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Vorwort
Immer wieder ist mir in Lehrveranstaltungen und in Gesprächen in verschiede-
nen Schulen aufgefallen, dass sowohl angehende als auch erfahrene Lehrperso-
nen – um es euphemistisch auszudrücken – eine gewisse Reserviertheit erken-
nen lassen, wenn es um Kompetenzen historischen Denkens geht. Was die
Gründe hierfür sind, ist wenig geklärt. Aufgrund dieser Beobachtung beschloss
ich im Jahr 2013 ein Forschungsprojekt zu starten, in dem untersucht werden
sollte, wie das im Jahr 2008 in Österreich eingeführte wissenschaftsförmige his-
torische Denken (im Sinne der fachspezifischen Kompetenzorientierung) in der
Praxis des Geschichtsunterrichts und in den Ăśberzeugungen von Geschichts-
lehrpersonen angekommen ist. In diesem Zusammenhang sollten auch die Vor-
behalte gegenĂĽber dem Konzept erforscht werden. Seit nunmehr rund fĂĽnf Jah-
ren darf ich mich diesen Fragen widmen.
Der Höhepunkt des Forschungsprojektes war für mich die Zeit der Daten-
erhebung in den Schulen, in denen ich die Gelegenheit hatte, mit so zahlreichen
österreichischen Geschichtslehrpersonen zu sprechen, ihren Unterricht zu beob-
achten und von ihnen zu lernen. Mein Respekt vor jenen Personen, die sich im
Lehrberuf fĂĽr die heranwachsende Generation verausgaben, ist in dieser Zeit
noch weiter gestiegen. Mir wurde auch immer deutlicher bewusst, welch groĂźen
Einfluss Lehrer/innen auf die Lebenschancen der jungen Menschen ausĂĽben.
FĂĽr viele Jugendliche, die es in ihrem Leben oft nicht leicht haben, sind die
Lehrpersonen die zentralen Bezugspersonen, ein wenig Sicherheit in einer sonst
für sie oft von Problemen und Unsicherheit geprägten Welt. Diese Erfahrungen
aus dem „Feld“ haben mich stark geprägt und in mir die Überzeugung gefestigt,
dass Lehrerinnen und Lehrer einen oft viel zu wenig beachteten und zu wenig
geschätzten Dienst an der Gesellschaft verrichten. Nicht nur der Stammtisch-
diskurs, auch die mediale Diskussion ĂĽber Lehrpersonen und ihr Wirken und
manchmal leider auch Teile des universitären Diskurses in unseren Breiten sind
vom „Klagen über die Lehrer“ geprägt. Sie seien faul, würden wenig arbeiten, sei-
en wenig innovationsfreudig und prinzipiell an vielem „schuld“, was nicht funk-
tioniert. Auffallend ist demgegenüber, dass Lehrpersonen in jenen Ländern ein
hohes Prestige haben, die in Bezug auf die Leistungen der SchĂĽler/innen allseits
Bewunderung erfahrenÂ
– in Finnland, Singapur und Hongkong spricht man mit
Respekt ĂĽber Lehrerinnen und Lehrer. Um das Bildungssystem in einem Land
zu verbessern – so meine tiefe persönliche Überzeugung –, ist es notwendig,
Lehrpersonen ernst zu nehmen und dafĂĽr zu sorgen, dass das Prestige des Lehr-
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Von PISA nach Wien
Historische und politische Kompetenzen in der Unterrichtspraxis
Empirische Befunde aus qualitativen Interviews mit Lehrkräften
- Title
- Von PISA nach Wien
- Subtitle
- Historische und politische Kompetenzen in der Unterrichtspraxis
- Author
- Roland Bernhard
- Publisher
- WOCHENSCHAU Verlag
- Date
- 2021
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-7344-1234-9
- Size
- 14.8 x 21.0 cm
- Pages
- 284
- Category
- LehrbĂĽcher
Table of contents
- Vorwort 5
- 1. Einleitung 9
- 2. Theoretischer Rahmen und Forschungsfragen 15
- 2.1 Historisches Denken im Geschichtsunterricht – normative Aspekteund die Lehrplanreform hin zu Kompetenzorientierung 2008 15
- 2.2 Berufsbezogene Ăśberzeugungen 26
- 2.3 Forschungsfragen 36
- 2.4 LiteraturĂĽbersicht 38
- 2.4.1 Kategorien der LiteraturĂĽbersicht 38
- 2.4.2 Forschung zu epistemologischen und kontextbezogenenĂśberzeugungen von Geschichtslehrpersonen 40
- 2.4.3 Diskussion der LiteraturĂĽbersicht 71
- 3. Forschungsdesign und Methode 77
- 4. Ergebnisse 113
- 6. Fazit 215
- 7. Literaturverzeichnis 233
- 8. Abbildungsverzeichnis 253
- 9. Tabellenverzeichnis 254
- 10. AbkĂĽrzungsverzeichnis 255
- 11. Personenverzeichnis 256
- Anhang 1: Fragebogen fĂĽr Geschichtslehr personen,der anhand der qualitativen Studie konstruiert wurde 260
- Anhang 2: Anhang Anschreiben an Schulen und Lehrpersonen 277