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Einführung
der Besitz stark zersplittert, was auf die Art der Erwerbung durch viele
kleinere Schenkungen zurückgeht und für geistliche Grundherrschaften
charakteristisch war.45
Hervorzuheben ist der umfangreiche grundherrschaftliche Weingartenbe-
sitz: Nach dem Hausmanstetter Urbar belief sich die gesamte Weingartenflä-
che auf 3.033,2 ha, wovon 1.866,88 ha (62 % ) südlich und 1.166,32 ha (38 % )
nördlich der Donau gelegen waren. Die größte Konzentration befand sich
unmittelbar in Stiftsnähe. Insgesamt sind 61 Weinbaugebiete genannt, süd-
lich der Donau waren die größten Flächen in Nussdorf (12,9 % der Gesamt-
fläche), Ottakring (10,41 % ), Weidlingbach (8,42 % ), Stadt Klosterneuburg
(6,99 % ) und am Kahlenberg (6,23 % ). Nördlich der Donau befanden sich
die größten Anbaugebiete in Langenzersdorf (7,63 % ), Stoitzendorf (4,57 % )
sowie in Krems und Stein (4,07 % ).46
In Krems besaß das Stift seit dem Jahr 1264 einen Lesehof , der meist
an einen dort ansässigen Bürger verpachtet wurde. Die zum Lesehof gehö-
rigen Eigenbesitzweingärten waren – unter anderem an diverse Klöster –
weiterverpachtet. Der Pächter war für die Verwaltung zuständig, hatte die
Abgaben bzw. den Pachtzins einzuheben und die Führung des Grundbuchs
zu besorgen. Nach einem Brand im Jahr 1612 wurde der Hof renoviert,
er scheint aber ein halbes Jahrhundert später erneut in einem schlechten
Erhaltungszustand gewesen zu sein. Im Jahr 1672 wurde der Lesehof , zu
dem ein großer, mit einer Mauer umgebener Garten, 24 Viertel Weingärten
und 39 Untertanen gehörten, mitsamt dem Grundbuch verkauft, weil aus
den Einkünften die Instandhaltung kaum zu bewältigen war und auch das
Grundbuch kaum einen Gewinn abwarf. Zudem hatte man auch oft Schwie-
rigkeiten, überhaupt einen Pächter zu finden.47
Südlich der Donau waren die Weingärten zum größten Teil Überländ-
gründe , die zu Bergrecht verliehen wurden. Das Bergrecht wurde als Natu-
ralabgabe, nämlich als Most , eingehoben. In der Umgebung von Klosterneu-
burg gab es außerdem eine als »Vogtrecht « bezeichnete Geldabgabe , die mit
dem Bergrecht gekoppelt war. Nördlich der Donau dominierte die gebundene
Leiheform, bei der die Weingärten zu den Lehen oder Hofstätten gehörten,
womit der Beliehene auch in einem persönlichen Abhängigkeitsverhältnis
zur Obrigkeit stand und Robot zu leisten sowie Besitzwechselabgaben zu
entrichten hatte. Das Bergrecht gab es hier nur vereinzelt, als freie Leihe-
form herrschte nördlich der Donau das ansonsten eher bei Acker -, Wiesen -
und Weidegründen übliche Burgrecht vor, das allerdings im Gegensatz zum
45 Feigl, Grundherrschaft 202 f., 207; Walter, Besitzgeschichte 7.
46 Sulovsky, Weingartenbesitz 47–53.
47 Holubar, Lesehof 69–73. Siehe dazu die Instruktion für den Pächter Nr. 69 .
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INSTRUKTIONEN UND ORDNUNGEN DER STIFTSHERRSCHAFT KLOSTERNEUBURG
Quellen zur Verwaltung sowie zur Land- und Forstwirtschaft einer geistlichen Grundherrschaft in der Frühen Neuzeit
- Title
- INSTRUKTIONEN UND ORDNUNGEN DER STIFTSHERRSCHAFT KLOSTERNEUBURG
- Subtitle
- Quellen zur Verwaltung sowie zur Land- und Forstwirtschaft einer geistlichen Grundherrschaft in der Frühen Neuzeit
- Editor
- Josef Löffler
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2021
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21304-8
