Page - 528 - in Sakralmöbel aus Österreich - Von Tischlern und ihren Arbeiten im Zeitalter des Absolutismus, Volume II: Kunstlandschaften im Norden, Süden und Westen

528 | Sakralbauten in Vorarlberg scher oder französischer Rokokomöbel als an hiesiges Mobiliar. Ein kräftiges, glatt ausgehobeltes Profil säumt die vertieft liegenden Binnenflächen. Feine und detailreich ausgearbeitete Schnitzereien heben sich mit ihrer geglätteten Oberfläche vom Un- tergrund ab, den dichtgesetzte Punzenschläge aufrauen. Kurze Blattformationen sind zwischen Bändern und Muscheln zu erkennen, außerdem eine große geschwungene Kartusche mit dem Wappen des Stiftes Mehrerau  – ein Schlüssel und ein Degen, X- förmig gekreuzt. Ein vertikales Profil teilt die Außenwangen der mittleren Stallenreihe in zwei Hälften, die erstaunlicherweise unterschiedliche Ornamentformen aufweisen. Die hintere Kante der Wangen verläuft von oben nach unten gerade, die Ziermotive sind zum Teil beschnitten. Augenscheinlich besaß das Gestühl wie das in Stams einst Türen, auf denen sich die Schnitzereien fortgesetzt haben werden. Die Vertikalgliederung des Dorsales basiert auf Volutenkonsolen und pilasterähnli- chen Stützen, die mit Putten, Blumenkörben, Rocaillen und Kartuschen geschmückt sind. Anders als diese Ornamente, die mit dem Schnitzmesser gefertigt wurden, deko- rierten die Tischler die konkav eingezogenen und dynamisch modellierten Füllungen mit außergewöhnlich mannigfaltigen Marketerien. Im Gegensatz zur Situation im Osten Österreichs, wo die peinture en bois keine größere Rolle spielte, tragen die Bin- nenfelder des Gestühls, selbst jene der Lehnen und des Sockelbereichs, Furnierbilder, 381 Schrägansicht der Stallenreihen. Fr. Clemens Seehuber, Johann Joseph Christian, Josef Hofer, um 1741/46 Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0