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2. Die Stiftsherrschaft Klosterneuburg und ihre Verwaltung
in der Regel um ehemals adelige Herrschaften und Güter, die meist erst
in der Neuzeit von den Stiften erworben wurden. Bei der Stiftsherrschaft
Klosterneuburg sind hier unter anderem die Herrschaften Hagenbrunn
(Einkommen 15.398 fl, 1629 gekauft von den Erben des Christoph Strauß )
und Hasendorf (11.981 fl, 1691 gekauft vom Prämonstratenserstift Pernegg )
sowie das Gut Neulerchenfeld (13.739 fl, gegründet um 1700) zu nennen.60
Kurz nach der Erstellung der Theresianischen Fassion wurde im Jahr 1751
von der Kamaldulensereremitage auf dem St. Josephsberg (Kahlenberg ) die
Herrschaft Prinzendorf für 94.000 fl erworben.61 Durch die im Jahr 1786
erfolgte Auflösung des Chorherrenstiftes St. Dorothea in Wien , das zunächst
dem Stift Klosterneuburg zur Administration übergeben und diesem im
Jahr 1802 schließlich vollständig einverleibt wurde, kamen Besitzungen in
Wien und in Neustift am Walde dazu.62
Dem Stift Klosterneuburg wurde zeitgenössisch bezüglich der Einkom-
mensstruktur das Etikett »beym rinnenden Zapfen« zugeschrieben, wäh-
rend das Stift Melk als »beym vollen Metzen« und das Stift Göttweig als
»beym klingenden Pfennig« charakterisiert wurden. Herbert Knittler hat
in einer Studie über die Einkommensstruktur der Klöster festgestellt, dass
diese bildhaften Attribute mit der Einkommensstruktur der drei größten
niederösterreichischen Stifte durchaus übereinstimmten.63 Von den in der
Theresianischen Fassion bei der Stiftsherrschaft Klosterneuburg verzeich-
neten Einnahmen von 966.300 fl entfielen 351.900 fl (36,4 % ) auf Abgaben
aus dem Weinbau , davon 200.300 fl (20,7 % ) auf Naturalabgaben (Weinze-
hent 14,5 % , Bergrecht 5,5 % , Dienstmost 0,7 % ) und 151.600 fl (15,7 % ) auf
Geldabgaben (Weinzehent 11,5 % , Bergrecht 4,1 % ).64 Die Einnahmen aus
dem Kornzehent in der Höhe von 36.800 fl (3,8 % ) fielen im Vergleich zum
Weinzehent eher niedrig aus. Weitere bedeutende Einnahmeposten waren
der Grunddienst mit 114.600 fl (11,9 % ) und die Grundbuchsgefälle mit
106.000 fl (11,0 % ). Die Robot wurde mit 123.000 fl (12,8 % ) veranschlagt, sie
60 Knittler, Einkommensstruktur Stifte 263 f. erwähnt – ohne Anspruch auf Vollständigkeit –
diese Herrschaften. Er nennt auch Reichenau (54.113 fl), hier dürfte es sich aber um einen
Irrtum handeln: Die Herrschaft Reichenau gehörte nicht zum Stift Klosterneuburg, sondern
zum Stift Neuberg an der Mürz (Schweickhardt, Darstellung – Viertel unterm Wienerwald
Bd. 5 105). Zum Erwerb adeliger Dominien durch Stifte vgl. Knittler, Klosterökonomie 45. Die
Daten zum Erwerb der Herrschaften bei Černík, Klosterneuburg 154 f., 161 f. Hasendorf wurde
von Pernegg erst im Jahr 1688 erworben, vorher war die Herrschaft ebenfalls in Adelsbesitz,
Schweickhardt, Darstellung – Viertel Ober-Wienerwald Bd. 4 113 f.
61 Černík, Klosterneuburg 168 f.
62 Žák, Klosterbuch 31.
63 Knittler, Einkommensstruktur Stifte 257, 270. Die Zuschreibungen finden sich in Weiskern,
Topographie 410.
64 Weinzehent Natural 140.000 fl, Geld 111.500 fl; Bergrecht Natural 53.400 fl, Geld 40.100 fl;
Dienstmost 6.900 fl.