- Size
- 15.5 x 23.0 cm
- Pages
- 876
- Categories
- Geschichte Vor 1918
Table of contents
- Verzeichnis der Editionseinheiten 9
- Geleitwort 21
- Vorwort 23
- EINFÜHRUNG 25
- 1. Einleitung und Forschungsstand 25
- 2. Die Stiftsherrschaft Klosterneuburg und ihre Verwaltung 30
- 2.1 Die Besitzungen des Klosters 30
- 2.2 Die Einkünfte der Stiftsherrschaft 35
- 2.3 Die Stiftsleitung: Propst, Dechant und Oberkellerer 39
- 2.4 Allgemeine Tendenzen in der Stiftsverwaltung im ausgehenden Mittelalter und in der Zeit der Konfessionalisierung 45
- 2.5 Die Amtsträger und der Verwaltungsaufbau vom frühen 16. bis Mitte des 17. Jahrhunderts 52
- 2.6 Die Herrschaftsverwaltung von der Mitte des 17. Jahrhunderts bis zur Verwaltungsreform des Jahres 1786 59
- 3. Die Quellen 65
- ERLÄUTERUNGEN ZUR EDITION 79
- 1. Die Quellenüberlieferung 79
- 2. Die Editionseinheiten und deren Anordnung 95
- 3. Aufbau der Editionseinheiten 101
- 4. Editionsgrundsätze 107
- EDITION 111
- 1. Texte zur Reform der Verwaltung (Mitte des 16. Jahrhunderts) 111
- 2. Der landesfürstliche Anwalt 126
- 3. Das Hofmeisteramt 140
- 4. Die Rentkammer 257
- 5. Die Oberkammer 282
- 6. Die Registratur 362
- 7. Die einzelnen Herrschaften, der Meierhof in Tuttendorf und der Lesehof in Krems 370
- 7.1 Instruktion für den Meierhof in Tuttendorf sowie Bestallung und Revers des Meiers 370
- 7.2 Instruktion und Revers des Verwalters des Hofes in Krems 376
- 7.3 Instruktionen für den Pfleger der Herrschaft Hagenbrunn 380
- 7.4 Instruktion für den Pfleger der Herrschaft Atzenbrugg 385
- 7.5 Instruktion für den Rentschreiber in Prinzendorf 388
- 7.6 Instruktion für den Rentschreiber in Stoitzendorf 392
- 7.7 Instruktion für Beamte auf der Herrschaft Prinzendorf 398
- 7.8 Erklärung des Justiziars der Herrschaft Hauskirchen 402
- 8. Das Kammeramt 404
- 9. Die Forstwirtschaft 423
- 9.1 Instruktionen für den Förster 423
- 9.2 Instruktionen für den Förster für die jenseits der Donau gelegenen Forstgebiete (Tuttenhof) 472
- 9.3 Instruktion für den Förster in der Schwarzen Lacken 482
- 9.4 Instruktion für den Förster über die Holzausgabe an die Klosterbediensteten 487
- 9.5 Reverse von Förstern 489
- 10. Kelleramt, Weinbau und Weinzehent 493
- 10.1 Kellerordnung 493
- 10.2 Instruktion für die Weingärten 518
- 10.3 Instruktionen für den Weinkellner 520
- 10.4 Instruktion für den Hofbinder 554
- 10.5 Instruktion für die Zehenthandler und Paktisten 559
- 10.6 Instruktion für den Zehenteinbringer in Höflein 562
- 10.7 Instruktionen für den Weinkellner über die Weinausspeisung an die Klosterbediensteten 563
- 10.8 Instruktion für den Kellermeister über die Weinausspeisung an die Untertanen 574
- 10.9 Instruktion für den Weinbeschreiber 582
- 10.10 Heiratsrevers eines Weinzehenthandlers 584
- 11. Das Küchenamt 585
- 12. Das Pfisteramt 609
- 13. Das Spital und die Stiftsapotheke 650
- 14. Der Pferdestall und das Fuhrwesen 679
- 15. Angestellte und Handwerker 709
- 16. Die Donauschifffahrt 724
- 17. Die Kanzleiordnung aus dem Jahr 1786 und damit in Verbindung stehende Texte 730
- VERZEICHNISSE UND REGISTER 783
- 1. Quellen- und Literaturverzeichnis 783
- 2. Abkürzungsverzeichnis 798
- 3. Maße, Gewichte und Geldeinheiten 799
- 4. Pröpste des Stiftes Klosterneuburg 800
- 5. Glossar 801
- 6. Personenregister 841
- 7. Ortsregister 845
- 8. Sachregister 848