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130 | Sakralbauten in Kärnten
fünf Dezennien später wurde in Gurk ein Domstift errichtet, das der Augustinerregel
folgte. 1787 legten die Domherren die Regel ab und transferierten den Bischofssitz,
der bereits lange zuvor in das nahegelegene Straßburg verlegt worden war, zusammen
mit dem Domkapitel nach Klagenfurt. Der einstige Dom wurde damit zur Konkathe-
drale und Pfarrkirche. Nach mehrfachem Besitzerwechsel erwarben Salvatorianer
1932 den Sakralbau.
Der Baubeginn der ehemaligen Domkirche, einem der bedeutendsten romanischen
Bauten im deutschen Sprachraum, fiel in die Regierungszeit Bischof Romans I. (reg.
1131–1167). 1174 wurde die Krypta geweiht, um 1200 der Hochaltar. Um 1446 zog
man ein Netzrippengewölbe im Querhaus ein und baute eine Sakristei an, um 1500 er-
hielt das Chorquadrat ein Sternrippengewölbe. 1525 zerstörte ein Brand die hölzernen
Langhausdecken, woraufhin auch das Mittelschiff ein steinernes Gewölbe erhielt. Der
Sakralbau besitzt eine mächtige Westturmanlage mit einer zweijochigen Bischofska-
pelle über einer ursprünglich offenen Vorhalle. Die Kirche ist für diese Kapelle ebenso
berühmt wie für die mittelalterlichen Fresken und die Krypta, deren Gewölbe auf einem
Wald dichtgestellter Säulen ruht. Das Langhaus der dreischiffigen Pfeilerbasilika misst
fünfeinhalb Joche, das Bodenniveau des Chorraums ist gegenüber dem des Langhauses
um knapp 1,80 m erhöht. Das heutige Hochaltarretabel entstand größtenteils in den
1620er- und 30er-Jahren im Atelier von Michael Hönel (ca. 1590–1653). Durch seine
Breite und Höhe grenzt es die Apsis vom Chor ab, sein Skulpturenprogramm umfasst
eine Vielzahl von lebensgroßen Figuren und Engelsköpfen. Den nicht minder bedeu-
tenden Kreuzaltar am Ende des Langhauses schuf Georg Raphael Donner (1693–1741).
Zu den Tischlern
In den Gurker Pfarrmatriken des 17. und 18. Jahrhunderts finden Tischler erstaunli-
cherweise kaum Erwähnung.48 Wenig überraschend kommen unter den in den Mat-
riken genannten Berufen vor allem Bauern vor, gefolgt von Maurern, Schmieden, We-
bern und Schneidern, Tischler scheinen in Gurk und in den umliegenden Gemeinden
relativ selten beheimatet gewesen zu sein. 1627 wird ein Kind des Tischlers Matthes
zu Grabe getragen49, zwei Jahre später beerdigt die Gemeinde einen Tischler namens
Christian.50 1652 erhielt die Tischlerin Magdalena die letzte Ölung.51 Im September
48 https://data.matricula-online.eu/de/oesterreich/gurk/gurk [Zugriff Juni 2020]. Auf dieser Webseite sind
auch die nachfolgend genannten Schriftquellen zu finden.
49 Sterbbuch I (G24_001-3), p. 283v, 18.09.1627.
50 Ebd., p. 285r : 14.06.1629.
51 Sterbbuch II (G24_002-5), p. 401v, 26.11.1652. Es ist dies einer der wenigen Fälle, in dem eine Frau
nachgewiesen werden kann, die dieses Handwerk ausübte.
