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2. Die Stiftsherrschaft Klosterneuburg und ihre Verwaltung
Amtsträger im Weinkellneramt und im Küchenamt durch Konventualen.
Hausmanstetter hielt sich wegen seiner aufwändigen Bereisung der Stifts-
güter für die Erstellung neuer Urbare 128 sowie aufgrund seiner politischen
Ämter oft längere Zeit außerhalb des Stiftes auf – so verbrachte er im
Jahr 1510 allein zwanzig Wochen beim Kaiser in Augsburg –, weshalb er
die Verwaltung des Stiftes während seiner Abwesenheit an den von ihm
mit weitreichenden Kompetenzen ausgestatteten Dechanten übertrug. Die
kostspieligen Reisen des Prälaten führten im Konvent offenbar zu ziemli-
chem Unmut, jedenfalls sah sich der Dechant zur Resignation veranlasst. In
der sich zuspitzenden Auseinandersetzung zwischen Kapitel und Vorsteher
wurde auch der Vorwurf erhoben, dass das Stift unter der Regierung des
Propstes wirtschaftlichen Schaden nehme. Der Kaiser ließ daraufhin die
Rechnungsführung untersuchen, die Vorwürfe erwiesen sich allerdings als
ungerechtfertigt. Um derartige Auseinandersetzungen zu vermeiden, ord-
nete Maximilian I. an, dass alle Verwaltungsämter in Hinkunft mit Laien
zu besetzen seien,129 der Hofmeister sollte nun sowohl dem Kaiser als auch
dem Propst verantwortlich sein.130 Vor allem das seit jeher von einem Stifts-
mitglied bekleidete Oberkellereramt wollte man von Seiten des Konvents
nicht in die Hände eines Laien legen, weil damit auch die Verwahrung
der Grundbücher verbunden war.131 Im Jahr 1517 wurde die Verfügung
von Maximilian I. schließlich wieder zurückgenommen und das Stift in
seine alten Rechte eingesetzt.132 Nichtsdestotrotz zeigten sich hier zwei
Tendenzen, die für das folgende Jahrhundert prägend sein sollten, nämlich
einerseits die massiven Eingriffe des Landesfürsten in die inneren Belange
der Stiftsverwaltung und andrerseits die zunehmende Verweltlichung des
Verwaltungspersonals.
Die erste überlieferte Instruktion für den Hofmeister aus dem Jahr 1525
unterstellte diesem alle weltlichen Diener mit Ausnahme des Rentmeisters ,
über dessen Amtsführung sich der Prälat die unmittelbare Kontrolle vorbe-
hielt.133 Unter diesen weltlichen Amtsträgern befanden sich ein Förster , ein
128 Siehe S. 32 f.
129 StAKl, Briefe Hechtl, Paperl, Hausmanstetter, Nr. 184: Relation über die Vorwürfe gegen
Propst Georg II. (undatiert).
130 StAKl, Briefe Hechtl, Paperl, Hausmanstetter, Nr. 194: Abschrift eines Mandats Maximi-
lians I. an den Propst Georg II. und den Konvent mit einer von den landesfürstlichen Behör-
den konzipierten und vom Propst auszustellenden Urkunde im Anhang (13. November 1517).
131 StAKl, Briefe Hechtl, Paperl, Hausmanstetter, Nr. 194: Schreiben wegen der Neubesetzung
der Ämter (undatiert). Das Schreiben stammt wohl von Hausmanstetter und dürfte an einen
Rat des Kaisers adressiert sein.
132 StAKl, Briefe Hechtl, Paperl, Hausmanstetter, Nr. 194: Abschrift eines Mandats Maximi-
lians I. an den Propst Georg II. und den Konvent mit einer von den landesfürstlichen Behör-
den konzipierten und vom Propst auszustellenden Urkunde im Anhang (13. November 1517).
