Web-Books
in the Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Geschichte
Vor 1918
Die vielsprachige Seele Kakaniens - Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
Page - 329 -
  • User
  • Version
    • full version
    • text only version
  • Language
    • Deutsch - German
    • English

Page - 329 - in Die vielsprachige Seele Kakaniens - Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918

Image of the Page - 329 -

Image of the Page - 329 - in Die vielsprachige Seele Kakaniens - Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918

Text of the Page - 329 -

Die Metamorphosen des »Übersetzungsfeldes« 329 nisse im »alten Rom«. Ein anderer Übersetzer gibt zu erkennen, dass der Autor von Die Römischen Feste (139c), Ruggero Bonghi (1891), eine Brücke zwischen dem antiken Rom und der »unantastbare[n] Hauptstadt des neugeeinten Itali­ ens« zu schlagen versucht und geht das Versprechen ein, dieses Anliegen durch seine Übersetzung zu unterstützen. Durch diese Paratexte wird der historische Kontext des Werks bzw. der Übersetzung thematisiert, jedoch nicht weiter – z. B. im Sinne eines kulturmittlerischen Anliegens – ausgeführt. Wie Elisabeth Arend­ Schwarz in ihrer Nachzeichnung der Geschichtsschreibung italienischer Literatur feststellt (Arend­ Schwarz 1993b : 88), ist der zum Teil bis heute nach­ wirkende Rekurs auf ein antike­ fixiertes Italienbild auf Winckelmann zurück­ zuführen, was sich auch in diesen Paratexten widerzuspiegeln scheint. Zwei völlig unterschiedliche Konstruktionen des »Italienbildes« aus den Jah­ ren 1851 und 1883 illustrieren die Vielschichtigkeit der durch Paratexte mögli­ chen Steuerungsmechanismen und geben gleichzeitig die verschiedenen argu­ mentativen Strategien zu erkennen, mit denen TranslatorInnen ihren jeweiligen Anliegen zur Realisierung verhelfen. Beide Texte wurden bei Hartleben in Wien verlegt, was aufgrund des Prestiges des Verlages eine relativ große Breitenwir­ kung gewährleistete. Das Titelblatt von Cesare Balbos Geschichte Italiens von den ältesten Zeiten bis zum Jahr 1814 (46) enthält die (in kleiner Schrift gehal­ tene) Information »uebersetzt und bis zum Jahre 1851 fortgeführt von Richard Moll«.266 Nachdem Moll die Übersetzung des italienischen Werks abschließt, wechselt er vom Übersetzer zum Historiker und setzt die historiografische Stu­ die bis zum Jahr 1851 fort. Balbos Ansinnen war, wie der Übersetzer in der »Vorrede« verlautet, die »Hebung des Nationalgefühls« in Italien, während es Moll ein Anliegen ist, dass das Werk dem deutschsprachigen Publikum zur »Belehrung über Charakter und Ansichten der [noch nicht gegründeten italie­ nischen] Nation« diene. Der Übersetzer­ Historiker ist überzeugt, dass es zum besseren Verständnis des Ringens der Italiener um Unabhängigkeit und Nati­ onalstaatengründung notwendig sei, die italienische Zeitgeschichte »im Sinne des Autors« zu analysieren, was für Moll bedeutet, »seine« Geschichte »vom national­ italienischen Standpuncte aus« zu schreiben. Damit nimmt er nicht nur auf Balbos nationale Anliegen Rücksicht, sondern unterstreicht sogar die national­ politischen Forderungen vieler Italiener und verzichtet bewusst auf eine kritische Beleuchtung der historischen Konzeption Balbos, wie sie zu einer Zeit, als die blutigen Aufstände in Italien von 1848 noch in lebhafter Erin­ nerung waren, eigentlich zu erwarten wäre. Zusätzlich hebt Moll hervor, wie 266 Über den Übersetzer konnten keine biografischen Daten eruiert werden.
back to the  book Die vielsprachige Seele Kakaniens - Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918"
Die vielsprachige Seele Kakaniens Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Die vielsprachige Seele Kakaniens
Subtitle
Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
Author
Michaela Wolf
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2012
Language
German
License
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78829-4
Size
15.5 x 23.5 cm
Pages
442
Categories
Geschichte Vor 1918

