Web-Books
in the Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Geschichte
Vor 1918
Die vielsprachige Seele Kakaniens - Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
Page - 301 -
  • User
  • Version
    • full version
    • text only version
  • Language
    • Deutsch - German
    • English

Page - 301 - in Die vielsprachige Seele Kakaniens - Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918

Image of the Page - 301 -

Image of the Page - 301 - in Die vielsprachige Seele Kakaniens - Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918

Text of the Page - 301 -

Die Metamorphosen des »Übersetzungsfeldes« 301 Kräfteverhältnisse zum Tragen. Zum einen kann jedes Feld als Ort eines per­ manenten Kampfes zwischen den beiden – hier bereits angesprochenen – Prin­ zipien der Hierarchisierung gesehen werden, das heißt des heteronomen Prin­ zips, an dem sich diejenigen orientieren, die das Feld politisch und ökonomisch dominieren, und andererseits des autonomen Prinzips (Stichwort : »l’art pour l’art«), das sich durch die Unabhängigkeit gegenüber dem Ökonomischen und Politischen definiert (vgl. Jurt 1995 : 90). Daraus resultierend ist jedes Feld von Konkurrenzkämpfen gekennzeichnet, die nach Veränderung oder Bewahrung der Kräfteverhältnisse streben. Das von Bourdieu explizit als »Feld der Macht« bezeichnete Feld, das »gleichsam quer« zu den einzelnen Feldern liegt (vgl. Pa­ pilloud 2003 : 74), ist jener »Raum der Kräftebeziehungen zwischen Akteuren und Institutionen, deren gemeinsame Eigenschaft darin besteht, über das Kapi­ tal zu verfügen, das dazu notwendig ist, dominierende Positionen in den unter­ schiedlichen Feldern […] zu besetzen« (Bourdieu 1999 : 342). Im Prozess der Vermittlung agieren die Beteiligten zwar gleichfalls in hierarchischen Machtbe­ zügen, die über den Einsatz verschiedener Kapitalien zum Ausdruck kommen bzw. ausgetragen werden, doch beruht die Auseinandersetzung um den Einsatz dieser Kapitalien im Regelfall nicht auf dem Prinzip der Etablierung der Positi­ onen von einzelnen AkteurInnen, da sich diese Positionen nach Vollendung des Vermittlungsakts (zumindest teilweise) wieder auflösen und somit an sie nicht der Anspruch gestellt werden kann, dass – im Gegensatz zum etwa literarischen Feld – der Kampf um sie das Movens für die (mehr oder weniger dauerhafte) Existenz des Feldes ist. Dem gleichen Regelprinzip unterliegt das dritte bourdieusche Grundprinzip, der Kampf um Anerkennung im Feld, der freilich auch für den Transferaspekt von Bedeutung ist. Nach der Logik der Autonomie des Feldes ist die Aner­ kennung durch die AkteurInnen und Institutionen im Feld entscheidend und nicht vorrangig die externe Anerkennung durch den Markt. Nicht zuletzt da, wie bereits angeführt, die Autonomie im Raum der Vermittlung kein vorran­ giges Prinzip ist, entsteht Anerkennung dort erst aus der Akkumulation zahl­ reicher Anerkennungsphasen, und die mangelhafte Ausbildung »permanenter« Beziehungen zwischen den AkteurInnen trägt ihrerseits dazu bei, dass es im Zuge des Transferprozesses nicht zur Erstrebung dauerhafter Anerkennung kommen kann. Dies schlägt sich auch in der Kodifizierung dessen nieder, was im literarischen Feld als »Schriftsteller« bezeichnet wird : Besteht im literari­ schen Feld durchaus die Möglichkeit, das »Monopol literarischer Legitimität« zu beanspruchen und nicht nur (für sich) festzulegen, wer sich Schriftsteller nennen darf, sondern auch, wer Schriftsteller ist (vgl. Bourdieu 1999 : 354), so
back to the  book Die vielsprachige Seele Kakaniens - Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918"
Die vielsprachige Seele Kakaniens Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Die vielsprachige Seele Kakaniens
Subtitle
Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
Author
Michaela Wolf
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2012
Language
German
License
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78829-4
Size
15.5 x 23.5 cm
Pages
442
Categories
Geschichte Vor 1918