133 Nr. 7 , § 4.
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INSTRUKTIONEN UND ORDNUNGEN DER STIFTSHERRSCHAFT KLOSTERNEUBURG
Quellen zur Verwaltung sowie zur Land- und Forstwirtschaft einer geistlichen Grundherrschaft in der Frühen Neuzeit
- Title
- INSTRUKTIONEN UND ORDNUNGEN DER STIFTSHERRSCHAFT KLOSTERNEUBURG
- Subtitle
- Quellen zur Verwaltung sowie zur Land- und Forstwirtschaft einer geistlichen Grundherrschaft in der Frühen Neuzeit
- Editor
- Josef Löffler
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2021
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21304-8
- Size
- 15.5 x 23.0 cm
- Pages
- 876
- Categories
- Geschichte Vor 1918
Table of contents
- Verzeichnis der Editionseinheiten 9
- Geleitwort 21
- Vorwort 23
- EINFÜHRUNG 25
- 1. Einleitung und Forschungsstand 25
- 2. Die Stiftsherrschaft Klosterneuburg und ihre Verwaltung 30
- 2.1 Die Besitzungen des Klosters 30
- 2.2 Die Einkünfte der Stiftsherrschaft 35
- 2.3 Die Stiftsleitung: Propst, Dechant und Oberkellerer 39
- 2.4 Allgemeine Tendenzen in der Stiftsverwaltung im ausgehenden Mittelalter und in der Zeit der Konfessionalisierung 45
- 2.5 Die Amtsträger und der Verwaltungsaufbau vom frühen 16. bis Mitte des 17. Jahrhunderts 52
- 2.6 Die Herrschaftsverwaltung von der Mitte des 17. Jahrhunderts bis zur Verwaltungsreform des Jahres 1786 59
- 3. Die Quellen 65
- ERLÄUTERUNGEN ZUR EDITION 79
- 1. Die Quellenüberlieferung 79
- 2. Die Editionseinheiten und deren Anordnung 95
- 3. Aufbau der Editionseinheiten 101
- 4. Editionsgrundsätze 107
- EDITION 111
- 1. Texte zur Reform der Verwaltung (Mitte des 16. Jahrhunderts) 111
- 2. Der landesfürstliche Anwalt 126
- 3. Das Hofmeisteramt 140
- 4. Die Rentkammer 257
- 5. Die Oberkammer 282
- 6. Die Registratur 362
- 7. Die einzelnen Herrschaften, der Meierhof in Tuttendorf und der Lesehof in Krems 370
- 7.1 Instruktion für den Meierhof in Tuttendorf sowie Bestallung und Revers des Meiers 370
- 7.2 Instruktion und Revers des Verwalters des Hofes in Krems 376
- 7.3 Instruktionen für den Pfleger der Herrschaft Hagenbrunn 380
- 7.4 Instruktion für den Pfleger der Herrschaft Atzenbrugg 385
- 7.5 Instruktion für den Rentschreiber in Prinzendorf 388
- 7.6 Instruktion für den Rentschreiber in Stoitzendorf 392
- 7.7 Instruktion für Beamte auf der Herrschaft Prinzendorf 398
- 7.8 Erklärung des Justiziars der Herrschaft Hauskirchen 402
- 8. Das Kammeramt 404
- 9. Die Forstwirtschaft 423
- 9.1 Instruktionen für den Förster 423
- 9.2 Instruktionen für den Förster für die jenseits der Donau gelegenen Forstgebiete (Tuttenhof) 472
- 9.3 Instruktion für den Förster in der Schwarzen Lacken 482
- 9.4 Instruktion für den Förster über die Holzausgabe an die Klosterbediensteten 487
- 9.5 Reverse von Förstern 489
- 10. Kelleramt, Weinbau und Weinzehent 493
- 10.1 Kellerordnung 493
- 10.2 Instruktion für die Weingärten 518
- 10.3 Instruktionen für den Weinkellner 520
- 10.4 Instruktion für den Hofbinder 554
- 10.5 Instruktion für die Zehenthandler und Paktisten 559
- 10.6 Instruktion für den Zehenteinbringer in Höflein 562
- 10.7 Instruktionen für den Weinkellner über die Weinausspeisung an die Klosterbediensteten 563
- 10.8 Instruktion für den Kellermeister über die Weinausspeisung an die Untertanen 574
- 10.9 Instruktion für den Weinbeschreiber 582
- 10.10 Heiratsrevers eines Weinzehenthandlers 584
- 11. Das Küchenamt 585
- 12. Das Pfisteramt 609
- 13. Das Spital und die Stiftsapotheke 650
- 14. Der Pferdestall und das Fuhrwesen 679
- 15. Angestellte und Handwerker 709
- 16. Die Donauschifffahrt 724
- 17. Die Kanzleiordnung aus dem Jahr 1786 und damit in Verbindung stehende Texte 730
- VERZEICHNISSE UND REGISTER 783
- 1. Quellen- und Literaturverzeichnis 783
- 2. Abkürzungsverzeichnis 798
- 3. Maße, Gewichte und Geldeinheiten 799
- 4. Pröpste des Stiftes Klosterneuburg 800
- 5. Glossar 801
- 6. Personenregister 841
- 7. Ortsregister 845
- 8. Sachregister 848