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Geschichte
Vor 1918
Die vielsprachige Seele Kakaniens - Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
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330 Der Vermittlungsraum italienischer Übersetzungen wichtig die Stärkung der intellektuellen Ausbildung der Italiener sei und folgt auch darin Balbos Interesse, den Einigungsprozess zu beschleunigen : Der Grundgedanke, welcher das Ganze beseelt, ist jener der Wiedererringung einer, seiner vorigen Größe, der intellectuellen Bildung seiner Bewohner, und den zahlreichen sonstigen Bedingungen, welche dafür sprechen, angemessenen selb­ ständigen politischen Stellung, welche ihm den Platz im europäischen Staatensys­ ten [sic] verschaffen soll. (Moll 46) Dass dieses Plädoyer für die Unabhängigkeit Italiens von den Habsburgern nicht der Zensur zum Opfer fiel, kann in erster Linie durch die Tatsache erklärt werden, dass Balbo, der zwar im Jahr 1848 Ministerpräsident von Sardinien­ Pi­ emont war, insgesamt jedoch, wie vor allem sein bekanntes Werk Delle Speranze d’Italia (1844) zeigt, eine antirevolutionäre Haltung einnahm, sein Werk mit dem Jahr 1814 abschloss, also kurz bevor die habsburgische Hegemonie über »Italien« begann. Eine weitere Erklärung dürfte darin liegen, dass die Überset­ zung (als 23. Band) in einer prestigehaften Reihe bei Hartleben erschien, dem Historischen Lese-Cabinet ausgezeichneter Geschichtswerke, Reisen und Memoiren aller Nationen in sorgfältigen Uebersetzungen. Diese Übersetzung bzw. diese Form des »rewritings« stellt somit den um die Mitte des 19. Jahrhunderts keineswegs verbreiteten Anspruch, einen Beitrag zur Meinungsbildung in der Habsburger­ monarchie zu liefern, der ein offenes Bekenntnis für ein differenzierteres Bild der »italienischen Realität« enthält und nicht zuletzt aufgrund der Popularität seines Autors – der zwar aufgrund der Einschränkung seiner historischen Aus­ führungen »bis zum Jahre 1814« nur einen geringen Anteil daran hatte – zur Konstruktion eines von national­ politischen Bezügen charakterisierten Italien­ bildes in nicht unwesentlichem Maß beitrug. Das zweite bei Hartleben erschienene Werk, in dessen Übersetzer­ Vorwort in besonders ausgeprägter Form Konstruktionsprozesse nachzuzeichnen sind, ist Edmondo de Amicis’ Marokko (406). Der Übersetzer Amand von Schweiger­ Lerchenfeld267 erklärt im Vorwort seiner 1883 erschienenen Übersetzung, das Buch sei »keine directe Uebertragung des italienischen Originals, sondern eine ungezwungene, weder an das Material des italienischen Autors, noch an das Detail gebundene Bearbeitung«. Für die massiven Eingriffe in den Text gibt 267 Amand Freiherr von Schweiger­ Lerchenfeld (1846–1910) war Journalist, Reiseschriftsteller und Kulturhistoriker und verfasste zahlreiche landeskundliche und technische Schriften (etwa über Mikroskope, über das Eisenbahnwesen etc.).
