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3. Forschungsdesign und Methode
3.1 Empirische Zugangsweise
Innerhalb der deutschsprachigen Geschichtsdidaktik steht seit Jahrzehnten die
Erkenntnis im Raum, dass Theorien ĂĽber das Lernen und Lehren von Geschich-
te bisweilen aus theoretischer Entfernung aufgestellt wurden und die dahinter
liegende soziale Realität noch zu wenig empirisch erforscht ist.260 Die deutsch-
sprachige Geschichtsdidaktik hat sich in den letzten Jahrzehnten daher zuneh-
mend stärker empirisch aufgestellt.261 Eine zentrale Aufgabe empirischer For-
schung istÂ
– innerhalb der beiden erkenntnistheoretischen Grundhaltungen des
qualitativen und quantitativen Paradigmas262Â
– das Aufstellen von Theorien bzw.
theoretischen Annahmen über die Realität und die Überprüfung derselben an-
hand dieser Realität, wodurch ein Erkenntnisgewinn erzielt werden soll. Wäh-
rend quantitative Designs messen und „erklären“, will qualitative Forschung er-
fassen und „verstehen“, was in einem bestimmten Feld passiert und warum263Â
– das
Ziel der Forschung innerhalb des qualitativen Paradigmas besteht im Verstehen
menschlichen Verhaltens.264 Es geht darum, möglichst weitgehend zu verstehen,
das Verstandene anderen mitzuteilen und fĂĽr diese ĂĽberprĂĽfbar zu machen.
260 Vgl. GĂĽnther-Arndt/Sauer 2006; von Borries 2008, S.Â
241; Handro/Schönemann 2006,
S. 5.
261 Vgl. Barricelli, Michele (2014): Geschichtsdidaktik nach Pisa – Bilanz und Perspekti-
ven. Zum Jubiläum: Die Weisheit der Zahl und die Gründe des Erzählens. In: Sauer,
Michael u. a. (Hg.): Geschichtslernen in biographischer Perspektive. Nachhaltigkeit –
EntwicklungÂ
– Generationendifferenz. Göttingen: V&R unipress, S.Â
365 – 384, hier S.Â
370.
262 Seit dem Werk: Kuhn, Thomas (1962): The structure of scientific revolutions. Chicago
IL: University Press werden innerhalb einer Philosophie des Erkennens diese beiden pa-
radigmatischen Erkenntnis- und Forschungspositionen mit einer jeweils ausdifferenzier-
ten Theorietradition unterschieden.
263 Die beiden deutschen Begriffe „erklären“ und „verstehen“ gingen im Übrigen auch in die
internationale Literatur ein und werden in dieser auch in Deutsch verwendet. Vgl. z. B.
Fishman, Joshua A. (2010): Theoretical and historical perspectives on researching the so-
ciology of language and education. In: King, Kendall/Hornberger, Nancy (Hg.): Research
methods in language and education. Encyclopedia of language and education 10. New
York: Springer, S.Â
3 – 15, hier S.Â
11; Riazi, Mehdi/Candlin, Christopher (2014): Mixed-
methods research in language teaching and learning: Opportunities, issues and challen-
ges. In: Lang. Teach. 47.2, S. 135 – 173, hier S. 137.
264 Vgl. Raithel, Jürgen (2008): Quantitative Forschung. Ein Praxiskurs. 2. Auflage. Wies-
baden: Verlag für Sozialwissenschaften, S. 11.
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Von PISA nach Wien
Historische und politische Kompetenzen in der Unterrichtspraxis
Empirische Befunde aus qualitativen Interviews mit Lehrkräften
- Title
- Von PISA nach Wien
- Subtitle
- Historische und politische Kompetenzen in der Unterrichtspraxis
- Author
- Roland Bernhard
- Publisher
- WOCHENSCHAU Verlag
- Date
- 2021
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-7344-1234-9
- Size
- 14.8 x 21.0 cm
- Pages
- 284
- Category
- LehrbĂĽcher
Table of contents
- Vorwort 5
- 1. Einleitung 9
- 2. Theoretischer Rahmen und Forschungsfragen 15
- 2.1 Historisches Denken im Geschichtsunterricht – normative Aspekteund die Lehrplanreform hin zu Kompetenzorientierung 2008 15
- 2.2 Berufsbezogene Ăśberzeugungen 26
- 2.3 Forschungsfragen 36
- 2.4 LiteraturĂĽbersicht 38
- 2.4.1 Kategorien der LiteraturĂĽbersicht 38
- 2.4.2 Forschung zu epistemologischen und kontextbezogenenĂśberzeugungen von Geschichtslehrpersonen 40
- 2.4.3 Diskussion der LiteraturĂĽbersicht 71
- 3. Forschungsdesign und Methode 77
- 4. Ergebnisse 113
- 6. Fazit 215
- 7. Literaturverzeichnis 233
- 8. Abbildungsverzeichnis 253
- 9. Tabellenverzeichnis 254
- 10. AbkĂĽrzungsverzeichnis 255
- 11. Personenverzeichnis 256
- Anhang 1: Fragebogen fĂĽr Geschichtslehr personen,der anhand der qualitativen Studie konstruiert wurde 260
- Anhang 2: Anhang Anschreiben an Schulen und Lehrpersonen 277