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INSTRUKTIONEN UND ORDNUNGEN DER STIFTSHERRSCHAFT KLOSTERNEUBURG
Quellen zur Verwaltung sowie zur Land- und Forstwirtschaft einer geistlichen Grundherrschaft in der Frühen Neuzeit
- Title
- INSTRUKTIONEN UND ORDNUNGEN DER STIFTSHERRSCHAFT KLOSTERNEUBURG
- Subtitle
- Quellen zur Verwaltung sowie zur Land- und Forstwirtschaft einer geistlichen Grundherrschaft in der Frühen Neuzeit
- Editor
- Josef Löffler
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2021
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21304-8
- Size
- 15.5 x 23.0 cm
- Pages
- 876
- Categories
- Geschichte Vor 1918
Table of contents
- Verzeichnis der Editionseinheiten 9
- Geleitwort 21
- Vorwort 23
- EINFÜHRUNG 25
- 1. Einleitung und Forschungsstand 25
- 2. Die Stiftsherrschaft Klosterneuburg und ihre Verwaltung 30
- 2.1 Die Besitzungen des Klosters 30
- 2.2 Die Einkünfte der Stiftsherrschaft 35
- 2.3 Die Stiftsleitung: Propst, Dechant und Oberkellerer 39
- 2.4 Allgemeine Tendenzen in der Stiftsverwaltung im ausgehenden Mittelalter und in der Zeit der Konfessionalisierung 45
- 2.5 Die Amtsträger und der Verwaltungsaufbau vom frühen 16. bis Mitte des 17. Jahrhunderts 52
- 2.6 Die Herrschaftsverwaltung von der Mitte des 17. Jahrhunderts bis zur Verwaltungsreform des Jahres 1786 59
- 3. Die Quellen 65
- ERLÄUTERUNGEN ZUR EDITION 79
- 1. Die Quellenüberlieferung 79
- 2. Die Editionseinheiten und deren Anordnung 95
- 3. Aufbau der Editionseinheiten 101
- 4. Editionsgrundsätze 107
- EDITION 111
- 1. Texte zur Reform der Verwaltung (Mitte des 16. Jahrhunderts) 111
- 2. Der landesfürstliche Anwalt 126
- 3. Das Hofmeisteramt 140
- 4. Die Rentkammer 257
- 5. Die Oberkammer 282
- 6. Die Registratur 362
- 7. Die einzelnen Herrschaften, der Meierhof in Tuttendorf und der Lesehof in Krems 370
- 7.1 Instruktion für den Meierhof in Tuttendorf sowie Bestallung und Revers des Meiers 370
- 7.2 Instruktion und Revers des Verwalters des Hofes in Krems 376
- 7.3 Instruktionen für den Pfleger der Herrschaft Hagenbrunn 380
- 7.4 Instruktion für den Pfleger der Herrschaft Atzenbrugg 385
- 7.5 Instruktion für den Rentschreiber in Prinzendorf 388
- 7.6 Instruktion für den Rentschreiber in Stoitzendorf 392
- 7.7 Instruktion für Beamte auf der Herrschaft Prinzendorf 398
- 7.8 Erklärung des Justiziars der Herrschaft Hauskirchen 402
- 8. Das Kammeramt 404
- 9. Die Forstwirtschaft 423
- 9.1 Instruktionen für den Förster 423
- 9.2 Instruktionen für den Förster für die jenseits der Donau gelegenen Forstgebiete (Tuttenhof) 472
- 9.3 Instruktion für den Förster in der Schwarzen Lacken 482
- 9.4 Instruktion für den Förster über die Holzausgabe an die Klosterbediensteten 487
- 9.5 Reverse von Förstern 489
- 10. Kelleramt, Weinbau und Weinzehent 493
- 10.1 Kellerordnung 493
- 10.2 Instruktion für die Weingärten 518
- 10.3 Instruktionen für den Weinkellner 520
- 10.4 Instruktion für den Hofbinder 554
- 10.5 Instruktion für die Zehenthandler und Paktisten 559
- 10.6 Instruktion für den Zehenteinbringer in Höflein 562
- 10.7 Instruktionen für den Weinkellner über die Weinausspeisung an die Klosterbediensteten 563
- 10.8 Instruktion für den Kellermeister über die Weinausspeisung an die Untertanen 574
- 10.9 Instruktion für den Weinbeschreiber 582
- 10.10 Heiratsrevers eines Weinzehenthandlers 584
- 11. Das Küchenamt 585
- 12. Das Pfisteramt 609
- 13. Das Spital und die Stiftsapotheke 650
- 14. Der Pferdestall und das Fuhrwesen 679
- 15. Angestellte und Handwerker 709
- 16. Die Donauschifffahrt 724
- 17. Die Kanzleiordnung aus dem Jahr 1786 und damit in Verbindung stehende Texte 730
- VERZEICHNISSE UND REGISTER 783
- 1. Quellen- und Literaturverzeichnis 783
- 2. Abkürzungsverzeichnis 798
- 3. Maße, Gewichte und Geldeinheiten 799
- 4. Pröpste des Stiftes Klosterneuburg 800
- 5. Glossar 801
- 6. Personenregister 841
- 7. Ortsregister 845
- 8. Sachregister 848