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Die eben vorgestellte Rollentypologie kann dazu verwendet werden, dass
Forscher/innen in qualitativen Settings im Feld Schule die Rollen, die sie ein-
nehmen und die sie erteilen, auf einer wissenschaftlichen Grundlage reflektie-
ren, um dadurch sozial erwünschtes Verhalten zu minimieren. Die Verkörperung
und Erteilung der Rolle sollte nicht dem Zufall überlassen bleiben, sondern be-
wusst gestaltet werden, wobei im Interview die damit zusammenhängenden In-
teraktionsdynamiken im Blick zu behalten sind. Wenn man als Interviewer/in
merkt, in eine bestimmte Rolle zu geraten, die man nicht einnehmen möchte,
kann die Typologie helfen, entgegenzusteuern.
3.5 Vorgehen bei der Datenaufbereitung und -analyse
Nach dem Einholen einer expliziten Erlaubnis der Lehrpersonen wurden die In-
terviews auf Tonband mitgeschnitten. Die Interviews dauerten bis zu 70
Minu-
ten (Durchschnitt 40
Minuten). Insgesamt liegen 2.014
Minuten aufgezeichne-
te Interviewzeit auf Tondokumenten vor. Im Anschluss an den Feldaufenthalt
wurden die Interviews vollständig transkribiert und in eine MaxQDA-Datei
übertragen. Bogner u. a. führen aus, dass es für die Auswertung von Expertenin-
terviews noch kein kanonisiertes Verfahren gibt.360 Keines der bekannten Aus-
wertungsverfahren qualitativer Sozialforschung habe sich bisher zur für das Ex-
perteninterview spezifischen Auswertungsmethode entwickelt. Daher sei eine
Kombination von Auswertungsmethoden durchaus möglich.361 Die für dieses
Buch ausgewerteten Interviewdaten wurden den jeweiligen Bedürfnissen ent-
sprechend unter Verwendung qualitativ wie quantitativ inhaltsanalytischer Stra-
tegien bearbeitet.362 In der Folge sei der Datenaufbereitungs- und Analysepro-
zess offengelegt.
Bei der Datenanalyse wurden, um Einstellungen und Überzeugungen von
Lehrpersonen herauszuarbeiten, alle Textstellen, die sich auf Kompetenzorien-
tierung beziehen, in einer ersten Sichtung mit dem Code „Kompetenzorientie-
rung“ codiert. Die entsprechenden Textstellen wurden dann synoptisch mitein-
ander verglichen und dabei jene Themen identifiziert, die für die Beantwortung
der Forschungsfragen relevant erschienen. Der philosophischen Position des
360 Vgl. Bogner u. a. 2014, S. 71.
361 Vgl. ebd.
362 Zu qualitativ inhaltsanalytischen Verfahren in der Geschichtsdidaktik vgl. Barsch, Se-
bastian (2016): Die Qualitative Inhaltsanalyse als Methode der geschichtsdidaktischen
Forschung. In: Thünemann, Holger/Zülsdorf-Kersting, Meik (Hg.): Methoden ge-
schichtsdidaktischer Unterrichtsforschung. Schwalbach/Ts.: Wochenschau, S.
206 – 228.
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Von PISA nach Wien
Historische und politische Kompetenzen in der Unterrichtspraxis
Empirische Befunde aus qualitativen Interviews mit Lehrkräften
- Title
- Von PISA nach Wien
- Subtitle
- Historische und politische Kompetenzen in der Unterrichtspraxis
- Author
- Roland Bernhard
- Publisher
- WOCHENSCHAU Verlag
- Date
- 2021
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-7344-1234-9
- Size
- 14.8 x 21.0 cm
- Pages
- 284
- Category
- Lehrbücher
Table of contents
- Vorwort 5
- 1. Einleitung 9
- 2. Theoretischer Rahmen und Forschungsfragen 15
- 2.1 Historisches Denken im Geschichtsunterricht – normative Aspekteund die Lehrplanreform hin zu Kompetenzorientierung 2008 15
- 2.2 Berufsbezogene Überzeugungen 26
- 2.3 Forschungsfragen 36
- 2.4 Literaturübersicht 38
- 2.4.1 Kategorien der Literaturübersicht 38
- 2.4.2 Forschung zu epistemologischen und kontextbezogenenÜberzeugungen von Geschichtslehrpersonen 40
- 2.4.3 Diskussion der Literaturübersicht 71
- 3. Forschungsdesign und Methode 77
- 4. Ergebnisse 113
- 6. Fazit 215
- 7. Literaturverzeichnis 233
- 8. Abbildungsverzeichnis 253
- 9. Tabellenverzeichnis 254
- 10. Abkürzungsverzeichnis 255
- 11. Personenverzeichnis 256
- Anhang 1: Fragebogen für Geschichtslehr personen,der anhand der qualitativen Studie konstruiert wurde 260
- Anhang 2: Anhang Anschreiben an Schulen und Lehrpersonen 277