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Einführung
Anfang des 17. Jahrhunderts gewann das Oberkellereramt offenbar wei-
ter an Bedeutung. So mussten nun Rechtsgeschäfte, die die Freiheiten des
Klosters, das alte Herkommen und die Gerechtigkeit der Untertanen tan-
gierten, vom Hofmeister nicht mehr unmittelbar an den Prälaten , sondern
an den Oberkellerer gemeldet werden.104 Außerdem war die Anwesenheit
des Oberkellerers auch bei der Aufrichtung von Verträgen und Kaufbriefen
sowie bei Testamentshandlungen erforderlich und es oblag ihm auch, diese
zu siegeln und zu unterfertigen.105 Wichtige Schriftstücke wie Gewereaus-
züge musste der Oberkellerer selbst mit Siegel und Unterschrift ausferti-
gen.106 Die Mitarbeiter der Oberkammer waren in den Amtsgeschäften dem
dortigen leitenden Beamten, dem Grundschreiber , unterworfen, darüber
hinausgehend aber dem Oberkellerer .107
Ungefähr Mitte des 17. Jahrhunderts wurde neben der Oberkammer die
Rentkammer unter der Leitung des Hofmeisters als zweite oberste Ver-
waltungseinheit etabliert. Abgesehen von zahlreichen Überschneidungen
bzw. Ausnahmen in spezifischen Materien war die Oberkammer für die
Verwaltung der südlich der Donau gelegenen Besitzungen bzw. Unterta-
nen zuständig, die Rentkammer für jene nördlich der Donau .108 Nach der
Reform hatte der Oberkellerer auch Aufsichtsfunktionen auf der Rentkam-
mer . So durfte der Hofmeister die Bestiftung von öden und heimgesagten
Häusern nur mit dessen Vorwissen vornehmen,109 ebenso war seine Anwe-
senheit bei verschiedenen in die Zuständigkeit des Hofmeisters fallenden
Angelegenheiten wie beispielsweise bei den Verlassenschaftsabhandlungen
von Stiftsbediensteten oder bei der Aufrichtung von Verträgen und Kauf-
briefen von Untertanen aus den Vierteln ober und unter dem Manhartsberg
erforderlich.110 Auch die Waisengelder auf der Rentkammer durfte der Hof-
meister , zumindest ab dem 18. Jahrhundert, nur unter der Aufsicht des
Oberkellerers veranlagen.111 Außerdem war der Oberkellerer in Stellvertre-
tung des Propstes zusammen mit dem Hofmeister auch für die Abhandlung
von Malefiz - und Strafsachen sowie Injurienhändeln zuständig.112
104 Nr. 17 , § 2; Nr. 18 , § 2.
105 Diese Aufgabe hatte er sowohl auf der Oberkammer (z. B. Nr. 19 , § 4; Nr. 45 , § 2; Nr. 53 § 3)
als auch auf der Rentkammer (z. B. Nr. 37 , § 1; Nr. 19 , § 4). Im 18. Jahrhundert waren die
genannten Schriftstücke auf der Rentkammer vom Oberkellerer und vom Hofmeister zu
unterfertigen (Nr. 23 , § 3).