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
Sakralmöbel aus Österreich
Von Tischlern und ihren Arbeiten im Zeitalter des Absolutismus, Volume II: Kunstlandschaften im Norden, Süden und Westen
- Title
- Sakralmöbel aus Österreich
- Subtitle
- Von Tischlern und ihren Arbeiten im Zeitalter des Absolutismus
- Volume
- II: Kunstlandschaften im Norden, Süden und Westen
- Author
- Michael Bohr
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Date
- 2021
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21246-1
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 628
- Keywords
- Baroque, applied arts, church furnishings, Barock, Kunsthandwerk, Sakralmöbel
- Category
- Kunst und Kultur
Table of contents
- Vorwort 11
- Teil 1 Vorbemerkungen
- Teil 2 Grundlegendes
- I. Die Auftragsvergabe 27
- II. Handwerker und Kunsthandwerker 35
- III. Künstlerische Inventionen, Modelle und Entwürfe 43
- Zur Geschichte 43
- Allgemeines 44
- Modelle für Sakralmöbel 45
- Die Frage nach der Urheberschaft von Entwürfen für Sakralmöbel 47
- Entwürfe und Modelle von Architekten und Baumeistern 47
- Entwürfe und Modelle von »Tischler-Architekten« 50
- Entwürfe und Modelle von Tischlern und Zimmerleuten 51
- Entwürfe von Bildhauern und Bildschnitzern 53
- Entwürfe eines Theateringenieurs und eines Theaterdekorateurs 53
- Entwürfe von Ornamentkünstlern und die Rezeption von Ornamentstichen 54
- Entwürfe von Stuckateuren und die Rezeption von Stuckarbeiten 55
- IV. Barocke Möbel und sakraler Raum 57
- V. Zeittypische Stilbildungen 69
- VI. Österreichische Kunstlandschaften und regionale
- Teil 3 Katalog – Beiträge zu den Sakralanlagen – Tafeln
- Hinweise 91
- Hinweise zu Provenienzen, Datierungen und Materialien 91
- Hinweise zu den angegebenen Maßen 91
- Hinweise zu den zitierten Schriftquellen 92
- I. Sakralbauten im Burgenland 93
- II. Sakralbauten in Kärnten 114
- Friesach, Stadtpfarrkirche hl. Bartholomäus 114
- Gösseling, Filialkirche hl. Michael 120
- Griffen, Ehemaliges Prämonstratenserstift 122
- Griffen, Alte Pfarrkirche Unsere Liebe Frau 122
- Griffen, Pfarr- und ehemalige Stiftskirche Mariae Himmelfahrt 125
- Gurk, Konkathedrale und Pfarrkirche Mariae Himmelfahrt 129
- Klagenfurt, Dom- und Stadtpfarrkirche St. Peter und Paul 146
- Loschental, Filialkirche hl. Josef 151
- Benediktinerstift St. Paul im Lavanttal 154
- Villach, Stadthauptpfarrkirche hl. Jakob d. Ä 171
- Völkermarkt, Stadtpfarrkirche hl. Maria Magdalena 177
- III. Sakralbauten in Salzburg/Stadt und Land 183
- Maria Plain, Wallfahrtskirche Maria Plain (Maria Himmelfahrt) 183
- Mattsee, Kollegiatstift 189
- Michaelbeuern, Benediktinerstift 196
- Salzburg, Benediktiner-Erzabtei St. Peter 206
- Salzburg, Dreifaltigkeitskirche 219
- Salzburg, Metropolitankirche hll. Rupert und Virgil 229
- Salzburg, St. Markus 244
- Salzburg-Mülln, Stadtpfarrkirche zu Unserer Lieben Frau Mariae
- Himmelfahrt 248
- IV. Sakralbauten in der Steiermark 255
- Frauenberg, Pfarr- und Wallfahrtskirche Mariä Opferung 255
- Graz, Barmherzige Brüder, Kloster und Spital 263
- Graz, Dom- und Pfarrkirche St. Ägidius 272
- Graz, Franziskanerkloster 289
- Graz, Pfarr- und Wallfahrtskirche Mariatrost 292
- Graz, Pfarrkirche St. Andrä 305
- Graz, Welsche Kirche / Kirche hl. Franz de Paula 309
- Gröbming, Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt 312
- Mariahof, Pfarrkirche hl. Maria 323
- Neuberg an der Mürz, Pfarrkirche Maria Himmelfahrt 333
- Pöllau, Pfarrkirche St. Veit 347
- Pürgg, Pfarrkirche St. Georg 359
- Rein, Zisterzienserstift 365
- Rottenmann, Stadtpfarrkirche St. Nikolaus 381
- St. Lambrecht, Benediktinerabtei 386
- Vorau, Augustiner-Chorherrenstift 404
- V. Sakralbauten in Tirol 419
- Bad Mehrn, Filialkirche hl. Bartholomäus 419
- Brixlegg, Pfarrkirche Unsere Liebe Frau 424
- Innsbruck, Hofkirche zum hl. Kreuz 430
- Innsbruck, Jesuitenkirche zur hl. Dreifaltigkeit 437
- Innsbruck, Servitenkloster 449
- Kramsach, Maria Thal, Pfarrkirche hl. Dominikus 459
- Kundl, Filial- und Wallfahrtskirche St. Leonhard auf der Wiese 469
- St. Georgenberg, Benediktinerabtei 478
- Stams, Zisterzienserabtei 487
- Wilten, Prämonstratenser-Chorherrenstift 513
- VI. Sakralbauten in Vorarlberg 525
- Teil 4 Zusammenfassung und Ausblick – Glossar – Verzeichnisse – Literatur- Zusammenfassung und Ausblick
- Ziele der Untersuchung 551
- Zum strukturellen Aufbau der beiden Bücher 551
- Auftraggeber und Finanziers der Ausstattungen 552
- Wer waren die Tischler ? 553
- Wer waren die Entwerfer der Möbelgarnituren ? 555
- Zusammenarbeit von Tischlern mit anderen Gewerken 556
- Sakralmöbel und Ambiente 558
- Vermittlung und Weitergabe neuer Formen – Österreichische
- Kunstlandschaften 560
- Fazit und Ausblick 562
- Glossar 564
- Ortsindex 573
- Künstlerverzeichnis 577
- Abkürzungsverzeichnis 582
- Abbildungsnachweis 586
- Literaturverzeichnis 587