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Die vielsprachige Seele Kakaniens Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Die vielsprachige Seele Kakaniens
Subtitle
Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
Author
Michaela Wolf
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2012
Language
German
License
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78829-4
Size
15.5 x 23.5 cm
Pages
442
Categories
Geschichte Vor 1918

Table of contents

  1. Dankesworte 11
  2. Einleitung 13
  3. Erstes Kapitel
    1. Zur soziologischen Verortung von Translation 19
      1. 1. Wissenschaft und Gesellschaft im Kontext von Translation 19
      2. 2. Translationswissenschaft : »going social« ? 22
  4. Zweites Kapitel
    1. K.(u.)k. »going postcolonial« 25
      1. 1. Die Verortung der »habsburgischen Kultur« 25
      2. 2. Der »cultural turn« und seine Folgen 35
      3. 3. Übersetzung als Beitrag zur Konstruktion von Kulturen 40
      4. 4. Das Konzept der »kulturellen Übersetzung« 45
      5. 5. Der Versuch einer Übersetzungstypologie 54
    2. »Polykulturelle Kommunikation und Translation« 54
    3. »Transkulturelle Translation« 58
  5. Drittes Kapitel
    1. Das habsburgische Babylon 62
      1. 1. Die kakanische Variante der Multikulturalismus­ Debatte 62
      2. 2. Zählt der Staat Häupter oder Zungen ? 67
      3. 3. Sprachpolitik zur »Annäherung der Volksstämme« 73
      4. 4. Die »Vielsprecherei« auf dem Buchmarkt 77
  6. Viertes Kapitel
    1. Die translatorische Praxis in der »großartigen Versuchsstation« der Habsburgermonarchie 87
      1. 1. »Polykulturelle Kommunikation« 87
    2. »Habitualisiertes Übersetzen« 90
    3. »Institutionalisiertes Übersetzen« 103
      1. 2. »Polykulturelle Translation« 119
    4. Kontakt zwischen Behörden und Parteien 120
    5. Dolmetschen und Übersetzen bei Gericht 128
    6. Die Übersetzung von Gesetzestexten 142
    7. Translationstätigkeit im Ministerium des Äußern und im
    8. Kriegsministerium 165
      1. 3. Die Ausbildung von Dragomanen 179
      2. 4. Der kulturkonstruierende Beitrag der Translationspraxis 188
  7. Fünftes Kapitel
    1. Theoretischer Aufriss eines habsburgischen »Übersetzungsraumes« 194
  8. Sechstes Kapitel
    1. »Prompt, zu jeder Tageszeit« : der private Übersetzungssektor 202
      1. 1. Institutionalisierungstendenzen privater Übersetzung 202
      2. 2. Der private Übersetzungssektor als Schauplatz von
    2. Positionierungskämpfen 208
  9. Siebtes Kapitel
    1. Der »Nutzen fürs geistige Leben« : Übersetzungspolitik in der Habsburgermonarchie 216
      1. 1. Regelnde Faktoren einer Übersetzungspolitik 217
    2. Zensur 218
    3. Urheberrechtsfrage 220
    4. Konzessionspflicht 221
      1. 2. Staatliche Kultur­ und Literaturförderung 222
      2. 3. Literaturpreise 225
  10. Achtes Kapitel
    1. »Übersetzen am laufenden Band«. Eine Übersetzungsstatistik 236
      1. 1. Einzeldaten der Übersetzungsbibliografien 240
    2. »Polykulturelle Translation« 240
    3. »Transkulturelle Translation« 243
      1. 2. Gesamtauswertungen 246
      2. 3. Übersetzen zwischen Sucht und Entwöhnung 257
  11. Neuntes Kapitel
    1. Der Vermittlungsraum italienischer Übersetzungen 263
      1. 1. Österreichisch­ italienische Wahrnehmungen 266
      2. 2. Italienische Übersetzungen im deutschsprachigen Raum 281
      3. 3. Die Metamorphosen des »Übersetzungsfeldes« 298
    2. Soziale Felder und ihre Funktionsregeln 299
    3. Die Dynamisierung der bourdieuschen Felder 303
    4. Paratexte – das »Beiwerk des Buches« 308
    5. Der habsburgische Vermittlungsraum 336
  12. 4. Folgerungen aus der Rekonstruktion des »translatorischen
    1. Vermittlungsraumes« 359
  13. Zehntes Kapitel
    1. Der Vielvölkerstaat als Interaktionsfeld von Übersetzungsleistungen – Schlussbetrachtungen 362
    2. Verzeichnis der in der Habsburgermonarchie erschienenen Übersetzungen Italienisch – Deutsch 1848–1918 378
    3. Verzeichnis der Tabellen, Grafiken und Abkürzungen 392
    4. Tabellen 392
    5. Grafiken 393
    6. Abkürzungen 393
    7. Literaturverzeichnis 394
    8. Quellen 394
    9. Sekundärliteratur 396
    10. Sachregister 434
    11. Personenregister 437
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