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338 Der Vermittlungsraum italienischer Übersetzungen
kulturellen Produkts bestehen können – damit wird der »Wert« des Objekts
geschaffen (Jurt 1995 : 92) – und andererseits durch relevante soziale Netze er
kennbar sind, die die Positionierung der AkteurInnen im Raum (mit)bestim
men. Die folgende Diskussion der einzelnen für die (vorübergehende) Konsti
tution des Vermittlungsraumes relevanten Instanzen des Vermittlungsprozesses
soll nun im Kontext der (italienisch deutschsprachigen) translatorischen Tätig
keit in der Habsburgermonarchie die Funktionsmechanismen des übersetzeri
schen Vermittlungsraumes ausleuchten und, darauf aufbauend, jene Argumente
zu untermauern versuchen, die für die Etablierung des Konzepts eines kultur
wissenschaftlich inspirierten »translatorischen Vermittlungsraumes« statt eines
(im Zuge der Diskussion bourdieuscher Kategorien »logisch« erscheinenden)
»Übersetzungs(sub)feldes« notwendig erscheinen.
Vermittlung im Vorfeld der Produktion
Bereits im Vorfeld der Produktion finden Vermittlungsprozesse statt, die ih
rerseits von verschiedenen Faktoren abhängig sind. Dazu zählen etwa überset
zungspolitische Maßnahmen, die, wie bereits aufgezeigt wurde, im habsbur
gischen Kontext nicht explizit vorhanden sind, jedoch aus unterschiedlichen
regelnden Faktoren rekonstruiert werden können. In institutioneller Ausfor
mung ist Übersetzungspolitik im Handeln verschiedener AkteurInnen mit er
heblicher Konzentration verschiedener Kapitalarten zu verorten, die die Entste
hung von Translaten durch die Selektion von Texten oder die Herausgabe von
Übersetzungen in bestimmten Verlagen oder Reihen lenkten. Dazu zählen nicht
nur Verlage, sondern auch SchriftstellerInnen qua VermittlerInnen (siehe etwa
Isolde Kurz, Max Kalbeck oder Otto Hauser) – zumeist handelt es sich dabei
um Personen mit Mehrfachfunktionen. Andererseits fällt in den übersetzungs
politischen Bereich auch der Mangel an adäquater Gesetzgebung – die öster
reichische Monarchie trat, wie erwähnt, nie der Berner Konvention bei –, an
staatlichen Förderungen für Übersetzungen sowie an medialer Aufmerksamkeit
im Allgemeinen – womit gleichzeitig die für die Dynamik des Raumes notwen
digen Konsekrationsmechanismen angesprochen sind.
Die jeweiligen politischen, kulturellen und anderen Beziehungen zwischen
den involvierten Kulturen spielen bereits in den Vorentscheidungen über Ver
mittlungsmodalitäten eine bedeutende Rolle und beeinflussen Initiierung, Ver
lauf und Ergebnis des Vermittlungsprozesses in entscheidendem Maß. Für die
Diskussion der Auswahl eines zur Übersetzung bestimmten Textes erscheint zu
nächst die Feststellung seiner Position in der »Ausgangskultur« von Bedeutung.
Die vielsprachige Seele Kakaniens
Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Die vielsprachige Seele Kakaniens
- Subtitle
- Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
- Author
- Michaela Wolf
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2012
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78829-4
- Size
- 15.5 x 23.5 cm
- Pages
- 442
- Categories
- Geschichte Vor 1918
Table of contents
- Dankesworte 11
- Einleitung 13
- Erstes Kapitel
- Zweites Kapitel
- Drittes Kapitel
- Viertes Kapitel
- Die translatorische Praxis in der »großartigen Versuchsstation« der Habsburgermonarchie 87
- »Habitualisiertes Übersetzen« 90
- »Institutionalisiertes Übersetzen« 103
- Kontakt zwischen Behörden und Parteien 120
- Dolmetschen und Übersetzen bei Gericht 128
- Die Übersetzung von Gesetzestexten 142
- Translationstätigkeit im Ministerium des Äußern und im
- Kriegsministerium 165
- Fünftes Kapitel
- Sechstes Kapitel
- »Prompt, zu jeder Tageszeit« : der private Übersetzungssektor 202
- 1. Institutionalisierungstendenzen privater Übersetzung 202
- 2. Der private Übersetzungssektor als Schauplatz von
- Positionierungskämpfen 208
- »Prompt, zu jeder Tageszeit« : der private Übersetzungssektor 202
- Siebtes Kapitel
- Achtes Kapitel
- Neuntes Kapitel
- 4. Folgerungen aus der Rekonstruktion des »translatorischen
- Zehntes Kapitel
- Der Vielvölkerstaat als Interaktionsfeld von Übersetzungsleistungen – Schlussbetrachtungen 362
- Verzeichnis der in der Habsburgermonarchie erschienenen Übersetzungen Italienisch – Deutsch 1848–1918 378
- Verzeichnis der Tabellen, Grafiken und Abkürzungen 392
- Tabellen 392
- Grafiken 393
- Abkürzungen 393
- Literaturverzeichnis 394
- Quellen 394
- Sekundärliteratur 396
- Sachregister 434
- Personenregister 437