106 Nr. 54, § 17.
107 Nr. 52 , § 5.
108 Siehe S. 59 .
109 Nr. 37 , § 8.
110 Nr. 23 , § 3.
111 Nr. 23 , § 4; Nr. 25 , § 5.
112 Nr. 25 , § 5; Nr. 52 , § 12.
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INSTRUKTIONEN UND ORDNUNGEN DER STIFTSHERRSCHAFT KLOSTERNEUBURG
Quellen zur Verwaltung sowie zur Land- und Forstwirtschaft einer geistlichen Grundherrschaft in der Frühen Neuzeit
- Title
- INSTRUKTIONEN UND ORDNUNGEN DER STIFTSHERRSCHAFT KLOSTERNEUBURG
- Subtitle
- Quellen zur Verwaltung sowie zur Land- und Forstwirtschaft einer geistlichen Grundherrschaft in der Frühen Neuzeit
- Editor
- Josef Löffler
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2021
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21304-8
- Size
- 15.5 x 23.0 cm
- Pages
- 876
- Categories
- Geschichte Vor 1918
Table of contents
- Verzeichnis der Editionseinheiten 9
- Geleitwort 21
- Vorwort 23
- EINFÜHRUNG 25
- 1. Einleitung und Forschungsstand 25
- 2. Die Stiftsherrschaft Klosterneuburg und ihre Verwaltung 30
- 2.1 Die Besitzungen des Klosters 30
- 2.2 Die Einkünfte der Stiftsherrschaft 35
- 2.3 Die Stiftsleitung: Propst, Dechant und Oberkellerer 39
- 2.4 Allgemeine Tendenzen in der Stiftsverwaltung im ausgehenden Mittelalter und in der Zeit der Konfessionalisierung 45
- 2.5 Die Amtsträger und der Verwaltungsaufbau vom frühen 16. bis Mitte des 17. Jahrhunderts 52
- 2.6 Die Herrschaftsverwaltung von der Mitte des 17. Jahrhunderts bis zur Verwaltungsreform des Jahres 1786 59
- 3. Die Quellen 65
- ERLÄUTERUNGEN ZUR EDITION 79
- 1. Die Quellenüberlieferung 79
- 2. Die Editionseinheiten und deren Anordnung 95
- 3. Aufbau der Editionseinheiten 101
- 4. Editionsgrundsätze 107
- EDITION 111
- 1. Texte zur Reform der Verwaltung (Mitte des 16. Jahrhunderts) 111
- 2. Der landesfürstliche Anwalt 126
- 3. Das Hofmeisteramt 140
- 4. Die Rentkammer 257
- 5. Die Oberkammer 282
- 6. Die Registratur 362
- 7. Die einzelnen Herrschaften, der Meierhof in Tuttendorf und der Lesehof in Krems 370
- 7.1 Instruktion für den Meierhof in Tuttendorf sowie Bestallung und Revers des Meiers 370
- 7.2 Instruktion und Revers des Verwalters des Hofes in Krems 376
- 7.3 Instruktionen für den Pfleger der Herrschaft Hagenbrunn 380
- 7.4 Instruktion für den Pfleger der Herrschaft Atzenbrugg 385
- 7.5 Instruktion für den Rentschreiber in Prinzendorf 388
- 7.6 Instruktion für den Rentschreiber in Stoitzendorf 392
- 7.7 Instruktion für Beamte auf der Herrschaft Prinzendorf 398
- 7.8 Erklärung des Justiziars der Herrschaft Hauskirchen 402
- 8. Das Kammeramt 404
- 9. Die Forstwirtschaft 423
- 9.1 Instruktionen für den Förster 423
- 9.2 Instruktionen für den Förster für die jenseits der Donau gelegenen Forstgebiete (Tuttenhof) 472
- 9.3 Instruktion für den Förster in der Schwarzen Lacken 482
- 9.4 Instruktion für den Förster über die Holzausgabe an die Klosterbediensteten 487
- 9.5 Reverse von Förstern 489
- 10. Kelleramt, Weinbau und Weinzehent 493
- 10.1 Kellerordnung 493
- 10.2 Instruktion für die Weingärten 518
- 10.3 Instruktionen für den Weinkellner 520
- 10.4 Instruktion für den Hofbinder 554
- 10.5 Instruktion für die Zehenthandler und Paktisten 559
- 10.6 Instruktion für den Zehenteinbringer in Höflein 562
- 10.7 Instruktionen für den Weinkellner über die Weinausspeisung an die Klosterbediensteten 563
- 10.8 Instruktion für den Kellermeister über die Weinausspeisung an die Untertanen 574
- 10.9 Instruktion für den Weinbeschreiber 582
- 10.10 Heiratsrevers eines Weinzehenthandlers 584
- 11. Das Küchenamt 585
- 12. Das Pfisteramt 609
- 13. Das Spital und die Stiftsapotheke 650
- 14. Der Pferdestall und das Fuhrwesen 679
- 15. Angestellte und Handwerker 709
- 16. Die Donauschifffahrt 724
- 17. Die Kanzleiordnung aus dem Jahr 1786 und damit in Verbindung stehende Texte 730
- VERZEICHNISSE UND REGISTER 783
- 1. Quellen- und Literaturverzeichnis 783
- 2. Abkürzungsverzeichnis 798
- 3. Maße, Gewichte und Geldeinheiten 799
- 4. Pröpste des Stiftes Klosterneuburg 800
- 5. Glossar 801
- 6. Personenregister 841
- 7. Ortsregister 845
- 8. Sachregister 848