Table of contents

  1. Dankesworte 11
  2. Einleitung 13
  3. Erstes Kapitel
    1. Zur soziologischen Verortung von Translation 19
      1. 1. Wissenschaft und Gesellschaft im Kontext von Translation 19
      2. 2. Translationswissenschaft : »going social« ? 22
  4. Zweites Kapitel
    1. K.(u.)k. »going postcolonial« 25
      1. 1. Die Verortung der »habsburgischen Kultur« 25
      2. 2. Der »cultural turn« und seine Folgen 35
      3. 3. Übersetzung als Beitrag zur Konstruktion von Kulturen 40
      4. 4. Das Konzept der »kulturellen Übersetzung« 45
      5. 5. Der Versuch einer Übersetzungstypologie 54
    2. »Polykulturelle Kommunikation und Translation« 54
    3. »Transkulturelle Translation« 58
  5. Drittes Kapitel
    1. Das habsburgische Babylon 62
      1. 1. Die kakanische Variante der Multikulturalismus­ Debatte 62
      2. 2. Zählt der Staat Häupter oder Zungen ? 67
      3. 3. Sprachpolitik zur »Annäherung der Volksstämme« 73
      4. 4. Die »Vielsprecherei« auf dem Buchmarkt 77
  6. Viertes Kapitel
    1. Die translatorische Praxis in der »großartigen Versuchsstation« der Habsburgermonarchie 87
      1. 1. »Polykulturelle Kommunikation« 87
    2. »Habitualisiertes Übersetzen« 90
    3. »Institutionalisiertes Übersetzen« 103
      1. 2. »Polykulturelle Translation« 119
    4. Kontakt zwischen Behörden und Parteien 120
    5. Dolmetschen und Übersetzen bei Gericht 128
    6. Die Übersetzung von Gesetzestexten 142
    7. Translationstätigkeit im Ministerium des Äußern und im
    8. Kriegsministerium 165
      1. 3. Die Ausbildung von Dragomanen 179
      2. 4. Der kulturkonstruierende Beitrag der Translationspraxis 188
  7. Fünftes Kapitel
    1. Theoretischer Aufriss eines habsburgischen »Übersetzungsraumes« 194
  8. Sechstes Kapitel
    1. »Prompt, zu jeder Tageszeit« : der private Übersetzungssektor 202
      1. 1. Institutionalisierungstendenzen privater Übersetzung 202
      2. 2. Der private Übersetzungssektor als Schauplatz von
    2. Positionierungskämpfen 208
  9. Siebtes Kapitel
    1. Der »Nutzen fürs geistige Leben« : Übersetzungspolitik in der Habsburgermonarchie 216
      1. 1. Regelnde Faktoren einer Übersetzungspolitik 217
    2. Zensur 218
    3. Urheberrechtsfrage 220
    4. Konzessionspflicht 221
      1. 2. Staatliche Kultur­ und Literaturförderung 222
      2. 3. Literaturpreise 225
  10. Achtes Kapitel
    1. »Übersetzen am laufenden Band«. Eine Übersetzungsstatistik 236
      1. 1. Einzeldaten der Übersetzungsbibliografien 240
    2. »Polykulturelle Translation« 240
    3. »Transkulturelle Translation« 243
      1. 2. Gesamtauswertungen 246
      2. 3. Übersetzen zwischen Sucht und Entwöhnung 257
  11. Neuntes Kapitel
    1. Der Vermittlungsraum italienischer Übersetzungen 263
      1. 1. Österreichisch­ italienische Wahrnehmungen 266
      2. 2. Italienische Übersetzungen im deutschsprachigen Raum 281
      3. 3. Die Metamorphosen des »Übersetzungsfeldes« 298
    2. Soziale Felder und ihre Funktionsregeln 299
    3. Die Dynamisierung der bourdieuschen Felder 303
    4. Paratexte – das »Beiwerk des Buches« 308
    5. Der habsburgische Vermittlungsraum 336
  12. 4. Folgerungen aus der Rekonstruktion des »translatorischen
    1. Vermittlungsraumes« 359
  13. Zehntes Kapitel
    1. Der Vielvölkerstaat als Interaktionsfeld von Übersetzungsleistungen – Schlussbetrachtungen 362
    2. Verzeichnis der in der Habsburgermonarchie erschienenen Übersetzungen Italienisch – Deutsch 1848–1918 378
    3. Verzeichnis der Tabellen, Grafiken und Abkürzungen 392
    4. Tabellen 392
    5. Grafiken 393
    6. Abkürzungen 393
    7. Literaturverzeichnis 394
    8. Quellen 394
    9. Sekundärliteratur 396
    10. Sachregister 434
    11. Personenregister 437
Web-Books
Library
Privacy
Imprint
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Die vielsprachige Seele Kakaniens