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Literarisches System in Österreich 1933/1938–1945 - Zensur und Förderung – Literarische Vereine – Anthologien
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275 © 2021 by Böhlau Verlag GmbH & Co. KG, Zeltgasse 1/6 a, A-1080 Wien https://doi.org/10.7767/9783205212355 | CC BY 4.0 Einleitung wickelt hatte, zu legitimieren. Bis auf vereinzelte Ausnahmen tauchen die Ausgegrenzten in Deutschland ab 1935  – dem Jahr, in dem die erste Liste des schädlichen und unerwünschten Schrifttums ausgearbeitet wurde  – und in Österreich ab 1939 nicht mehr in Sammelwer- ken auf, das RMVP, die RKK mit ihrer RSK verrichteten ihre gründliche Arbeit vor allem durch das Verschweigen. In Österreich hingegen konnten sich bis zur Annexion im März 1938 jüdische bzw. nicht-nationalsozialistische Verleger und AutorInnen noch halten, es gab nur hier noch (abgesehen von der Schweiz und dem Exil) Anthologien mit einem plu- ralen Spektrum ästhetischer und politischer Art und mit jüdischen Beiträgern.139 Die Spal- tung des literarischen Systems in Deutschland provozierte bereits ab 1933 die Herausgabe von Exil-Anthologien in ausländischen Verlagen, die von den deutschsprachigen Lesern im „Dritten Reich“ getrennt waren. 1935 erschien in Paris eine „zeitgemäße“ Exil-Anthologie mit dem symptomatischen Titel Deutsche und „Arier“, in der Texte der „Deutschen“ G.  E. Lessing, G.  Ch. Lichtenberg, I.  Kant, G.  Herder, J.  W. Goethe, F.  Schiller, F.  Hölderlin, J.  G. Fichte, W. v. Humboldt, G.  W.  F. Hegel, H.  Heine, A.  Schopenhauer und F.  Nietzsche jenen der „Arier“ A.  Hitler, H.  Goering, J.  Goebbels, A.  Rosenberg, J.  Streicher u. a. m. ent- gegengesetzt wurden.140 Die Legitimation der ideologischen Grundlagen des nationalsozialistischen Staates konzen- trierte sich auf die Themen Führer- und Heldentum, Rasse und Heimat, Blut und Boden, der deutsche Mensch in der Gemeinschaft des Volkes, die Zusammenhörigkeit mit den Auslanddeutschen, Selbstaufgabe und Opferbereitschaft, Legitimation der Angriffskriege. Der Chronologie und Charakterisierung ausgewerteter Anthologien ist zu entnehmen, dass das Thema Krieg und Soldatentum von der „Machtergreifung“ bis 1945 eine zentrale Rolle spielte und zumindest bis Kriegsbeginn unter dem Motto der „deutschen Friedensliebe“ stand. Den Auflagen-Zahlen nach sollte das „‚Buch vom Krieg‘ zum erfolgreichsten und alles beherrschenden Buchtyp der Literatur des Dritten Reiches werden“.141 Normalerweise wird die 1933 bzw. 1938 überwundene ideologische Position in den redaktionellen Begleitexten lediglich polemisch abgetan oder gänzlich verschwiegen, nur in zweien der Sammlungen finden sich Ansätze zu einer inhaltlichen Auseinandersetzung durch die Herausgeber. In der repräsentativen, institutionell hoch abgesicherten Anthologie Das Lied der Arbeit (1935) bekennt Hans Mühle seine eigene sozialistische Vergangenheit 139 Zur „Entjudung“ des österreichischen Buchhandels siehe Dahm93, 129  ff.  – Ab Ende 1941  – der Phase der antijüdischen Radikalisierung in Richtung auf „Endlösung“  – finden sich in den Anthologien keine als jüdisch betrachteten Beiträger (→Der innere Jubel, Erfüllung und Grenze). 140 Deutsche und „Arier“. Eine zeitgemäße Anthologie. Vorwort von Anselm Ruest. Paris: Édition du Phénix 1935.  – Vgl. die zur Verwunderung Anlass gebende, von Exilierten zusammengestellte Londoner Anthologie →Modern German Verse von 1936, in der auch Texte hochrangiger NS-Größen enthalten sind.  – Bei Bolbecher/Kaiser00, 744  f. und Sternfeld/Tiedemann70, 587–594 weitere Exil-Anthologien, sowie in der Österreichischen Exilbibliothek des Literaturhauses Wien (DOKU). 141 Adam13, 137.
