie 87
- »Habitualisiertes Übersetzen« 90
- »Institutionalisiertes Übersetzen« 103
- Kontakt zwischen Behörden und Parteien 120
- Dolmetschen und Übersetzen bei Gericht 128
- Die Übersetzung von Gesetzestexten 142
- Translationstätigkeit im Ministerium des Äußern und im
- Kriegsministerium 165
- Fünftes Kapitel
- Sechstes Kapitel
- »Prompt, zu jeder Tageszeit« : der private Übersetzungssektor 202
- 1. Institutionalisierungstendenzen privater Übersetzung 202
- 2. Der private Übersetzungssektor als Schauplatz von
- Positionierungskämpfen 208
- »Prompt, zu jeder Tageszeit« : der private Übersetzungssektor 202
- Siebtes Kapitel
- Achtes Kapitel
- Neuntes Kapitel
- 4. Folgerungen aus der Rekonstruktion des »translatorischen
- Zehntes Kapitel
- Der Vielvölkerstaat als Interaktionsfeld von Übersetzungsleistungen – Schlussbetrachtungen 362
- Verzeichnis der in der Habsburgermonarchie erschienenen Übersetzungen Italienisch – Deutsch 1848–1918 378
- Verzeichnis der Tabellen, Grafiken und Abkürzungen 392
- Tabellen 392
- Grafiken 393
- Abkürzungen 393
- Literaturverzeichnis 394
- Quellen 394
- Sekundärliteratur 396
- Sachregister 434
- Personenregister 437