Table of contents

  1. Dankesworte 11
  2. Einleitung 13
  3. Erstes Kapitel
    1. Zur soziologischen Verortung von Translation 19
      1. 1. Wissenschaft und Gesellschaft im Kontext von Translation 19
      2. 2. Translationswissenschaft : »going social« ? 22
  4. Zweites Kapitel
    1. K.(u.)k. »going postcolonial« 25
      1. 1. Die Verortung der »habsburgischen Kultur« 25
      2. 2. Der »cultural turn« und seine Folgen 35
      3. 3. Übersetzung als Beitrag zur Konstruktion von Kulturen 40
      4. 4. Das Konzept der »kulturellen Übersetzung« 45
      5. 5. Der Versuch einer Übersetzungstypologie 54
    2. »Polykulturelle Kommunikation und Translation« 54
    3. »Transkulturelle Translation« 58
  5. Drittes Kapitel
    1. Das habsburgische Babylon 62
      1. 1. Die kakanische Variante der Multikulturalismus­ Debatte 62
      2. 2. Zählt der Staat Häupter oder Zungen ? 67
      3. 3. Sprachpolitik zur »Annäherung der Volksstämme« 73
      4. 4. Die »Vielsprecherei« auf dem Buchmarkt 77
  6. Viertes Kapitel
    1. Die translatorische Praxis in der »großartigen Versuchsstation« der Habsburgermonarchie 87
      1. 1. »Polykulturelle Kommunikation« 87
    2. »Habitualisiertes Übersetzen« 90
    3. »Institutionalisiertes Übersetzen« 103
      1. 2. »Polykulturelle Translation« 119
    4. Kontakt zwischen Behörden und Parteien 120
    5. Dolmetschen und Übersetzen bei Gericht 128
    6. Die Übersetzung von Gesetzestexten 142
    7. Translationstätigkeit im Ministerium des Äußern und im
    8. Kriegsministerium 165
      1. 3. Die Ausbildung von Dragomanen 179
      2. 4. Der kulturkonstruierende Beitrag der Translationspraxis 188
  7. Fünftes Kapitel
    1. Theoretischer Aufriss eines habsburgischen »Übersetzungsraumes« 194
  8. Sechstes Kapitel
    1. »Prompt, zu jeder Tageszeit« : der private Übersetzungssektor 202
      1. 1. Institutionalisierungstendenzen privater Übersetzung 202
      2. 2. Der private Übersetzungssektor als Schauplatz von
    2. Positionierungskämpfen 208
  9. Siebtes Kapitel
    1. Der »Nutzen fürs geistige Leben« : Übersetzungspolitik in der Habsburgermonarchie 216
      1. 1. Regelnde Faktoren einer Übersetzungspolitik 217
    2. Zensur 218
    3. Urheberrechtsfrage 220
    4. Konzessionspflicht 221
      1. 2. Staatliche Kultur­ und Literaturförderung 222
      2. 3. Literaturpreise 225
  10. Achtes Kapitel
    1. »Übersetzen am laufenden Band«. Eine Übersetzungsstatistik 236
      1. 1. Einzeldaten der Übersetzungsbibliografien 240
    2. »Polykulturelle Translation« 240
    3. »Transkulturelle Translation« 243
      1. 2. Gesamtauswertungen 246
      2. 3. Übersetzen zwischen Sucht und Entwöhnung 257
  11. Neuntes Kapitel
    1. Der Vermittlungsraum italienischer Übersetzungen 263
      1. 1. Österreichisch­ italienische Wahrnehmungen 266
      2. 2. Italienische Übersetzungen im deutschsprachigen Raum 281
      3. 3. Die Metamorphosen des »Übersetzungsfeldes« 298
    2. Soziale Felder und ihre Funktionsregeln 299
    3. Die Dynamisierung der bourdieuschen Felder 303
    4. Paratexte – das »Beiwerk des Buches« 308
    5. Der habsburgische Vermittlungsraum 336
  12. 4. Folgerungen aus der Rekonstruktion des »translatorischen
    1. Vermittlungsraumes« 359
  13. Zehntes Kapitel
    1. Der Vielvölkerstaat als Interaktionsfeld von Übersetzungsleistungen – Schlussbetrachtungen 362
    2. Verzeichnis der in der Habsburgermonarchie erschienenen Übersetzungen Italienisch – Deutsch 1848–1918 378
    3. Verzeichnis der Tabellen, Grafiken und Abkürzungen 392
    4. Tabellen 392
    5. Grafiken 393
    6. Abkürzungen 393
    7. Literaturverzeichnis 394
    8. Quellen 394
    9. Sekundärliteratur 396
    10. Sachregister 434
    11. Personenregister 437
Web-Books
Library
Privacy
Imprint
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Die vielsprachige Seele Kakaniens