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Literarisches System in Österreich 1933/1938–1945 Zensur und Förderung – Literarische Vereine – Anthologien
Band 5 der Reihe Literatur in Österreich 1938–1945
Title
Literarisches System in Österreich 1933/1938–1945
Subtitle
Zensur und Förderung – Literarische Vereine – Anthologien
Author
Uwe Baur
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2021
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-21235-5
Size
17.3 x 24.4 cm
Pages
478
Category
Kunst und Kultur

Table of contents

  1. Das Gesamtwerk 9
  2. Vorbemerkung zu diesem Band 13
  3. 1. Zensur und Förderung 15
    1. Einleitung 15
    2. Österreichische Listen 1933–1938 17
    3. Einleitung 17
    4. Der Bücherbrief (1932) 24
    5. Die Wegtafel (Mai 1933) 25
    6. Die deutsche Dichtung Österreichs (9.6.1933) 25
    7. Die Säuberung des deutschen Buchwesens vom jüdischen Geiste im Deutschen Reiche und wir Österreicher (Juni 1933) 26
    8. Dichterbuch (1933) 27
    9. Indizierungslisten Österreichs 1933–1938 28
    10. Liste der zu fördernden bzw. der abzulehnenden Schriftsteller (1935) 30
    11. Gegenwartsdichtung in Österreich (1935) 32
    12. Geist und Macht (1938) 33
    13. Österreich. Ein Bücherverzeichnis (1938) 34
    14. Deutsche Listen 1933–1945 35
  4. a. Verbotslisten 35
    1. Einleitung 35
    2. Prinzipielles zur Säuberung der öffentlichen Büchereien (1933) 38
    3. Schwarze Liste (1933) 39
    4. Listen des schädlichen und unerwünschten Schrifttums (1935–42) 42
    5. Liste der für Jugendliche und Büchereien ungeeigneten Druckschriften 49
  5. b. Zentrale Empfehlungslisten 50
    1. Schriftsteller-Verzeichnis der Reichsschrifttumskammer (1942) 50
    2. Nationalsozialistische Bibliographie der Parteiamtlichen Prüfungskommission (1936–1943) 54
    3. Jahres-Gutachten-Anzeiger des Amtes Rosenberg (1936–1944) 56
    4. Kataloge zur „Woche des deutschen Buches“ des RMVP (1936–1942) 62
    5. Gottbegnadeten-Liste 65
  6. c. Spartenbezogene Empfehlungslisten 68
  7. 1. Jugendschriften-Verzeichnisse 68
    1. Einleitung 68
    2. Das Jugendbuch im Dritten Reich (1933) 69
    3. Das Buch der Jugend (1934–1942) 70
    4. Das Buch der deutschen Jugend (1939/40) –
    5. Das deutsche Jugendbuch (1940/41) 74
  8. 2. Vorschlagslisten für Dichterlesungen 76
  9. 3. Empfehlungslisten für Leihbüchereien und Buchhandlungen 79
    1. Die hundert ersten, die zweiten, dritten, vierhundert, die fünften, sechsten, siebenhundert Bücher für nationalsozialistische Büchereien 1934–1944 79
    2. Schrifttums-Verzeichnis der Frontbuchhandlungen (DAF 1939) 81
    3. Das Buch, ein Schwert des Geistes (RMVP 1940–1943) 82
  10. 4. Sonstige 84
    1. Das deutsche Bauernschrifttum in der deutschen Dichtung (Amt Rosenberg 1933) 84
    2. Einladungsliste für kulturelle Veranstaltungen und Empfänge (RPA Wien, Juni 1940) 85
    3. Geburtstagsbücher für den Führer (Amt Rosenberg 1943) 85
    4. Entnazifizierung 87
    5. Österreich 87
    6. Liste der gesperrten Autoren und Bücher (1946)/Nachträge 87
    7. Deutschland 90
    8. Liste der auszusondernden Literatur/Nachträge (1946–1953) 90
  11. 2. Vereine im literarischen Feld Österreichs 1933–1945 95
    1. Einleitung 95
    2. Literarische Gruppenbildungen nach dem liberalen Vereinsgesetz bis 1938 96
    3. Literarische Vereine im totalitären „Ständestaat“ 99
    4. Landeskulturamt der NSDAP-Landesleitung Österreich (1933–11.7.1938) 100
    5. Vereine im Nationalsozialismus ab März 1938 105
    6. Chronologie der literarischen Gesellschaften und Autorengruppen in Österreich zwischen 1933 und 1945 113
    7. Literarische Gesellschaften und Autorengruppen A–Z 119
  12. 3. Anthologien 1933–1945 271
    1. Einleitung 271
    2. Die Anthologie im Nationalsozialismus 271
    3. Österreich und die Anthologie zwischen 1933 und 1945 277
    4. Zur Bestandsaufnahme 284
    5. Chronologie ausgewerteter Anthologien 1933–1945 287
    6. Anthologien A–Z 301
    7. AutorInnen des Gesamtwerks 409
    8. Abkürzungen und Quellen 447
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